18660923 01 Storm Alpennordseite: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Föhnsturm vom 23. September 1866'''<br/>  
'''Föhnsturm vom 23. September 1866'''<br/>  
Wenn daher im Folgenden einige von den diesbezüglichen Mittheilungen, welche Dufour in seinen Untersuchungen über den Föhn vom 23. September 1866 mit grosser Sorgfalt zusammengestellt
hat, auszugsweise wiedergegeben werden, so haben diese Angaben selbstverständlich nur relativen Werth und können für eine vergleichende Schätzung des verschiedenen Intensitätsgrades,
mit welchem der Föhn an den verschiedenen Orten auftrat, füglich nicht verwendet werden; ja es muss sogar bedenklich erscheinen, wenn D u f o u r aus diesen Mittheilungen den Schluss zieht, dass der Föhn vom 23. September auf den hoch gelegenen Bergstationen, wie St. B ernhard, Zermatt, Grächen, Simplon, St.Gotthard, Bernardino und anderen, weniger heftig aufgetreten sei als in den meisten tiefer gelegenen Thalstationen.<br/>
Aus den nachstehenden ganz allgemein gehaltenen Mittheilungen wird sich von selbst ergeben, dass sie zu einer derartigen Schlussfolgerung durchaus nicht berechtigen.<br/>
Auch in anderen Fällen als in dem eben besprochenen entwickelt der Föhn stellenweis eine ganz unglaubliche Vehemenz, selbst in Thalgebieten, in denen er im Allgemeinen weniger häufig und weniger heftig auftritt.<br/>
Es ist dies namentlich der Fall in denjenigen Querthälern der Centralalpen, die die Längsaxe des Gebirges rechtwinklig schneiden und in ihrem treppenförmig ansteigenden Stufenbau einen
Wechsel von Engschluchten und erweiterten Becken bieten, wie sie sich sehr gut ausgeprägt finden in dem zwischen Meiringen und der Grimsel liegenden Theile des Aarethales, das unter dem Namen des Oberhasli bekannt ist.<br/>
Steigt man von Meiringen aus dem Laufe der Aare entgegen, so gelangt man zur finsteren Schlauche, der ersten jener Felsengassen, die sich die Wasser der Aare durch den Querriegel des K irchets gesägt haben.<br/>
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A m oberen A usgange
dieses Engpasses öffnet sich ein weiter elliptisch gestalteter T h alkessel,
dessen sehr bezeichnender N am e im G ru n d schon d arau fhindeutet, dass er vor Zeiten ebenso wie der flache Thalboden von
M eiringen, d er von den W assern des dam als noch vereinigten
Brienzer- und Thunersees überfluthet war, einen Bergsee bildete,
der erst nach dem R ü c k tritt des grossen vom K irchet bis über
T hun hinaus reichenden Aaresees durch die Einsägung der finsteren
Schlauche d rain irt wurde. A m Südende dieses ehemaligen
Seebeckens von H asli im G rund treten die Felsenpiedestale der
beiderseitigen Thalw ände wieder so dicht an einander heran, dass
sie zwischen den W eilern der äusseren und inneren U rweid eine
enge schluchtartige Gasse bilden, die von dem an der rechten
Thalseite niederschäum enden Zubenbache den N am en au f Zuben
erhalten h at und eben n u r so breit ist, dass Strom- und Saum strasse
m it M ühe neben einander sich hindurchw inden können.
H a t m an diese enge Schlucht hinter sich, so b etritt m an bei den
