18860604 01 Flood Gelterkinden BL: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ereignis==
==Ereignis==
Gewitterzug am Bodensee ziehend.<br/><br/>
Charakteristisch für die aufeinander stossenden Züge a und b, deren erster wohl als selten klares Beispiel für diejenige Art der Gewitter betrachtet werden kann,<br/>
deren Entstehungsursache man in der Mischung verschiedenartiger Luftströme sieht, sind neben einigen lokalen Hagelfällen, die wir nachher aufführen werden, die reichlichen Nieder-schlagsmengen,<br/>
welche namentlich im Gebiete der nur langsam westwärts schreitenden kleinern Züge im Basler und Solothurner Jura ungewöhnliche Beträge erreichen.<br/>
Schon mit den ersten Gewittern selbst fielen grosse Niederschlagsmengen, die sich dann ohne oder mit nur geringem Unterbruch in die Nacht hinein fortsetzten.<br/>
Der Beobachter in Liestal schreibt:<br/><br/>


'''''Die Gewittererscheinungen traten nur vereinzelt, an einer geringen Anzahl von Stationen auf, die begleitenden Niederschläge aber waren stellenweise sehr bedeutend.<br/>
'''''16.30 Uhr Donner hörbar; 17.30 Uhr zog das erste Gewitter vorüber, von N kommend nach SE über Arisdorf, Hessberg nach dem obern Theil unsers Kantons;<br/>
'''''Charakteristisch für die aufeinander stossenden Züge a und b, deren erster wohl als selten klares Beispiel für
'''''Regen trat ein um 17.30 Uhr und ergab eine Menge von 26mm; Wind vor dem Gewitter NE 3.<br/>
diejenige Art der Gewitter betrachtet werden kann, deren Entstehungsursache man in der Mischung verschiedenartiger
'''''Um 18.45 Uhr kam ein zweites Gewitter von SE nach NW gerade über unsere Gegend, von da an unaufhörlich Gewitter aus W kommend nach E bis Nachts 24.00 Uhr,<br/>
Luftströme sieht, sind neben einigen lokalen Hagelfällen, die wir nachher aufführen werden, die reichlichen Niederschlagsmengen,
'''''Regen fast unaufhörlich, bis 7.00 Uhr des 5. Juni 1886. (Total 91,4 mm)<br/><br/>
welche namentlich im Gebiete der nur langsam westwärts schreitenden kleinern Züge im Basler und
Solothurner Jura ungewöhnliche Beträge erreichen. Schon mit den ersten Gewittern selbst fielen grosse Niederschlagsmengen,
die sich dann ohne oder mit nur geringem Unterbruch in die Nacht hinein fortsetzten. Der Beobachter in
Liestal schreibt:
4h 30 Donner hörbar; 5 h 30 p zog das erste Gewitter vorüber, von N kommend nach SE über Arisdorf, Hessberg nach dem obern
Theil unsers Gantons; Regen trat ein um 5 h 3 0 m und ergab eine Menge von 26mm; Wind vor dem Gewitter NE 3. Um 6&45 kam
ein zweites Gewitter von SE nach NW gerade über unsere Gegend, von.da an unaufhörlich Gewitter aus W kommend nach E bis Nachts
12 h, Regen fast unaufhörlich, bis l h a des 5. 91,4 mm.
Es fanden also nach dem ersten Gewitter noch weitere aus der ursprünglichen östlichen und später aus der
entgegengesetzten Richtung statt, indem der erste Zug die Oberhand gewann. Die Hauptmasse des Regens fiel über
die Flanken des Gelterkinder Berges und des Hauensteins, das Homburg- und Eithal, im Betrag von über 120 m m bis
7" a des 5. (Bockten 129 m m ) . Circa 100mm oder darüber hatte fast das ganze Thal der Ergolz (Frenkendorf noch
98 m m , Basel-Angst 91 m m ) . Durch die ganze Breite des Cts. Basel und über die nächstgelegenen Grenztheile der Cte.
Aargau und Solothurn zieht sich von NW nach SE ein Streifen mit über 50 m m , der auf der Südostseite noch tief in
erstgenannten Canton eindringt (Ölten 65, Hellikon 55, Unterkulm 51 m m ) . Dass der Ueberschwemmungsschaden .im
Ergolzthal nicht klein war, ist zu erwarten, Brücken wurden fortgeschwemmt, ganze Dörfer unter Wasser gesetzt
(Rümlingen), Strassen zerstört, das Kulturland entweder fortgeschwemmt oder mit Geschiebe überführt u. s. w. Der


