18870722 03 Hail Ufhusen LU

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Large Hail
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Mainly affected by the large hail was Ufhusen (LU), Sursee (LU), Muri (AG), Hausen am Albis (ZH),

Mainly affected by the medium-sized hail was Neuenegg (BE), St. Margrethen (SG)

Time / Duration 17.00 local time +/- 30 min
Date 22.07.1887
Magnitude / Dimension Estimated 3 - 5 cm in diameter
Damage damaged crop, broken windows
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical report
Remarks -

Ereignis

Gewitterzug (d) vom Voralpenfuss des Kantons Bern bis an's obere Ende des Bodensees und in's Vorarlberg ziehend. Hagel im ganzen Gebiet.
Zugrichtung von West-Südwesten nach Ost-Norsosten. Gewitterzuglänge 175km. Zuggeschwindigkeit 65km/h.

Weitaus den bedeutendsten Hagelfall und einer der ausgedehntesten von den bis jetzt überhaupt zur Beobachtung gelangten, brachte der Zug (d) (16.00 - 18.00 Uhr) am Voralpenrand.
Schon im Entstehungsgebiet dieses Zuges, in den Voralpen des Kantons Bern zwischen der Sense, dem Aarthal bei Bern und der östlichen Kantonsgrenze,
fiel Hagel an einer grossen Anzahl von Orten und möglicherweise bedeckte derselbe hier schon grössere zusammenhängende Flächen.
Es ist uns zwar hierüber nichts weiter bekannt geworden, doch deuten darauf die Bemerkungen einer Anzahl Beobachter,
dass die «ganze Gemeinde» betroffen worden sei, und ein kleiner Strich, der sich in der Breite von ca. 2 Km. in der Gemeinde Neuenegg (Bern) etwa 3 Km. weit von N nach S erstreckte.
Die Körner hatten zuerst bis Baumnussgrösse, wurden aber rasch kleiner und deckten den Boden nur 1 cm hoch

Aus den Berichten der Forstbeamten geht hervor, dass namentlich im Napfgebiet der Hagel in wiederholten Vorstössen fiel, was nach vielfachen Beobachtungen bei schweren Hagelschlägen die Regel zu sein scheint,
namentlich der nördliche Arm über Ufhusen früher als der südliche.
Das Gewitter wurde in drei Stössen über den Napfzug geworfen. Der erste brachte die verhältnissmässig geringem Hagelschläge auf den beiden Flügeln.
In Luthern hagelte es um 16.30 Uhr während 4 Minuten, um 17.00 Uhr während 4 Minuten, um 17.30 während 1 Minute. Hier am Abhang des Napf hatten die Körner bis 5 cm Durchmesser und deckten den Boden 2 cm hoch.
Weiter unten im Thal nahmen deren Dimensionen sowie auch die Menge ab, die aber beide, namentlich im nördlichen, noch sehr bedeutend waren.

Wir geben hier einiges aus dem Bericht des Beobachters in Ufhusen:

In den obern Luftschichten bekämpften sich alle vier Winde und der Donner wurde immer hörbarer. Nach kaum 5 Minuten fielen grosse schwere Regentropfen, untermischt mit einigen Hagelkörnern.
Anfänglich schien auch dieses Wetter ohne erheblichen Schaden am Dorfe vorbei ziehen zu wollen, da die sog. Aarbise sich kräftig dem Föhn entgegenstellte, so dass man kurze Zeit glaubte, dasselbe werde über Luthern ziehen.
So war es 4 Uhr geworden. Da kehrte sich plötzlich der Wind. Vom Föhn gepeitscht entlud sich über das Dorf ein so furchtbares Hagelwetter, das geradezu jeder Beschreibung spottet.
Zwanzig Minuten lang fielen Steine in der Grösse von Flintenkugeln bis zur Grösse von Hühnereiern. Fast sämmtliche waren rund und durchsichtig wie Eis; nur wenige eckig.
Ihr Einfallswinkel schwankte je nach der Stärke des Luftzuges zwischen 45° und 70°. Stellenweise war der Boden 2 cm hoch mit Hagel bedeckt.
Nach dem Wetter sah die ganze Gegend aus wie im tiefsten Winter aus.
Während des Gewitters hörte man das Rollen des Donners vor dem Prasseln des Hagels fast nicht mehr.
Auf den sehr einlässlichen Bericht der luzernischen Behörden (Reg.-Rath Ingenieur Fellmann) können wir nur hinweisen und daraus anführen,
dass das verhagelte, resp. aufgenommene Gebiet im Kanton Luzern ca. 243 Km2 betrug und der Schaden auf fast 600,000 Fr. geschätzt wurde.


Auch in dem schmalen Gebiet des Kantons Aargau, das sich zwischen Lindenberg und Reuss südwärts vorschiebt, hatten die Körner wieder die Grösse von Baumnüssen und selbst Eiern, fielen aber nicht dicht.
Da hier der Wind beinahe gänzlich fehlte, war die Fallrichtung der Körner eine fast senkrechte, was zur Verringerung des Schadens beitrug.
Vor dem Albis (in Hausen) waren die Hagelsteine noch von der nämlichen Grösse, im übrigen Theil des Kantons Zürich dagegen meist nicht grösser als Haselnüsse,
dagegen erreichten sie im Kanton St. Gallen und Appenzell stellenweise wieder Baumnussgrösse und selbst Eigrösse.


Von mehreren Forstbeamten wurde der Hagelschlag im Walde beobachtet, wo er sich mit ungeminderter Heftigkeit entlud. Hervorgehoben wird hier meist die Intensität des begleitenden Windes.
Der furchtbare Sturm entwurzelte und knickte im Walde, sowie auf offenem Felde Bäume, trieb von der Waldgrenze Tannreisig und dürre Aeste bis 100m weit in Wiesen und Feld hinaus.
Auch hier in der Ostschweiz, wie in der Zentralschweiz, fanden nach dem Durchzug des Hauptgewitters, namentlich seitwärts desselben noch vereinzelte Gewitterausbrüche mit lokalen Hagelfällen statt.
Der durch diesen so ungewöhnlich ausgedehnten Hagelschlag verursachte Schaden, ist natürlich ein sehr erheblicher, wenn auch selbstredend von Gebiet zu Gebiet sehr schwankend.

Genaue Zahlenangaben lassen sich, ausser den schon mitgetheilten, auf den Kanton Luzern bezüglichen darüber nicht machen, doch geht aus den Berichten hervor,
dass die Schädigungen wenn auch zu den bedeutendsten gehörend, doch nicht die Grösse derjenigen im Jahre 1885 erreichten.


Charakteristische Gewitterzüge am 22. Juli 1887
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)

© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1887

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