H ü tte n der inneren Urweid eine flache T halm ulde, die zwar bedeutend
schm aler ist als die von im G runcl, aber durch den
N am en des hier liegenden W eilers im B oden ganz ebenso richtig
als alter Seeboden charakterisirt wird, wie jene, und je tzt zahlreiche
Law inen aufnim m t, die hier im W in ter und F rü h ja h r ihre
unermesslichen Schneelasten von den umliegenden Bergen herabwälzen.
D a, wo das Ritzlihorn seinen Felsenfuss breit und massig
ins T hal stellt, verengt sich die Sohle desselben aberm als derartig,
dass der zur Grimsel em porführeude Saum pfad, d a er neben
dem Strom keinen R aum m ehr findet, stellen weis in die linksseitige
Felsw and eingesprengt werden musste, welche hiervon den
N am en der gesprengten F lu h erhalten hat. Bei den H äusern der
alten Z ollstatt im A egerstein weitet sichs wieder und m an b etritt
die flache Sohle der H ochthalm ulde von G uttannen, die in ihrer
länglich elliptischen G estaltung auffallend an das Becken von
im G rund erinnert, n u r dass dort m annshohes G etreide gedeiht,
w ährend hier blos noch M atten und Nadelholzwälder den Boden
bekleiden. A uch dieses Thalbecken ist gegen Süden zu durch ein
gewaltiges B ergthor geschlossen, das westlich vom Ritzlihorn, östlich
vom Strahlhorn überragt wird. H a t m an dieses mächtige
Felsenportal, dessen Pfosten a u f der einen Seite von der Gstelliegg,
au f der ändern von den W änden der M ittagfluh gebildetwerden, hinter sich, so erreicht m an m it U eberschreitung der
Tschingelm attbrücke eine lang gestreckte Thalm ulde, deren Sohle
durch die beiden jä h abstürzenden Stufen der Stäubeten und des
H andeckfalles in drei sehr deutlich gesonderte E tagen getheilt
wird, die wie Treppenstufen in verschiedenen H öhen über einander
liegen. O berhalb der höchsten dieser drei T halstufen bei dem
sogenannten Säum erstein legt sich aberm als ein m ächtiger F elsenquerriegel
vor, der sich vom F uss des A elplistocks zu den A usläufern
der G elm erhörner hinüberzieht und vom Strom am G runde
einer tief eingeschnittenen E rosionsschlucht in zahlreichen F ällen
durchbrochen wird, während der Saum pfad hoch über den tosenden
W assern zwischen dem fahlen von Gletscherschliff geglätteten
Felsengebuckel der hellen P latte sich dahinw indet, um an der
Stockstege den Räterichsboden zu erreichen, die letzte T halstufe
diesseits der Passhöhe der Grimsel.
W ie die W asser des gletschergeborenen Aarestrom es in den
engen Felsschluchten, welche die eben charakterisirten T halm ulden
und ehemaligen Seebecken von einander abschnüren, am wildesten
schäumen und zu weissem G ischt zerpeitseht die grauen G ranit-
. blocke um brausen, die ihr B ett verengen, so steigert sich auch die
H eftigkeit des Föhns, wenn er von der Grim sel herabrasend in
den K lüften dieser m ächtigen Felsenthore, die ihm den W eg versperren,
sich fängt, zu w ahrhaft furchtbarer W utli, der nichts zu
widerstehen verm ag, was nicht un tren n b ar m it dem Boden verwachsen
ist.
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Version vom 1. März 2017, 21:25 Uhr

