19320708 01 Flood Ostschweiz: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ereignis==
==Ereignis==
'''Außerordentlich große Mengen fielen am 20. Mai 1931 im Kanton Zürich und im Untern Thurgau. Die 90mm in Zürich sind der größte Betrag, der hier seit 50 Jahren gemessen wurde.<br/>
'''Anhaltend starke Niederschläge und Gewitter führten zu zahlreichen Überschwemmungen und Rutschungen in 18 Kantonen.<br/>
   
'''Die Schäden waren gravierend, jedoch nicht katastrophal.'''<br/>
'''Im Laufe des 19. Mai wandert die Depression nordseits längs der Alpenkette nach Osten, und wir finden ihr Zentrum am 20. Mai um 8.00 Uhr bei Innsbruck.<br/>
Quelle: [http://www.sturmarchiv.ch/images/8/81/Roethlisberger_Chronik_Unwetterschaeden_CH.pdf Gerhard Röthlisberger - Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz]<br/><br/>
'''Ihre Rückseitenströmung wird durch kältere Luftmassen in Frankreich, die an den Vortagen längs der Ostflanke des atlantischen Hochdruckrückens südwärts geflossen waren,<br/>
 
'''am Ausweichen gegen Westen gehindert und so zu besonders kräftigem Aufsteigen an der Nordabdachung der Alpen veranlaßt. (Die Strömung zeigt keine Anzeichen besonderer Instabilität.)<br/>
[[File:19320708 01 Flood Ostschweiz_karte.jpg|frameless|upright=5.0]]<br/>
'''Der Regen beginnt in Zürich um 8.30 Uhr des 20. Mai. Am 21. Mai füllt sich das Tief aus, der Hochdruckrücken im Westen öffnet sich und im Norden steigt der Druck kräftig an.<br/>
Quelle: [http://www.sturmarchiv.ch/images/8/81/Roethlisberger_Chronik_Unwetterschaeden_CH.pdf Gerhard Röthlisberger - Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz]<br/><br/>
'''Dadurch ändert sich die Zirkulation vollständig und gegen Mittag des 21. Mai hören die Niederschläge allmählich auf. Die oben erwähnten arktischen Kaltluftmassen erreichten die Schweiz nicht mehr.'''<br/>
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9. Juli 1932<br/>
''Die Murg und die Thur führen Hochwasser. Es fallen in 24 Stunden auf den Quadratmeter 53 Liter Wasser.<br/>
''Die Thur überschwemmt weite Flächen; sie steigt von dem normalen Wasserstand von 3.60 Meter auf 5.00 Meter in Üsslingen und 7.00 Meter bei Andelfingen.<br/>
''Bei Feldi bricht der Damm auf Üsslinger Seite in einer Länge von 70 bis 90 Meter, das Wasser überflutet das Land bis zur Berglehne und richtet grossen Schaden an.''<br/>
Quelle: Thurgauer Chronik 1932<br/><br/>
 