höchste Wasserstand wurde erst nach Mitternacht erreicht und der .Regen dauerte immer fort bis in den folgenden Tag
Es fanden also nach dem ersten Gewitter noch weitere aus der ursprünglichen östlichen und später aus der entgegengesetzten Richtung statt, indem der erste Zug die Oberhand gewann.<br/>
hinein. Aus dem Bericht des Beobachters in Bockten:
Die Hauptmasse des Regens fiel über die Flanken des Gelterkinder Berges und des Hauensteins, das Homburg- und Eithal, im Betrag von über 120 mm bis 7.00Uhr des 5. Juni 1886 (Böckten 129 mm).<br/>
In der Nacht Wolkenbruch, der Wasserstand erreichte die grösste Höhe Morgens 3 h ; BUmlingen war vollkommen unter Wasser,
Circa 100mm oder darüber hatte fast das ganze Thal der Ergolz (Frenkendorf noch 98 mm , Basel-Augst 91 mm).<br/>
in einigen Häusern stand dasselbe l ' / s m hoch in den Zimmern. In der Hauensteinstrasse oberhalb Diepflingen finden sich metertiefe Gräben
Durch die ganze Breite des Kantons Basel und über die nächstgelegenen Grenztheile der Kantons Aargau und Solothurn zieht sich von NW nach SE ein Streifen mit über 50 mm,<br/>
eingefressen. Wiesen ganz mit Kies und Geröll überdeckt. Der Wasserstand im Homburgthal war mindestens 45 c m höher als im Jahre
der auf der Südostseite noch tief in erstgenannten Kanton eindringt (Olten 65 mm, Hellikon 55 mm, Unterkulm 51 mm).<br/>
1881. Die Verwüstung spottet jeder Beschreibung. — Die Regenmenge, welche während diesem Gewitter und Wolkenbruch fiel, war
Dass der Ueberschwemmungsschaden im Ergolzthal nicht klein war, ist zu erwarten, Brücken wurden fortgeschwemmt, ganze Dörfer unter Wasser gesetzt (Rümlingen), Strassen zerstört, das Kulturland entweder fortgeschwemmt oder mit Geschiebe überführt u. s. w.<br/><br/>
die folgende:
 
Während des Gewitters 4 h 45—7 h p 42,1 m m
Der höchste Wasserstand wurde erst nach Mitternacht erreicht und der Regen dauerte immer fort bis in den folgenden Tag hinein.<br/>
Von 7 h p—7 h Morgens den 5. Juni 87,0 „
Aus dem Bericht des Beobachters in Böckten:<br/>
Von 7 h a bis Mittags 12 h den 5. Juni . . . . 11,9 „
'''''In der Nacht Wolkenbruch, der Wasserstand erreichte die grösste Höhe Morgens 3.00 Uhr ; Rümlingen war vollkommen unter Wasser, in einigen Häusern stand dasselbe l 1/2 m hoch in den Zimmern.<br/>
Also in ca. 19 Stunden 141,0 m m'''''<br/><br/>
'''''In der Hauensteinstrasse oberhalb Dieptlingen finden sich metertiefe Gräben eingefressen.<br/>
'''''Wiesen ganz mit Kies und Geröll überdeckt. Der Wasserstand im Homburgthal war mindestens 45 cm höher als im Jahre 1881.<br/>
'''''Die Verwüstung spottet jeder Beschreibung. — Die Regenmenge, welche während diesem Gewitter und Wolkenbruch fiel, war die folgende:<br/>
 
'''''Während des Gewitters 16.45 - 19.00 Uhr 42,1 mm<br/>
'''''Von 19.00 — 07.00 Uhr Morgens den 5. Juni 1886 87,0mm<br/>
'''''Von 07.00 - bis Mittags 12.00 den 5. Juni 1886 11.9mm<br/>
'''''Also in ca. 19 Stunden 141,0 mm'''''<br/><br/>


Charakteristische Gewitterzüge am 4. Juni 1886<br/>   
Charakteristische Gewitterzüge am 4. Juni 1886<br/>   