Quick Facts

Type of Event Foehn storm
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Alps and north of Alps
Time / Duration Long-time event
Date 23.09.1866 in the morning
Magnitude / Dimension >120km/h
Damage / Impact -
Fatalities -
Injuries -
Report Source historical reports
Remarks -


Ereignis

Föhnsturm vom 23. September 1866


Diese Südwestström ungen scheinen die ersten an die Gipfel des J u r a anprallenden V orläufer des grossen Sturm es gewesen zu sein, der sich bald d ara u f über der ganzen Schweiz entfesseln sollte. Am A bend des 21. beginnt er auch noch an einigen anderen P u n k ten zu wehen : so im Ju ra, zu Ponts und la C haux de F onds, im schweizerischen F lachlande zu Trogen, im Hochgebirge zu Medels, S talla und Revers. W ährend der N acht vom 21. zum 22. hält er m it grosser H eftigkeit an in Ste. Croix, Chaum ont und a u f dem W eissenstein und nim m t seinen A nfang a u f dem Rigi, in Chur und Churwaldeu. W ährend nun an den genannten O rten der Süd, Südwest und Südost schon seit mehreren Stunden m it grosser H eftigkeit herrschte, w ar a u f den anderen schweizerischen S tatio n en , besonders den den A lpen am nächsten gelegenen, die A tm osphäre noch vollkommen ruhig. So verläuft au f dem Splügen, in Reichenau, A ltstätten , Glarus, Zug, A lto rf und Engelberg der 21. Septem ber durchaus ungestört und erst am Morgen des 22. oder gegen die M itte dieses Tages hin m acht sich hier wie au f den übrigen Stationen Föhnbewegung fühlbar. Interessant ist es hierbei festzustellen, dass bei einer grossen A nzahl sehr entfernt von einander gelegener Stationen der Sturm ganz plötzlich und fast gleichzeitig zwischen 11 und 12 U h r M ittags losbrach. So beginnt er um 10 h in Rex, um 11 h in G larus und A ltstätteu , um 12 h in R eckingen, G rächen, Zerm a tt, G liss, F ru tig en , Sallanches und St. G allen. Am N achm ittag des 22. und in der d ara u f folgenden N acht beginnt der F ö h n , resp. nim m t seinen F ortgang a u f allen den schweizerischen Stationen, die überhaupt während dieser Periode von ihm berührt worden sind. Doch ist hiebei zu bem erken, dass er in Stans, Zürich und Schaffhausen erst am 23. im V erla u f des Morgens oder gegen M ittag zu wehen begann. A uch gelangten an diesem T age vereinzelte Föhnstösse an Orte, wo der F öhn im Allgemeinen äusserst selten und imm er n u r von kurzer D auer ist. Solche Stösse wurden wahrgenommen zu Gully um 3 h, zu L ausanne gegen 4 h pm. H ieraus ergiebt sich also, dass die am höchsten und den A lpen am nächsten gelegenen Stationen keineswegs am frühesten vom F öhn erreicht wurden, und es ist überaus beachtensw erth, dass am 21. und in der N ach t vom 21. zum 22., als der Sturm im J u ra , in Trogen und an anderen O rten des schweizerischen M ittellandes schon geraum e Zeit wehte, a u f G ebirgsstationen wie Ju lier, Splügen, A nderm att, G rächen, Z erm att etc. noch vollkommene R uhe in der A tm osphäre herrschte, was wiederum dafür spricht, dass die Luftbew egung nicht von Süd nach Nord, sondern von Nordwesten her gegen die A lpen hin sich fortpflanzte.