 
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'''Dieser Fall bietet ein besonderes Interesse als Beispiel einer langdauernden Ueberregnung eines beschränkten Gebiets, hier der Nordostschweiz.<br/>
'''In Zürich beginnen die Niederschläge um 10 h des 8. und dauern mit wechselnder, zeitweise gussregenartiger Stärke bis um 13.00 h des 9. Juli 1932.<br/>
'''Der Kern liegt bei Sternenberg (90 mm). Von ihm aus nehmen die Beträge nach allen Seiten ab. Es seien erwähnt: Lichtensteig 81 mm, St. Gallen 51mm, Zürich 45mm, Zug 57mm.<br/>
'''Es handelt sich also meist um abnorm hohe Beträge. Das Isohyetenbild des 9. sieht ähnlich aus, nur liegt der Kern etwas nördlicher und der Maximalbetrag (Bischofszell 62 mm) ist  weniger hoch. (Winterthur 55 mm, Zürich nochmals 45 mm).<br/>
'''Die Niederschläge sind vorwiegend orographisch bedingt. Eindringende maritime Kaltluftmassen bewirkten seit dem 7. einen Vorstoss des Azorenmaximums nach Mitteleuropa hinein.<br/>
'''Während am Morgen des 7. die Winde über Mitteleuropa noch recht schwach und vielgestaltig waren, herrscht am Morgen des 8. im Alpenvorland bereits eine ausgesprochene  Nordostströmung bis mindestens 2000m hinauf.<br/>
'''Darüber wehen aber noch südliche Winde. Um 10 h dreht der Wind auf dem Säntis von SE nach NNE. Ungefähr gleichzeitig setzen (in Zürich) die Niederschläge ein.<br/>
'''An diesem Tag (8.) regnete es auch nördlich der Schweizergrenze sowie in den Ostalpen. Die Beträge sind hier jedoch wesentlich kleiner.<br/>
'''Der Schauercharakter der Niederschläge ist an ihrem sehr unstetigen Verlauf noch deutlich zu erkennen. Vereinzelte Stationen hatten leichte Gewittererscheinungen.<br/>
'''Der Züricher Beobachter notiert sehr tiefen Nimbostratus. Nach den Pilotvisierungen reicht am 9. (8 h) eine ziemlich einheitlich gerichtete Nordostströmung wenigstens bis in eine  Höhe von 5000m hinauf.<br/>
'''An diesem Tag erhielten die Ostalpen größere Beträge als am 8., die aber, soweit aus den wenigen Daten ersichtlich ist, die in der Schweiz gefallenen Mengen nicht annähernd  erreichen.<br/>
'''Die Niederungen des Gebiets nördlich der Alpen, die doch im selben Luftstrom liegen, scheinen am 9. großenteils trocken geblieben zu sein, wenigstens wurde in Beifort, Nancy,  Karlsruhe, Frankfurt kein Niederschlag gemessen.<br/>
'''Größere Temperatur- oder Druckstufen sind weder in Zürich noch auf dem Säntis festzustellen. '''<br/>
Quelle: M. Grütter<br/>
Quelle: M. Grütter<br/>


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Übersicht Regenmengen >60mm vom 08.07.1932<br/>
Übersicht Regenmengen >60mm vom 08.07.1932<br/>


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[[File:19320708 01 Flood Ostschweiz_prtsc.jpg|1090px]]<br/>
© Kai Kobler >> [http://www.kaikowetter.ch/Statistik/Historisch/regenmengen08_07_1932.html '''Link zu interaktiver Karte''']<br/><br/>
© Kai Kobler >> [http://www.kaikowetter.ch/Statistik/Historisch/regenmengen08_07_1932.html '''Link zu interaktiver Karte''']<br/><br/>
==Bilder==
Thurhochwasser mit Dammbruch in Altikon und Uesslingen TG beim Feldisteg<br/>
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[[File:19320708 01 Flood Ostschweiz_Thur06.jpg|1000px]]<br/>
© Staatsarchiv Zürich<br/>
Kollektives Überschwemmungsgedächtnis<br/>


==Medienlinks==
==Medienlinks==
© MeteoSchweiz [http://www.meteoschweiz.admin.ch/product/input/documents/annals/annalen-1932.pdf ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1932]<br/><br/>
© MeteoSchweiz [http://www.meteoschweiz.admin.ch/product/input/documents/annals/annalen-1932.pdf ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1932]<br/><br/>
* [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=tbg-001:1933:70::91 Thurgauer Chronik 1932]<br/>


==Interna==
==Interna==

Aktuelle Version vom 31. März 2019, 13:01 Uhr

Quick Facts

Type of Event Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Kanton Zürich, Kanton Thurgau
Time / Duration 48 hours
Date 08.-10.07.1932
Magnitude / Dimension >100mm of rain in 24 hours
Damage -
Fatalities -
Injuries -
Report Source chronicles, general archive
Remarks -

Ereignis

Anhaltend starke Niederschläge und Gewitter führten zu zahlreichen Überschwemmungen und Rutschungen in 18 Kantonen.
Die Schäden waren gravierend, jedoch nicht katastrophal.
Quelle: Gerhard Röthlisberger - Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz


