18880910 01 Flood Suedostschweiz

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Südostschweiz, Rheintal
Time / Duration 48 hours
Date 09. / 10.09.1888
Magnitude / Dimension >100mm of rain in 24 hours
Damage -
Fatalities -
Injuries -
Report Source chronicles, general archive
Remarks -


Ereignis

Hochwasser im Bündnerland wegen heftigen Regenschauern, "...es blieb keine Talschaft des grossen Kantons gänzlich verschont... am verheerensten wüteten Hinterrhein, Inn und Poschiavino...".
Auch im St.Galler Rheintal kam es zu Überschwemmungen.

Quelle: Gerhard Röthlisberger - Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz


Auch bei dieser zweiten sobald auf die erste folgenden Regenperiode des Sept. (vom 8.-11.) war die Luftdruckvertheilung eine ähnliche wie zu Anfang des Monats.
Eine Zone hohen Luftdrucks lagert am 8. über dem Westen des Kontinents, sie verschiebt sich dann nordostwärts.
Am 9. macht sich eine flache Depression über Italien bemerkbar, während von Südosten her der Luftdruck steigt.
In der Südostschweiz treten an diesem Tage heftige Regengüsse auf, die im Engadin das Austreten des Inn und auch im Puschlav Wassersnoth veranlassten.
Die Niederschläge dauern am 10. fort und erreichen an diesem Tage in Tessin Höhen von meist über 100 mm und machen sich auch im obern Rheinthal sehr bemerkbar.
Der Regen erstreckt sich an diesem Tag über das ganze Land, jedoch von SE gegen N und W mit abnehmender Intensität.
Dabei war der Barometerstand ein relativ hoher und steigender. Ueber Centraleuropa lag am 10. und 11. eine ganz flache Depression zwischen zwei barometrischen Maximalgebieten.

Im St. Gallischen Rheinthal traten am 11. ausgedehnte und verheerende Ueberschwemmungen ein, die namentlich am vorarlbergischen Ufergebiet, wo mehrere Dammbrüche stattfanden, grosse Dimensionen annahmen.

Quelle: Dr. R. Billwiller ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1888


Sehr bedenklich gestaltete sich nach anhaltenden Regengüssen von 10-12 September 1888 der Hochwasserstand unserer Flüsse.
Der Rhein erreichte nicht ganz die Höhe von 1868 (28,5’, 1834 : 30’) mit nur 25,5’, aber immerhin wurden namentlich ob llanz viele Brücken weggeschwemmt und die Strassen geschädigt.

Ganz enorm war jedoch die Verheerung von unserer Grenze weg im Rheinthal.
Sowohl linkerseits auf Gebiet des Kantons St. Gallen, als namentlich rechterseits im Lichtensteinischen und Voralbergischen, wo die Ueberschwemmung eine geradezu entsetzliche war.

Die Albula schwemmte 5 Brücken weg und verheerte die Grundstücke bei Bellaluna, sowie einen Theil der Strasse, die seither auf das rechte Ufer verlegt werden musste.
Besonders verheerend trat der Inn auf. Bei St. Moritz trat der See über und drang das Wasser in die unteren Stockwerke einzelner Hotels;
grosse Wuhrbrüche bei Samaden und Bevers hatten eine seeartige Ueberschwemmung des Thales bis nach Ponte hin zur Folge.
In Pontresina brach eine seit Menschengedenken ruhig gebliebene Rüfe urplötzlich mit einer kolossalen Wassermasse am Schafberg herunter, wodurch grössere und kleinere Gebäulichkeiten momentan in dringendster Gefahr standen.
Nicht minder erlitt das Unterengadin, namentlich vom Tarasper-, Schulser- und Fetaner Gebiet abwärts, sehr empfindlichen Schaden: bis nach Martinsbruck herunter wurden zahlreiche Brücken zerstört.
Ein fast Kilometer langes Stück der Strasse ob dem Tarasper Kurhause fortgerissen, dieses selbst an Wuhren, Quellenleitungen u. s. w. empfindlich geschädigt.
Endlich erprobten auch der wilde Poschiavino und seine Tobelzuflüsse ihre zerstörende Wuth an Dämmen und Strassen, so namentlich im Thal von Brusio,
wo manche schöne, durch jahrelangen Fleiss und harte Arbeit der schmalen Thalsohle abgerungene Bodenparzelle sammt Strassenstrecken und Brücken von der Fluth verschlungen wurden.

Quelle: Naturchronik 1888, Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden. Band 33 (1888-1889)


Am Vormittag des 11. September 1888 durchbrach der Rhein bei Meiningen an zwei Stellen den Damm. Große Teile des Rheintals wurden überschwemmt.
Am Abend dieses Tages durchbrachen die Wassermassen dann den so genannten Seelachendamm am südlichen Ortsende von Lustenau, der einige Stunden lang einen gewissen Schutz geboten hatte.
Ein Großteil der Gemeinde wurde nun überflutet, wobei u.a. zahlreiche Stickmaschinen beschädigt wurden. Ein zweiter Einbruch erfolgte am 5. Oktober, als der inzwischen behelfsmäßig errichtete Damm barst.

Quelle: Zukunft Alpenrhein

Bilder

Rheinüberschwemmung

© Staatsarchiv St.Gallen, Mange & Labhart, Rorschach (Arnold Mange, Paul Labhart)

Aufnahme des über die Ufer getretenen Rheins mit zwei Brücken

© Staatsarchiv St.Gallen, Urheber unbekannt

Zerstörte Tardisbrücke bei Mastrils GR

© Staatsarchiv St.Gallen, J. Fetzer, Ragaz

Lustenau, Überschwemmung, Aufnahme beim Gasthaus zum Engel mit Rettungstruppen, Booten mit Frauen und Kindern darin.
Bootsführer sowie im Wasser stehende Kinder und aus den Fenstern schauende Menschen

© Staatsarchiv St.Gallen, Urheber unbekannt


Das nachfolgende Foto, das die Parzelle Wiesenrain während des Hochwassers 1888 rund 70 Zentimeter unter dem Höchstwasserstand zeigt, stammt ursprünglich aus dem Archiv der ÖBB in Innsbruck.
Es gelangte wohl dorthin, weil die Bahn frachtfrei Kohle und Lebensmittel zur Unterstützung der Bevölkerung aus den verschiedenen Teilen der Monarchie nach Vorarlberg brachten.

© Landesbibliothek Vorarlberg

Messdaten

Übersicht Regenmengen >70mm vom 9. oder 10. September 1888

© Kai Kobler >> Link zu interaktiver Karte

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1888

Interna

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