1). Oe r 11 i c h e V e r t h e i l u n g d e r L u f t b e w e g u n g. Fassen wir nun auch die A rt und W eise ins A uge, wie die Luftbew egung beim Föhn vom 23. September über das A lpengebiet vertheilt w ar, so gelangen wir zu höchst eigenthiimlichen E r gebnissen, die für eine allgemeine C harakteristik unseres Sturm phänom ens von W ichtigkeit sein dürften. A us den Beobachtungen, die über den in Rede stehenden F all angestellt w urden, geht hervor, dass der Föhn in den T hälern der A lpen länger und stärker geherrscht h a t als über dem schweizerischen Flachland. A u f diesem ganzen H ochplateau vom J u ra bis zum Bodensee war die Luftbew egung weit weniger heftig, stellenweis sogar kaum w ahrnehm bar, überall von kürzerer D auer als in den höher gelegenen G ebirgsthälern ; ausserdem aber erhellt aus ihnen, dass der F öhn in den östlichen Theilen dieser zwischen A lpen und J u ra sich hinziehenden T halm ulde entschieden deutlicher ausgesprochen w ar als in den m ittleren und westlichen Gebieten derselben. Folgende Nachweise mögen dies bestätigen x). Innerhalb des T hallabyrinths des Bündenerbodens herrschte der Föhn in der Zeit vom 22. bis 24. Septem ber sowohl au f allen hochgelegenen Bergstationen, besonders au f dem Ju lier und B ernardin, als auch a u f den tiefer gelegenen Thalstationen, besonders im Rheinthal, m it grosser H eftigkeit. Ebenso w ar er weiter nördlich in St. G allen, Zürich und a u f dem U etli ziemlich heftig, schwach dagegen oder so g ut wie gar nicht w ahrnehm bar an der ganzen Nord- und Nordostgrenze der Schweiz: in Kreuzlingen, F rau en feld , W in terthur, Schaff’h au sen , L o h n , Z urzach, Bözberg, M uri, A arau , O lten, Solothurn etc. Indessen die Tem peratur, welche die L u ft am 23. und 24. a u f den genannten Stationen zeigte, beweist zur Genüge, dass wohl Föhnstösse bis in diese Gegend gelangten, aber von der K ra ft ihrer Bewegung bereits ein g u t Theil eingebiisst hatten. In dem noch weiter nördlich am deutschen U fer des Bodensees gelegenen Friedrichshafen war der Föhn auffallender W eise viel deutlicher ausgesprochen als in den oben genannten der A lpenkette näher gelegenen Schweizerstationen. W ie in G raubünden so tra t der Föhn auch sehr heftig au f in den T hälern der inneren Schweiz, nam entlich in G larus, A ltorf, Schwyz, Einsiedeln und Zug. V on gleicher H eftigkeit, aber kürzerer D auer w ar er in Luzern. A usserordentlich m erkwürdig und fast unerklärbar ist die T hatsache, dass, während am 24. hier und in der ganzen U m gebung des Luzernersees der heftigste Föhnsturm raste, a u f dem nahe gelegenen P ilatus die L u ft vollständig ruhig blieb. Sehr entschieden m achte sich der Föhn vom 23. Septem ber auch in dem sonst seltener von ihm heimgesuchten Berneroberlande geltend, wo er besonders a u f der Grimsel und in G uttannen wie im ganzen H aslithale mehrere Tage lang herrschte. A uch in Brienz, Interlaken und G rindelw ald hielt er den 22. und 23. m it grosser H eftigkeit an; weniger entschieden tra t er während dieser beiden Tage in St. Beatenberg auf, wo er sich erst in der N acht vom 24. zum 25. deutlicher fühlbar machte. Zu Bern ist von einer eigentlichen Föhnbewegung in den unteren L uftschichten nichts wahrzunehmen ; es herrschen w ar als in den m ittleren und westlichen Gebieten derselben. Folgende Nachweise mögen dies bestätigen x). Innerhalb des T hallabyrinths des Bündenerbodens herrschte der Föhn in der Zeit vom 22. bis 24. Septem ber sowohl au f allen hochgelegenen Bergstationen, besonders au f dem Ju lier und B ernardin, als auch a u f den tiefer gelegenen Thalstationen, besonders im Rheinthal, m it grosser H eftigkeit. Ebenso w ar er weiter nördlich in St. G allen, Zürich und a u f dem U etli ziemlich heftig, schwach dagegen oder so g ut wie gar nicht w ahrnehm bar an der ganzen Nord- und Nordostgrenze der Schweiz: in Kreuzlingen, F rau en feld , W in terthur, Schaff’h au sen , L o h n , Z urzach, Bözberg, M uri, A arau , O lten, Solothurn etc. Indessen die Tem peratur, welche die L u ft am 23. und 24. a u f den genannten Stationen zeigte, beweist zur Genüge, dass wohl Föhnstösse bis in diese Gegend gelangten, aber von der K ra ft ihrer Bewegung bereits ein g u t Theil eingebiisst hatten. In dem noch weiter nördlich am deutschen U fer des Bodensees gelegenen Friedrichshafen war der Föhn auffallender W eise viel deutlicher ausgesprochen als in den oben genannten der A lpenkette näher gelegenen Schweizerstationen. W ie in G raubünden so tra t der Föhn auch sehr heftig au f in den T hälern der inneren Schweiz, nam entlich in G larus, A ltorf, Schwyz, Einsiedeln und Zug. V on gleicher H eftigkeit, aber kürzerer D auer w ar er in Luzern. A usserordentlich m erkwürdig und fast unerklärbar ist die T hatsache, dass, während am 24. hier und in der ganzen U m gebung des Luzernersees der heftigste Föhnsturm raste, a u f dem nahe gelegenen P ilatus die L u ft vollständig ruhig blieb. Sehr entschieden m achte sich der Föhn vom 23. Septem ber auch in dem sonst seltener von ihm heimgesuchten Berneroberlande geltend, wo er besonders a u f der Grimsel und in G uttannen wie im ganzen H aslithale mehrere Tage lang herrschte. A uch in Brienz, Interlaken und G rindelw ald hielt er den 22. und 23. m it grosser H eftigkeit an; weniger entschieden tra t er während dieser beiden Tage in St. Beatenberg auf, wo er sich erst in der N acht vom 24. zum 25. deutlicher fühlbar machte. Zu Bern ist von einer eigentlichen Föhnbewegung in den unteren L uftschichten nichts wahrzunehmen ; es herrschen