Quelle: Gerhard Röthlisberger - Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz


9. Juli 1932
Die Murg und die Thur führen Hochwasser. Es fallen in 24 Stunden auf den Quadratmeter 53 Liter Wasser.
Die Thur überschwemmt weite Flächen; sie steigt von dem normalen Wasserstand von 3.60 Meter auf 5.00 Meter in Üsslingen und 7.00 Meter bei Andelfingen.
Bei Feldi bricht der Damm auf Üsslinger Seite in einer Länge von 70 bis 90 Meter, das Wasser überflutet das Land bis zur Berglehne und richtet grossen Schaden an.
Quelle: Thurgauer Chronik 1932



Dieser Fall bietet ein besonderes Interesse als Beispiel einer langdauernden Ueberregnung eines beschränkten Gebiets, hier der Nordostschweiz.
In Zürich beginnen die Niederschläge um 10 h des 8. und dauern mit wechselnder, zeitweise gussregenartiger Stärke bis um 13.00 h des 9. Juli 1932.
Der Kern liegt bei Sternenberg (90 mm). Von ihm aus nehmen die Beträge nach allen Seiten ab. Es seien erwähnt: Lichtensteig 81 mm, St. Gallen 51mm, Zürich 45mm, Zug 57mm.
Es handelt sich also meist um abnorm hohe Beträge. Das Isohyetenbild des 9. sieht ähnlich aus, nur liegt der Kern etwas nördlicher und der Maximalbetrag (Bischofszell 62 mm) ist weniger hoch. (Winterthur 55 mm, Zürich nochmals 45 mm).
Die Niederschläge sind vorwiegend orographisch bedingt. Eindringende maritime Kaltluftmassen bewirkten seit dem 7. einen Vorstoss des Azorenmaximums nach Mitteleuropa hinein.
Während am Morgen des 7. die Winde über Mitteleuropa noch recht schwach und vielgestaltig waren, herrscht am Morgen des 8. im Alpenvorland bereits eine ausgesprochene Nordostströmung bis mindestens 2000m hinauf.
Darüber wehen aber noch südliche Winde. Um 10 h dreht der Wind auf dem Säntis von SE nach NNE. Ungefähr gleichzeitig setzen (in Zürich) die Niederschläge ein.
An diesem Tag (8.) regnete es auch nördlich der Schweizergrenze sowie in den Ostalpen. Die Beträge sind hier jedoch wesentlich kleiner.
Der Schauercharakter der Niederschläge ist an ihrem sehr unstetigen Verlauf noch deutlich zu erkennen. Vereinzelte Stationen hatten leichte Gewittererscheinungen.
Der Züricher Beobachter notiert sehr tiefen Nimbostratus. Nach den Pilotvisierungen reicht am 9. (8 h) eine ziemlich einheitlich gerichtete Nordostströmung wenigstens bis in eine Höhe von 5000m hinauf.
An diesem Tag erhielten die Ostalpen größere Beträge als am 8., die aber, soweit aus den wenigen Daten ersichtlich ist, die in der Schweiz gefallenen Mengen nicht annähernd erreichen.
Die Niederungen des Gebiets nördlich der Alpen, die doch im selben Luftstrom liegen, scheinen am 9. großenteils trocken geblieben zu sein, wenigstens wurde in Beifort, Nancy, Karlsruhe, Frankfurt kein Niederschlag gemessen.
Größere Temperatur- oder Druckstufen sind weder in Zürich noch auf dem Säntis festzustellen.
Quelle: M. Grütter

Messdaten

Übersicht Regenmengen >60mm vom 08.07.1932


© Kai Kobler >> Link zu interaktiver Karte

Bilder

Thurhochwasser mit Dammbruch in Altikon und Uesslingen TG beim Feldisteg











© Staatsarchiv Zürich
Kollektives Überschwemmungsgedächtnis

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1932

Interna

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