19541209 01 Storm Alpennordseite

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Foehn storm
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location North of Alps
Time / Duration Long-time event
Date 09.12.1954
Magnitude / Dimension >120 km/h
Damage -
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical reports, data from official weather stations
Remarks -


Ereignis

Ein heftiger Föhnsturm tobte in den Schweizer Alpen von 8. bis 9. Dezember 1954
Im Wallis, blies er in 2 Richtungen des Rhônetales, auf der einen Seite talaufwärts von Sion aus und auf der anderen Seite talabwärts von Martigny bis zum Genfer See.
Er erschien auch in den Seitentälern der Walliser Alpen.

Ursachen- und Ereignisanalyse / Messdaten

Auszug aus La Murithienne Société valaisanne des Sciences Naturelles Jahr 1961

8. Dezember 1954:
In der Schweiz sinkt der Luftdruck fast ununterbrochen seit 130 Stunden, bis zum Morgen des 9. Dezember betrug der Rückgang 39,4 mb in Zürich und 39,7 mb. in Basel.
Es ist eine Warmfront am Himmel. Die Sondierung in Payerne zeigt eine deutliche Erwärmung während des Tages über 1000 m.
Der Wind auf 5000 m. dreht in der Nacht von Nordwesten, nach Westen und Südwesten vom 8. auf den 9. Dezember.
Seine mittlere Geschwindigkeit ist in der Größenordnung von 80 km/h.
In Altdorf beginnt der Föhn um 16h und endet schon 13 Stunden später.

9. Dezember 1954:
Zwischen einem Orkantief bei England und einem Hoch über Südosteuropa steigt der Druckgradient in Frankreich und Deutschland stark an und der Südwestwind frischt stark auf.
Gemäss der Sondierung in Payerne erwärmt sich die Troposphäre um ca. zehn Grad innert 3 Stunden. Von Westen nähert sich eine Kaltfront aus Frankreich der Schweiz.
Der Wind weht aus Südwest am Boden und bis 10'000 m Höhe und darüber hinaus, mit einer Geschwindigkeit von etwa 120 km/h. Der Föhn in der Schweiz ist heftig:
Er wird in allen Tälern des Alpennordhanges wirksam, im St. Galler Rheintal, im Berner Oberland.
Es gibt Berichte über Schäden an Gebäuden im Urner Reusstal.
Die RhB erlitt einige Unterbrechungen aufgrund umstürzender Bäume im Kanton Graubünden.
Im Glarner Linthtal leiden Gebäude und Wälder unter der Gewalt des Föhnwindes.
Ebenso im Kanton Schwyz, im Weisstanntal (St. Gallen), in Oberhasli werden Schäden an Dächern gemeldet.
Der Föhnwind rückt bis nach Zürich vor. Ein Temperaturanstieg von 7 Grad um 6 Uhr morgens verrät die Anwesenheit von Föhn in Zürich.





© Wetterzentrale

Schäden

Kanton Graubünden


Im Dezember 1954 hinterliess ein Föhnsturm viele Hektaren zerstörten Schutzwald im Risswald ob Monbiel und im Grosswald.
Damit die grosse Schadholzmenge aufgerüstet und abgeführt werden konnte, wurde der noch heute bestehende Waldweg in den Grosswald gebaut.
Anschliessend wurden die zurückbleibenden Flächen vor allem mit Fichten und wenigen Lärchen und Bergahornen wieder bepflanzt.
Damit die Aufforstungsflächen erfolgreich wiederbewaldet werden konnten, wurde die gesamte Fläche dem Weidgang entzogen und bis heute ausgezäunt.
Quelle: Gemeinde Klosters-Serneus

Nachfolgend ein Luftbildvergleich mit den Waldschäden im Grosswald ob Klosters. Es wurden ganze Waldabschnitte vollständig zerstört

© Kai Kobler / Quelle Luftbilder: Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Im Dezember 1954 wütete ein gewaltiger Föhnsturm in unserer Gegend. Am schlimmsten waren die Waldungen zwischen dem Tal und Fraschmardin betroffen.
Quelle: Chronik Monbiel

Nachfolgend ein Luftbildvergleich mit den Waldschäden im Risswald ob Monbiel. Es wurden ganze Waldabschnitte vollständig zerstört

© Kai Kobler / Quelle Luftbilder: Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Kanton Glarus