Schäden

Friedrichshafen.
Die Wellen des Sees wurden von dem Föhn mit furchtbarer Gewalt gegen die Ufer getrieben; sie schlugen an die Ufer- und Häusermauern an, dass das Wasser haushoch aufspritzte
und zwischen zwei Häuserreihen hindurch auch die Dächer der jenseits der Strasse liegenden Häuser nässte.
Die Stadtmauer gegen den See wurde auf zwei Meter Stärke durchbrochen

Luzern.
Diesmal entwickelte der Föhn eine Heftigkeit, wie er sie seit dem Jahre 1857 nicht mehr gezeigt hat.
In Vitznau, Wäggis und Meggen hat er die Bäume stark beschädigt.
Viele sind entwurzelt worden, oder haben ihre Blätter und Früchte verloren.

Guttannen.
Der Orkan war schon am 22. auf der Grimsel wie in Guttannen sehr heftig.
Beim Grimselhospiz bekundet er sich meist nur durch Erhöhung der Temperatur; erst einige Kilometer weiter thalabwärts wird die Bewegung der Luft fühlbar und immer deutlicher,
je weiter man hinabsteigt. Der Föhn vom 23. trat also ausnahmsweise schon beim Hospiz als ein wahrer Orkan auf.

Simplon.
Der Föhn wehte am 23. und 24. mit ungewöhnlicher Stärke; seine Heftigkeit war so gross, dass trotz der Doppelfenster das Wasser in die Gemächer des Hospizes drang.

Zermatt.
Der Föhn war sehr heftig. Auf dem Riffel wurde die Südwestseite des Hoteldaches stark beschädigt.

Gliss.
Im Lötschenthale erhob sich der Föhn am 23. Seit Menschengedenken war er nicht mehr so heftig wie diesmal.

Martigny.
Am 23. von 5 Va bis 8 Uhr Morgens raste der Sturm mit einer Wuth, wie er sie fast seit einem halben Jahrhundert nicht mehr gezeigt hatte.
In einem etwa 1000 m hoch gelegenen Walde am Chemin entwurzelte er mehr als hundert Lärchen.
In der Nähe von Martigny wurde das kurz vorher geschnittene Emd einer Wiese mit fortgeführt und zerstreut.

Val d! E ntrem oni.
Der Föhn wüthete am 23. in der ganzen Länge des Thaies auf das Furchtbarste.
Viele Bäume wurden zerbrochen. In Bovernier wurden die stärksten Kastanien niedergeworfen.

Bex.
Was die Intensität des Föhns vom 23. betrifft, so wissen sich unsere ältesten Greise seit dem Jahre 1813 an nichts Aehnliches zu erinnern.
In der Gemeinde Bex wurden mehr als tausend Bäume entwurzelt oder zerbrochen, unter ihnen auch der in der Mitte des Dorfes stehende Freiheitsbaum.
In unmittelbarer Nähe von Bex wurden vier grosse Eichen von 40 bis 50m Durchmesser mit der Wurzel aus dem Boden gerissen, mehrere andere mitten durch gespalten.
Beim Bahnhof von Bex wurden zwei grosse Bretterstösse vom Föhn demolirt; die Bretter wurden mit fortgerissen, wie Strohhalme durch die Luft gewirbelt und weit um hergestreut.

Frenières.
Am 22. wurden einige Obstbäume entwurzelt und mehrere Dächer stark beschädigt;
in den benachbarten Wäldern entwurzelte und warf der Föhn viele Bäume.

Les Plans.
Am Morgen des 23. zwischen 8 und 11 Uhr war der Sturm so stark, dass er Bäume entwurzelte, Dächer abdeckte und grosse Steine und dicke Balken mit fortführte.
In einem nahen Buchenwalde wurde ein halbes Dutzend Bäume auf einen Stoss niedergeworfen.

Ormonds.
Am 22. Abends zwischen 9 und 11 Uhr erreichte die Heftigkeit des Föhns ihr Maximum.
Um diese Zeit fanden die heftigsten Stösse Statt, wie man sie seit lange nicht wahrgenommen hatte.
Viele Bäume wurden entwurzelt, mehrere Dächer abgedeckt und die Schindeln weit um hergestreut.

