19160704 04 Gust Buchrain LU

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Wet Microburst
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Ebikon (LU), Buchrain (LU), Dierikon (LU), Root (LU), Gisikon (LU), Honau (LU), Meierskappel (LU), Rotkreuz (ZG), Risch (ZG), Schönenberg (ZH), Richterswil (ZH), Wollerau (SZ), Lachen (SZ), Tuggen (SZ), Rapperwil-Jona (SG), Rüti (ZH), Wald (ZH), Ermenschwil (SG), Wattwil (SG), Altstätten (SG) u.a.
Time / Duration 16.30 - 18.00 local time
Date 04.07.1916
Path direction Southwest to Nordeast
Path length Length: 100 km (rough estimation)
Magnitude / Dimension widespread wind gusts of 130 - 150 km/h
Damage trees downed (>4'000), roof damage on uncountable buildings, blocked streets
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical reports
Remarks probably supercell storm


Ereignis

Das schwerste Hagelgewitter des Jahres ereignete sich am 4. Juli 1916 und entwurzelte in der Ostschweiz tausende Obstbäume.
In Rapperswil (SG) knickte der Sturm Stämme hundertjähriger Obstbäume «wie Zündhölzchen» und trug deren Wipfel viele Meter weit fort.
In Rapperswil zählte man 311 durch den Sturm gefällte Obstbäume, in der Gemeinde Risch (ZG) belief sich die Zahl gar auf kaum fassbare 1'826 Stück.

Aus Root (LU) wurde gemeldet:
Seit Menschen gedenken hat nie ein derartiger Sturm hier gewütet. Ein Krieg gegen die Vegetation!
Die schönsten und ergiebigsten Obstbäume liegen entwurzelt oder zersplittert am Boden. Stellenweise sozusagen übereinander.
So zählte man in einer einzigen Wiese ob Gisikon nicht weniger als 12 der schönsten Bäume, die von dem wütenden Sturm geknickt am Boden lagen.
Diesem traurigen Bilde begegnet man fast auf Schritt und Tritt.
(Der Schweizer Bauer)


Beschädigter Haldenhof in Rotkreuz (ZG)

Quelle: Rotkreuz, wie es fast niemand mehr kennt, Richard Hediger


Über den Sturmschaden vom 4. Juli 1916 abends zwischen 16.30 und 18.00 Uhr entnehmen wir teils Zeitungsberichten, teils den Notizen von Stationsbeobachtern folgendes:

In den Kantonen Luzern und Zug wurden Tausende von Bäumen entwurzelt.
Besonders stark wütete der Wirbelsturm in der Gegend von Buchrain, Root, Gisikon und Meierskappel, dann auch in Rotkreuz und Risch.
In der kleinen Gemeinde Dierikon wurden 200 Bäume gefällt, in Buchrain 450, in Gisikon 120, in Honau 355.
In Root fielen dem Sturme 750 Bäume zum Opfer, in Meierskappel 500, in Ebikon 80 und in Hasle bei Emmen 150.
Total wurden allein im Habsburgeramt 2500 Obstbäume gefällt. Bäume mit widerstandsfähigem Wurzelwerk wurden unterhalb der Krone abgedreht.
Die Richtung, welche der Orkan einhielt, lag ungefähr in der Linie Buchrain, Root, Rotkreuz nach Risch und Meierskappel.
(Jüngere entwurzelte Bäume wurden nachher von den Landwirten und den mithelfenden Truppen des Landwehrbataillons 142 mittels Flaschenzügen aufgezogen und durch verankerte Drähte in aufrechter Stellung erhalten.)
In Risch schätzte man die Zahl der geknickten und sonst beschädigten Bäume auf über tausend.
Rathausen meldet: Drei Obstbäume beim Dorf entwurzelt.

Wädenswil, Hinwil und Zollikon melden orkanartigen Gewittersturm, während in Zürich nur 14m/s maximale Windgeschwindigkeit registriert wurde.
Von Wädenswil wird am 5. im weitern berichtet:
In den Nachbargemeinden Schönenberg, Richterswil, Wollerau und Bäch hat gestern ein orkanartiges Gewitter mit schwerem, 12 Minuten dauerndem Hagelschlag enormen Schaden angerichtet.
Bäume in grosser Zahl wurden geknickt oder entwurzelt.
Lachen: Viele Bäume entwurzelt, in Tuggen Fabrikdach (aus Blech) abgehoben und 80m weit fortgetragen.

Rapperswil: Zahllose Obst- und Zierbäume entwurzelt oder geknickt, Kamine und Ziegel auf die Strasse geworfen.
Rüti (Kt. Zürich): Die Höfe Langacker und Neuhaus sind schwer betroffen, ganze Reihenfruchtbeladener Obstbäume liegen am Boden.
Aus dem Seebezirk wird ferner gemeldet: In Wagen (Jona) und seiner nächsten Umgebung beträgt die Zahl der entwurzelten und geknickten Obstbäume etwa 450.
Hohe Tannen knickte der Sturm in halber Höhe. In Ermenschwil riss der Sturm das etwa 40m hohe Kamin der mechanischen Schlosserei nieder.
Kinder trieb der Sturm 10-50 m weit, erwachsenen Personen beengte er den Atem, dass sie zu Ersticken drohten.

Wald: Gegen 17.00 Uhr nachmittags zogen mächtige schwarze Wolkenwogen, teilweise fahlgelb leuchtend, unheimlich schnell über die Höhen des Bätzberges.
Unmittelbar darauf prasselte der Hagel auch schon schwer hernieder, Gärten, Felder und Obstbäume sind von den haselnussgrossen Körnern hart mitgenommen, Fensterscheiben zerschlagen, Ziegel vom Sturm fortgeweht.

Der Sturm setzte seine Verheerungen, den Weg über die Kreuzegg nehmend, fort bis ins Toggenburg und durch das Appenzellerland, stellenweise bis ins Rheintal.
Unterhalb dem Eggli, auf der Wattwiler Laad, wurde eine Scheune zertrümmert und nahe dabei ein ganzer Tannenwald zum Teil geknickt, zum Teil entwurzelt.
Ebenso in der Wiese Obstbäume umgeworfen oder der Krone beraubt und im Dorfe Wattwil selbst eine Linde gefällt.
Im Appenzeller Hinterland wurden viele Bäume geknickt, in Altstätten zwischen 17.15 und 18.00 Uhr deren viele entwurzelt, in St. Gallen die Gerüststangen eines Neubaues umgestürzt.

Karte betroffener Gemeinden:


Gewitterzug (g) aus dem Gros-de-Vaud über das schweizerische Hügelland zur Rheinmündung ziehend.
Zugrichtung von Südwesten nach Nordosten. Gewitterzuglänge 244km. Zuggeschwindigkeit 65km/h.

Charakteristische Gewitterzüge am 4. Juli 1916

© MeteoSchweiz, Lith. Gebrüder Frey, Zürich

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1916

Interna

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