Version vom 25. Januar 2019, 17:30 Uhr

Quick Facts

Type of Event Flash Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Gelterkinden (BL)
Time / Duration 20.30 - 22.30 local time
Date 04.06.1886
Magnitude / Dimension >30mm of rain in 1 hour
Damage Flooded streets, flooded maedows
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical reports
Remarks -


Ereignis

Charakteristisch für die aufeinander stossenden Züge a und b, deren erster wohl als selten klares Beispiel für diejenige Art der Gewitter betrachtet werden kann,
deren Entstehungsursache man in der Mischung verschiedenartiger Luftströme sieht, sind neben einigen lokalen Hagelfällen, die wir nachher aufführen werden, die reichlichen Nieder-schlagsmengen,
welche namentlich im Gebiete der nur langsam westwärts schreitenden kleinern Züge im Basler und Solothurner Jura ungewöhnliche Beträge erreichen.
Schon mit den ersten Gewittern selbst fielen grosse Niederschlagsmengen, die sich dann ohne oder mit nur geringem Unterbruch in die Nacht hinein fortsetzten.
Der Beobachter in Liestal schreibt:

16.30 Uhr Donner hörbar; 17.30 Uhr zog das erste Gewitter vorüber, von N kommend nach SE über Arisdorf, Hessberg nach dem obern Theil unsers Kantons;
Regen trat ein um 17.30 Uhr und ergab eine Menge von 26mm; Wind vor dem Gewitter NE 3.
Um 18.45 Uhr kam ein zweites Gewitter von SE nach NW gerade über unsere Gegend, von da an unaufhörlich Gewitter aus W kommend nach E bis Nachts 24.00 Uhr,
Regen fast unaufhörlich, bis 7.00 Uhr des 5. Juni 1886. (Total 91,4 mm)

Es fanden also nach dem ersten Gewitter noch weitere aus der ursprünglichen östlichen und später aus der entgegengesetzten Richtung statt, indem der erste Zug die Oberhand gewann.
Die Hauptmasse des Regens fiel über die Flanken des Gelterkinder Berges und des Hauensteins, das Homburg- und Eithal, im Betrag von über 120 mm bis 7.00Uhr des 5. Juni 1886 (Böckten 129 mm).
Circa 100mm oder darüber hatte fast das ganze Thal der Ergolz (Frenkendorf noch 98 mm , Basel-Augst 91 mm).
Durch die ganze Breite des Kantons Basel und über die nächstgelegenen Grenztheile der Kantons Aargau und Solothurn zieht sich von NW nach SE ein Streifen mit über 50 mm,
der auf der Südostseite noch tief in erstgenannten Kanton eindringt (Olten 65 mm, Hellikon 55 mm, Unterkulm 51 mm).
Dass der Ueberschwemmungsschaden im Ergolzthal nicht klein war, ist zu erwarten, Brücken wurden fortgeschwemmt, ganze Dörfer unter Wasser gesetzt (Rümlingen), Strassen zerstört, das Kulturland entweder fortgeschwemmt oder mit Geschiebe überführt u. s. w.

Der höchste Wasserstand wurde erst nach Mitternacht erreicht und der Regen dauerte immer fort bis in den folgenden Tag hinein.
Aus dem Bericht des Beobachters in Böckten:
In der Nacht Wolkenbruch, der Wasserstand erreichte die grösste Höhe Morgens 3.00 Uhr ; Rümlingen war vollkommen unter Wasser, in einigen Häusern stand dasselbe l 1/2 m hoch in den Zimmern.
In der Hauensteinstrasse oberhalb Dieptlingen finden sich metertiefe Gräben eingefressen.
Wiesen ganz mit Kies und Geröll überdeckt. Der Wasserstand im Homburgthal war mindestens 45 cm höher als im Jahre 1881.
Die Verwüstung spottet jeder Beschreibung. — Die Regenmenge, welche während diesem Gewitter und Wolkenbruch fiel, war die folgende:

Während des Gewitters 16.45 - 19.00 Uhr 42,1 mm
Von 19.00 — 07.00 Uhr Morgens den 5. Juni 1886 87,0mm
Von 07.00 - bis Mittags 12.00 den 5. Juni 1886 11.9mm
Also in ca. 19 Stunden 141,0 mm

Charakteristische Gewitterzüge am 4. Juni 1886
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)

© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Messwerte (Regenmengen)

Romanshorn: 63mm

Betroffene Gewässer

-

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1886

Interna

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