Pays cV Evhaut.
Selten ist hier der Föhn so heftig gewesen wie diesmal. Er hat die Dächer mehrerer Häuser mit fortgeführt oder stark beschädigt.

Villeneuve.
Am Morgen des 23. gegen 10 Uhr wurde der Föhn so heftig, dass er die Ziegeln von den Dächern riss und in den Strassen um herstreute.
Im Weiler Chaude wurde eine Hüttenwand von ihm eingedrückt und mehrere Bäume umgeworfen.

Vevey.
Der Sturm entwickelte eine ungewöhnliche Stärke Seit Jahrzehnten sah man den See nicht so hoch gehen.

Vuadens.
Der Föhn zeigt sich hier sehr selten und nur dann , wenn er aussergewöhnlich heftig auftritt.
Am 23. September wurde er hier seit zwanzig Jahren zum erstenmal wieder wahrgenommen.

Samoens.
Im Grunde der Thäler war hier der Sturm weniger heftig; aber auf den Höhen warf er Bäume um , deckte Dächer ab, führte das geschnittene Getreide weit fort und peitschte die Körner aus den reifen Aehren.

Chamonix.
Der Wind stürzte vom Merde Glace herab und bohrte sich ins Thal hinein, wo er besonders in den Wäldern arge Verwüstungen anrichtete.

Ursachen- und Ereignisanalyse

Der Sturm vom 23. September 1866 kann als Typus eines gut ausgeprägten Herbstföhns angesehen werden.
Er ist von Dufour in einer Monographie sehr gründlich und allseitig untersucht worden.


3. Verhältniss der Minima zum Normaldruck.
Obgleich der atmosphärische Druck im ganzen centralen und westlichen Europa am 22. und 23. September 1866 unter seiner normalen Höhe stand,
so war doch seine Abweichung von dieser Normalhöhe in verschiedenen Ländergebieten eine ganz verschiedene.
Ueber dem Canal war am 22. der Luftdruck etwa 18mm unter der Normalhöhe, während er in der Schweiz zu derselben Zeit nur 6 bis 8mm unter dem Mittel sich befand.
An der Westküste Frankreichs betrug die Verminderung des Luftdrucks etwa 15mm.
Im Süden dieses Landes war sie etwas geringer, noch geringer im Südwesten Europas jenseits des Pyrenäengebirges.
In Italien , besonders im südlichen Theil dieser Halbinsel war der atmosphärische Druck gleich oder um ein geringer.

Es war sonach die absolute Depression in der westlichen und nördlichen Schweiz, sowie in den tief gelegenen Thalstationen stärker als auf der hohen Alpenkette.
Nachstehende Uebersicht giebt die annähernden Werte für den Abstand zwischen dem Normaldruck und dem Druck, wie er am 23. September beobachtet wurde: Nord Westküsten Europas — 15 bis — 22mm, Mittleres und südliches Deutschland — 10 bis — 17mm.


Die Vertheilung des atmosphärischen Druckes über Europa war also während dieser Föhnperiode eine sehr ungleichmässige.
Der Druck nahm ab in der Richtung einer Linie, die von Südost nach Nordwest verläuft.
Zwischen dem Alpengebiet und dem Canal betrug seine Verminderung am 22. September, also an dem Tage, an welchem der Föhn in der Schweiz zu wehen begann, IG bis 18 mm.
Diese Verminderung behielt am 23. und 24., wo der Föhn zu wirken fortfuhr, in gleichem Sinne Bestand.
Im Norden Europas, namentlich über der skandinavischen Halbinsel war der Druck am 22. ziemlich derselbe wie über dem Canal.
Er nahm also von den Alpen ausgehend auch gegen Norden hin ab ; aber wenn man die Entfernungen in Anschlag bringt, so stellt sich heraus, dass die Linie des stärksten Sturzes unverkennbar von Südost nach Nordwest verläuft und unmittelbar am Nordhang der Alpen die rascheste Abnahme Stattfand.

