18920730 09 Gust Montreux VD: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Schweizer Sturmarchiv
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 42: Zeile 42:
==Ereignis==
==Ereignis==
Gewitterzug (m) von der Dole her in vorwiegend östlicher Richtung über das Gros de Vaud bis zum Jorat und der Dent de Jaman ziehend und<br/>
Gewitterzug (m) von der Dole her in vorwiegend östlicher Richtung über das Gros de Vaud bis zum Jorat und der Dent de Jaman ziehend und<br/>
Gewitterzug (n) aus dem Aare- und Gürbethal über das Sense- und Saanegebiet bis zum Jorat ziehend.<br/>
Gewitterzug (n) aus dem Aare- und Gürbethal über das Sense- und Saanegebiet bis zum Jorat ziehend. Zugrichtung variabel, Zug (n) von Nordosten nach Südwesten.<br/><br/>
Zugrichtung variabel, Zug (n) von Nordosten nach Südwesten.<br/><br/>
    
    
Nyon meldet ein Gewitter von SW nach NE längs des Jura ziehend und fährt fort:  
Nyon meldet ein Gewitter von SW nach NE längs des Jura ziehend und fährt fort:  

Version vom 7. September 2018, 20:29 Uhr

Quick Facts

Type of Event Wet Microburst
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Montreux (VD), Grandvillard (FR)
Time / Duration 18.00 - 19.00 local time
Date 30.07.1892
Magnitude / Dimension local wind gusts of >120 km/h
Damage trees downed, roof damage on buildings
Fatalities -
Injuries -
Report Source historical report
Remarks -


Ereignis

Gewitterzug (m) von der Dole her in vorwiegend östlicher Richtung über das Gros de Vaud bis zum Jorat und der Dent de Jaman ziehend und
Gewitterzug (n) aus dem Aare- und Gürbethal über das Sense- und Saanegebiet bis zum Jorat ziehend. Zugrichtung variabel, Zug (n) von Nordosten nach Südwesten.

Nyon meldet ein Gewitter von SW nach NE längs des Jura ziehend und fährt fort: „Dann drehte sich der Wind und jagte die Wolken über den See nach Savoyen, wo das Gewitter bis spät dauerte.
In Nyon erhob sich zwischen 18.00 Uhr und 19.00 Uhr ein schrecklicher Windwirbel, welcher einige Bäume entwurzelte."

Lausanne und Cully erwähnen Gewitter ringsum, und dann wahrhaftige Wasserhose bei heftigem Sturm.
In Cossonay (18.30 Uhr) kam das Gewitter gleichsam von N und NW, bog um den Ort herum und zog nach NE.
Wir sehen also, dass zwei einander entgegenströmende Windrichtungen und Gewitterzüge (vd. littera n) erzeugt wurden durch einen starken Wirbel, welcher dem Genfersee entlang ziehend z. B. in Vevey Bäume knickte, Kamine egfegte und Dächer abhob, in Clarens und Chailly Bäume entwurzelte.

Herr C. Bührer in Ciarens gibt in seinem verdienstvollen Beitrag zum Bulletin de la Societe Vaudoise des sciences naturelles XXVIII betitelt:
«Les orages des 30 et 31 juillet 1892 dans la Suisse occidentale» für diese Gewitter eine Erklärung, die wir in folgendem zusammenfassen: «Während des heitern Wetters vom 22.-28. Juli wurde der Boden stark erwärmt, z. B. in Lausanne, laut Messung mit dem Erdthermometer auf der Station meteorologique du Champ de l'Air in 8 Tagen um 6,4°C.
Hiedurch wurde auch die Luft über dem Erdboden bedeutend erhitzt und hat, durch die labile Schicht der von Norddeutschland nach Südfrankreich ziehenden Furche einer schwachen relativen barometrischen Depression hinaufsteigend,
diese vielfachen Gewittererscheinungen erzeugt, welche ähnlich ebenso vielen Depressionscentren von Westen nach Osten gezogen sind».
Über den Gewittersturm, welcher um 19.00 Uhr Clarens erreichte, schreibt Herr Bührer:

„Le samedi, 30 juillet, des 3h apres-midi la vaudaire (S 2—3) se fit sentir sur le haut lac, vers 5h le calme se rötablit.
A 5h15 on entendait le tonnerre gronder au Sud-Ouest et ä 5n35 quelques gouttes de pluie tomberent.
Le vent avait tourne au Nord-Ouest et soufflait avec une faible intensite pendant un quart d'heure, apres quoi 1'atmosphere redevint calme, jusqu'ä ce que vers 6h45 le ciel s'assombrit tout d'un coup ä tel point qu'on ne pouvait lire sans furniere.
A sept heures precises, ä peu presavec le premier coup de tonnerre et le commencement de la pluie le vent se leva du Sud, tourna presque immediatement au Sud-Ouest et soufflait d'Ouest d'une ä deux minutes (force 4).
A 7h05 le vent etait d'une violence inou'ie, la pluie tombait par paquets et on voyait passer de veritables nuäes de feuiUe, de debris d'ardoises, cape de chemine'es et autres objets arraches.
Le fracas e"tait äpouvantable et on n'apercevait plus le son du tonnerre quoique les eclairs se succe'dassent sans interruption.
A 71108 le vent etaiä son paroxysmeles arbres devant les fenetres e"taient tordus en vrille, de bas en haut, et nous craignions de les voir arracher d'un instant ä l'autre.
A 7n10 le vent se calma sensiblement et ä 7h 15 tout ötait fini et la pluie avait cessC. II «Start tombe" pendant ces quinze minutes 16 mm d'eau.
A Chexbres, quelques kilometres ä FOuest de Vevey-ä m d'altitude le vent n'etait pas assez violent pour briser des arbres ou seulement debranches.
Par contre la pluie a ete tres abondante. M. Pidoux y a mesure" 114mm d'eau le 30 ä 6'1 du soir et 95mm le 31 ä 5h du soir.
Vers 6h45 les nuages venant d'Ouest paraissaient s'arreter et s'älever en l'air subitement toute la masse rebroussait chemin comme roule"e sur elle-meme.

Dem gleichen Bericht entnehmen wir, dass der Wirbelsturm auch die obere Gruyere durchschritt.
Obstbäume wurden dort entwurzelt, Dachstühle abgedeckt, Kamine weggerissen, Wälder vernichtet, in Grandvillard zählte man die umgeworfenen Bäume zu Hunderten.
Die am meisten betroffenen Gemeinden sind Grandvillard, Estavannens, Villars-sous-Monts et Enney.
Ueber den Sturm am Genfersee erfahren wir aus genanntem Bericht im weiteren:
dass von Vevey nach Villeneuve die umgerissenen Bäume zu Hunderten, wenn nicht zu Tausenden zählten,
dass infolge des Wirbels zu Beau Regard (hinter dem Schlosse des Cretes bei Ciarens) drei Apfelbäume einen Fächer nach NE, E und SE,
und in Bois de Chenaux 31 entwurzelte oder abgeknickte Tannen von Osten nach Westen lagen und unverkennbare Spuren des Verdrehens zeigten.
Das Abheben der Dächer wurde offenbar durch die nach oben ansaugende Wirkung des Wirbels erzeugt, welche aus dem Abdrehen der Baumkronen und dem Forttragen schwerer Gegenstände bis zu 50 und mehr Meter Distanz hervorgeht.
Namentlich aber durch folgenden Fall treffend bewiesen ist.
Man hat nämlich (wie H.B. schreibt) in den Wiesen von Adversan am Fusse des Folly, nahe bei den Sennhütten, in 1121m Höhe Nussbaumäste gefunden.
Nun befinden sich aber die nächststehenden Nussbäume in Tercier, ungefähr 650 m weiter unten.
Für andere ebenfalls sehr interessante Fälle, welche zeigen, dass der Cyklon nur strichweis wütete, indem hart neben abgedrehten Bäumen andere ganz unbeschädigt stehen blieben,
sowie bezüglich des am Nachmittag das Wallis durchziehenden Sturmes müssen wir den Leser wegen Raummangel auf Herrn Bührers Arbeit selbst verweisen.


Charakteristische Gewitterzüge am 30. Juli 1892
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)

© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1892

Interna

SSWD Main Editor Kaiko Last Edit 07.09.2018 Last Review - Documentation State Ready for Review