1954 legte ein Föhnsturm in der Gemeinde Matt (GL) 28'000 m3 Wald um.
Quelle: Info Matt

Nachfolgend ein Luftbildvergleich mit den Waldschäden im Bruch ob Matt. Es wurden ganze Waldabschnitte vollständig zerstört

© Kai Kobler / Quelle Luftbilder: Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Feldkich Vorarlberg

Ein Lostag für die Waldwirtschaft Feldkirchs, vor allem im Revier Samina war der 9. Dezember 1954, an dem in kürzester Zeit 78.000 fm Holz einem orkanartigen Föhnsturm zum Opfer fielen.
Darunter befanden sich 60% Windwurf und 40% Windbruch.
Auf das Revier Samina entfielen 60.000 fm, bei einer Schadensfläche von über 100 ha; auf den Ardetzenberg 10.000 fm und auf den Steinwald 4.000 fm.
Der Rest war in den anderen, kleineren Waldungen verstreut. Die rund 4 km lange Waldseilbahn von der Bergstation Samina zur Talstation an der Bundesstraße in der Felsenau wurde schwer beschädigt.
Die Schadensgebiete vermitteln ein Bild der Verwüstung und stellten die Verantwortlichen vor sehr schwere Aufgaben.
Quelle: Der Stadtwald von Feldkirch

Am 9. Dezember 1954 erhob sich in Vorarlberg ein Föhnsturm, der zum Orkan ausartete und im Oberland unvorstellbare Schäden anrichtete.


Auszug aus dem Originaltext:
Wie wenn eine Riesenhand spielend Bäume wie Zündhölzer hinstreift, knickten und krachten Bäume kreuz und quer übereinander her und ächzten im lachenden Orgelton des Orkans.
Die Herrschaft dieses Sturmes zerlegte mit einem Handstreich eine stabil gebaute Baracke in ihre Bestandteile.
„Das musst du erlebt haben“, schrieen die Männer, „es ist wie in einem Trickfilm!“ Und jetzt auf, nach Feldkirch, hinein mit jugendlicher Kraft in das Brausen der entfesselten Elemente!

Feldkirchs Innenstadt war menschenleer, die Straßen waren mit Glassplittern und Ziegeln übersät, die Trauerweide bei der Bezirkshauptmannschaft gestürzt.
Die uralten Baumriesen am Maria-Mutterweg lagen entwurzelt über dem Weg.
Zahlreiche Dächer waren beschädigt, Kamine waren eingestürzt. Vom Hauptdach der Schattenburg flogen Ziegel auf die darunter liegenden Häuser.
Der Zugsverkehr wurde eingestellt, Schäden an den Fahrleitungen, im Sturm frei schwingende, losgerissene Oberleitungen machten diese Maßnahme notwendig.
So eine Katastrophe hatten die ältesten Einwohner Feldkirchs nicht erlebt!
Ein paar Unerschrockene standen vor der Tonhalle, als das Blechdach der Stella Matutina aus der Verankerung gerissen, auf den Leonhardsplatz gesegelt kam.

Dieser Föhnsturm hauste in den schmalen Tälern des Oberlandes wie in einer Düse, seine gigantische Kraft brach sich an den steilen Hängen des Saminatales.
Dort waren dreißig Arbeiter einer Baufirma eingeschlossen, der Sturm hatte sie überrascht.
Jetzt kämpften sie gegen umgestürzte Baumriesen und niederprasselnde Steinlawinen, um sich einen Weg zu bahnen.
Sie gelangten bis nach Amerlügen und erzählten, der halbe Wald liege wie niedergemäht am Boden.

In Amerlügen und Frastanz gab es die gleichen Schreckensmeldungen wie in Feldkirch.
Die Seilbahn, die 1910 für den Gütertransport von Amerlügen in die Felsenau gebaut worden war, war schwer beschädigt.
Zwischen Schutzbrücke und Bodenwald lagen vier Stützen auf dem Boden, das freihängende Drahtseil schwang wuchtig im Sturm und schlug auf ein Hausdach auf.

In Frastanz begrub die einstürzende Flughalle alle fünf Segelflugzeuge unter ihren Trümmern, die Flughalle war total zerstört.
Mühe und Arbeit von fünf Jahren war in wenigen Minuten vernichtet.

Medienlinks

Interna

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