Am Südfuss der Alpen hat Lugano den 22. September südwestlichen, südlichen und südöstlichen Wolkenzug.
Ueber Faido ziehen die Wolken am gleichen Tage aus Süden; über Bellinzona zuerst aus Nord, dann gleichfalls aus Süd.
Die Jurastationen le Sentier, Ste. Croix, Chaumont, Neuchâtel, la Chaux de Fonds und Solothurn haben ausnahmslos während der Dauer der ganzen Föhnperiode südwestlichen Wolkenzug.
Am Nordfuss der Alpen verrieth der Wolkenzug in den oberen Regionen der Atmosphäre im Allgemeinen südliche Richtung der bewegten Luftmassen, während in den unteren südwestliche und südöstliche Strömungen vorherrschten.
Auf dem Splügen und in Altdorf zogen die Wolken beständig aus Süden; in Thusis und Grächen aus Süd und Südwest; in Bex aus Südwest und Westsüdwest bis zum 22., dem Tage, wo der Föhn begann; von da ab rein aus Süd.
Zu Martigny bewegten sich die Wolken der höchsten Regionen gleichfalls von Süd nach Nord, während tiefer unten und am Grunde des Thaies südöstliche Luftbewegung herrschte.
Im Gebiet der Ormondsthäler liessen sich deutlich zwei über einanderliegende Wolkenschichten unterscheiden.
Während die untere, die nach annähernder Schätzung in einer Höhe von 2700 m schwebte, vom Föhn mit grosser Schnelligkeit von Süd nach Nord getrieben wurde, bewegte sich die obere aus sehr leichtem Cirrostratusgewölk bestehende Schicht in der Richtung von Südwest nach Nordost.
Beachtenswerth und wichtig für die Theorie des Föhns ist die Thatsache, dass, während am 21. und 22. September, also zu der Zeit, wo der Föhn seinen Anfang nahm, die Richtung der Wolken auf den meisten Stationen eine südwestliche war, diese Richtung an den beiden folgenden Tagen ziemlich allgemein eine fast ausschliesslich südliche wird.
So zeigt der Wolkenzug in Montreux erst Südwest, dann Süd an; in Bex Südwest, dann Süd, am 25. sogar Südost; in Grächen West und Südwest, dann Süd; auf dem Simplon am 23. und 24. zur Zeit der grössten Heftigkeit des Sturm es Südwest, am 25. gleichfalls Süd; in Reckingen am 21. Südwest, am 23. und 24. Süd; in Rathhausen und Zug zuerst Südwest, dann Süd; in Altstätten Südwest, dann Süd und Südost; in Sargans, Thusis und Bevers Südwest, dann Süd.

Im Montavon, wo, wie wir oben gesehen haben, der Föhn vorwiegend aus Südosten kommt, ist er fast ausnahmslos von südwestlichem Wolkenzüge begleitet.
Auch auf anderen Stationen gemachte Beobachtungen bestätigen mit grosser Uebereinstimmung, dass, unabhängig von der ganz verschiedenen Richtung, welche der Föhn durch die Bodengestaltung in den unteren Regionen der Atmosphäre anzunehmen genöthigt wird, der diesen Wind begleitende Wolkenzug in den höheren Regionen, die von dem Bodenrelief nicht mehr beeinflusst werden, eine vorwiegend südwestliche Richtung zeigt.

Fassen wir nun kurz zusammen, was in der vorstehenden Untersuchung ermittelt wurde über die verschiedenen Richtungen, welche die Luftbewegung bei Föhnwind annimmt, so ergab sich, dass dieselbe nicht nur eine horizontale war, welche durch die verschiedene Richtung der Thäler und die Gestalt der sie umschliessenden Erhebungsmassen mannigfach beeinflusst wurde,
sondern auch eine mehr oder minder verticale Linie darstellte, deren grössere oder geringere Neigung zur Horizontalebene wiederum von der Horizontaldistance und der relativen Höhe der Bergmassivs abhing, über deren Gipfel und Kämme die bewegte Föhnluft sich herabstürzte, dass aber dabei in den höheren dem Einfluss des Gebirgsreliefs entrückten Regionen der Atmosphäre ein Wolkenzug zu beobachten ist, der unabhängig von der am Boden herrschenden Richtung des Windes ein vorwiegend südwestlicher war und so die wahre Richtung des Föhns rein und ungetrü bt zum Ausdruck brachte.

Historische Quellen

Interna

SSWD Main Editor Kaiko Last Edit 01.03.2017 Last Review - Documentation State Draft