19050619 01 Tornado Zugersee

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Waterspout
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Lake Zug (ZG)
Time / Duration 15.45 Uhr - 16.25 Uhr local time (time frame when the funnelclouds of the waterspouts were visible)
Date 19.06.1905
Magnitude / Dimension -
Damage -
Fatalities -
Injuries -
Report Source chronicles, general archive
Remarks -


Ereignis

"Der sonnige Nachmittag des 19. Juni 1905 liess nichts Besonderes ahnen. Erst gegen Abend bildete sich über dem See ein dunkles Wolkenfeld. Vom Lorzendelta her war ein sonderbares Rauschen oder Brausen zu hören. Dann erblickte man einen Staubwirbel, der einen zuerst an Rauch erinnerte. Ein Wirbelwind musste von Westen hertreibend Ackersand, Strandsand und loses Leichtzeug in die Luft geschraubt haben. In der Folge entwickelte sich zwischen der Wolkendecke und dem Seespiegel eine Riesentrombe, auch Wasserhose genannt. Aus dem kaminschwarzen Himmel hing diese Wasserhose senkrecht über dem See. Fünfzehn bis zwanzig Minuten dauerte dieses Naturschauspiel - einem mächtigen Springbrunnen ähnlich - und fand sein Ende bei Oberwil in der Nähe des Bauerngutes Trubikon."



"Wasserhose auf dem Zuger See ( Phot.Leopold Wölfling früherer Erzherzog ) 1905" (Quelle)


© Leopold Wölfling


Über die merkwürdige Erscheinung einer Wasserhose auf dem Zugersee während eines Gewitters am 19. Juni 1905 nachmittags berichtet der Beobachter von Cham, Herr Badmeister Roth, annähernd folgendes:

"Es bildete sich zwischen 15.45 Uhr bis 16.25 Uhr in der Richtung Dersbach (1 1/2 km südlich von Cham) -Ottenschwil (Bauernhof ungefähr mitten zwischen Zug und Walchwil) eine Wasserhose, von hier aus gesehen, höher als Rigikulm.
Im Anfang beobachtete man einen Wirbelwind, dann sah man in den Wolken einen Trichter bilden, hierauf stieg das Wasser des Sees in Gestalt einer oben zackig abgebrochenen Säule,
dann bildete sich ein Kegel auf der Säule und es ging rasend schnell in die Höhe, indem man ganz deutlich sah, wie das Wasser in rotierenden Wirbeln hinauffuhr.
Indessen verlängerte sich der Wolkentrichter auch. Der untere Kegel sandte nun einen dünnen schlauchartigen Kanal schnell in die Höhe, wodurch Trichter und Kegel sich vereinigten.
Während dieser Zeit bewegte sich das ganze Gebilde vorwärts gegen Südosten, ein in seiner Zugrichtung auf dem See befindliches Dampfboot zur Flucht nötigend, verdickte sich etwa 20 m stark unter Wallen und Wasseraufziehen.
Nun stand die Säule über 1/4 Stunde wirbelnd und kerzengerade ganz still und wurde vielfach photographiert, dann ging sie wieder gegen den Zugerberg, wurde in der Mitte dünner und zerriss ein Drittel von oben,
krümmte sich, schien sich aber wieder bilden zu wollen, zerriss wieder, dem unter Teil einer oben abgeschlagenen astlosen Tanne gleich; dann erfolgte ein Blitz und Donner und das Phänomen verschwand.
Die ganze Zeit über fiel Gewitterregen und vorher war ferner Donner gehört worden.
Der Trichter, sowie die ganze Hose war dunkel wie die obern Wolken, das Gewölk im Hintergrunde der Hose vom Trichter bis zum Fuss hellgrau."

Der Beobachter von Schönenberg, Herr Lehrer Weber, schreibt unter anderm:
"16.02 Uhr sah man in der Richtung gegen Baar einen fadenähnlichen Wolkenstreifen, der sich oben in einen Trichter erweiterte, aufsteigen.
Erst etwas nach Südosten schräg stehend, bewegte sich die Säule scheinbar von N nach S, immer gewaltiger werdend und nahm, als sie am mächtigsten war, senkrechte Richtung ein.
Stellte sich dann, wieder schlanker werdend, nach rechts (nordwestwärts) und verschwand, sich aufwärts bewegend, als würde ein flatterndes Band in die Höhe gezogen.
Die Bewegung war eine ziemlich rasche und der Vorgang dauerte bis 16.20 Uhr."

Aus den Mitteilungen eines Kurgastes auf der „Felsenegg" am Zugerberg, L. Favre aus Neuchâtel, geht noch folgendes hervor:
"Während kurzer Zeit bildete sich neben der Hauptsäule noch eine zweite kleinere.
Die Hauptsäule schien in einem hübschen Becken mit unebenem Rande (aufspritzendes Wasser?) wie in einer grossen weissen Muschel zu stehen.
Nach etwa 15 Minuten bog sich die immer schiefer werdende mit der Basis nach SSE gerichtete Säule, wurde dünner und zerriss,
der obere Teil in den Wolken, der untere, vorher deutlich aufwärts wirbelnde, in dem die Gegend bedeckenden Nebelregen verschwindend.

Der diese auch noch von andern Orten aus, z. B. Rapperswil, Wytikon, beobachtete Erscheinung verursachende Windwirbel muss offenbar sehr lokaler Natur gewesen sein,
da weiter keine Wirkungen desselben wahrgenommen worden. Auch registrierte der Anemograph Dyne in Zürich für jene Zeit als höchste Windgeschwindigkeit kaum 7 m pro Sekunde.
© J. Mettler MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1905


Zeitpunkt: 15.56 Uhr local time


"Wasserhose zum Zugsee bei Schönbrunn" (Quelle)

Quelle inkl. zweier Fotos: http://www.scc.ch/1905/wasserhose-zugersee/

Das erste Foto aus dem obigen Link im Original:
"Wind-und Wasserhosen in Europa" by Alfred Wegener, 1917. Photograph of waterspout in Lake Zug, Switzerland, on June 19, 1905.

Quelle: Treasures of the NOAA Library Collection
Hochauflösende Version: http://www.photolib.noaa.gov/bigs/libr0799.jpg

5 weitere Fotos aus der Sammlung des Verein wiiter verzelle aus Zug:









Quelle: Wasserhose Zug 1905 - Verein wiiter verzelle

Diese spektakuläre Wasserhose konnte in einem Umkreis von 30 km beobachtet werden (Ruswiler Berg bis Insel Ufenau am Zürichsee).

Im Buch "Seitenblicke, die Schweiz 1848 bis 1998 - eine Photochronik", Verlag: Offizin, Seiten 136-137, soll es offenbar ein schönes Bild dieser Wasserhose über dem Zugersee vom 19. Juni 1905 geben.
Ob es sich dabei allerdings um dasselbe Foto wie dasjenige auf der Seite des Segelclubs Cham handelt, ist unklar.

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1905


Weitere detaillierte Informationen zu diesem Fall finden sich im Jahresbericht der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft in Zürich vom Jahre 1906/1907:
Artikel: Wasserhosen auf Schweizer-Seen

Interna

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