19581001 01 Flood Südschweiz: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ereignis==
==Ereignis==
'''Die   großen   Niederschläge,   die   an   diesem   Tage im Tessin   fielen (vgl. Karte  Nr.  11), sind   in   der   Haupt-sache  durch   eine   Föhnströmung   über   den   Alpen   ver-ursacht.   Maximale  Beträge  fielen  im  Centovalligebiet  (Camedo  204  mm).  Von  hier  aus  erstreckt  sich  eine  Zone  mit  über  60  mm  nordwärts  über    das    westliche    Tessin  (Cevio  142 mm,  Airolo  96)  und  weiter  über  den  Gotthard  hinüber  bis  ins  Reußtal  (Andermatt  92 mm, Gurtnellen  92,  Altdorf    74,  Schwyz  61).  Während    das    Sottoceneri  nur  30  bis  40,  das  östliche  Tessin  40  bis50 mm  erhalten  hat,    umfaßt  ein  weiteres  Gebiet    mit    mehr  als  60  mm  tlas  Misox  (Braggio  67 mm),  das  Quell-gebiet  des  Hinterrheins,  (Hinterrhein    87 mm)    und    das    Bergeil  (Soglio  79 mm).  In  Ostgraubünden,  im  größten  Teil    des    Wallis  sowie  im  Mittelland  bewegen  sich    die    Beträge  zwischen  10  und  etwa  25  mm.  Die Niederschläge setzen auf   der   Südseite   der   Alpen   schon um   17 Ii  des   30. September ein und   dauerten hier mit kurzen Unterbrechungen bis   um S^h     des   2. Okto-ber.   Auf der   Nordseite der   Alpen, in Zürich   regnete   es   (am     .1. Oktober)   von   13h   bis   23l/£h.  Diese   Nieder-schläge  knüpfen   sich   an   das   nachfolgende   Vordringen   der   Kaltluft nach Osten. Die   Föhnlage   bestand   schon   merklich     seit     dem     29. September und   erreichte   den   Höhepunkt   ihrer   Ent-wicklung  am Abend   des   30. September. Die Wetterkarte von   13 h dieses Tages zeigt ein kräftiges Tiefdruckgebiet im Nordwesten mit Zentrum über   Irland,   und   ein   aus-gesprochenes  Föhnknie   der   Isobaren   über   den   Alpen.   Das   aus kalter Luft aufgebaute Föhnhoch   auf   der   Alpen-siidscite  weist einen um zirka   11 Millibar höheren   Druck   auf   als   die   Alpennordseite.   In   der   Zeit   von   22 h   des   30. September   bis   7 h   des   1. Oktober wurde   das   Föhn-hoch  durch   Zufuhr   wärmerer   Luft von   Süden   her   ab-gebaut.   Der   Druckfall   ist   auf   dem   ganzen   westlichen   Mittelmecr  verbreitet. Ein   Teil   des   Fallgebiets zieht in  der  Folge   nordnordostwärts   über   die   Alpen.   Es   hatte   zunächst   den   Zusammenbruch   der   Föhnlage   zur   Folge.   In AUdorf  setzte der   Föhnsturm   um   l'/oh  (1. Oktober) plötzlich   aus,   auf   dem   Gotthard   um   zirka   15 Ii.   Der   Druckausgleich   zwischen   Süd   und   Nordseite wurde   im   Niveau   des   Mittellandes   um   zirka   12 h   erreicht.   Um   diese Zeit kündet   der   Beginn   des   Druckanstiegs in   den   Niederungen,   des   Temperaturrückgangs   (total   6 Grad) in   der   Höhe, den   Einbruch   der kalten Luft von   Westen   her   an. Fortan ist das Druckgefälle über den   Alpen nach Süden   gerichtet.     So   zeigt   nun   die   Wetterkarte   vom   2. Oktober um   07 Ii  ein   Tief   über   der   Poebene,   das   bis   zum   Nachtag nach   dem  Nordwestbalkan wandern   wird,   feiner einen Hochdruckrücken   auf   der   Alpennordseite.   Die Kaltluft, der   ein kräftiger Druckfall vorauslief,   war   über   Süddeiitschland  sehr   rasch   ostwärts   vorgestoßen,   während   sich   nun   über   Dänemark   ein   Randtief     ab-zeichnet, so daß die Kaltfront statt wie vorher von   NNE   nach   SSW   nunmehr   von   Dänemark   aus   südsüdostwärts   nach Wien verläuft. Man kann annehmen, daß der   Ka.lt-luflcinbruch  mit   der   schon erwähnten Wanderung einer Druckwelle   vom   westlichen   Mittclmcer  nach   NNE   zu-sammenhängt. Nach   einem   kurzen Unterbruch   setzten   die   Nieder-schläge  am   Alpensüdfuß ungefähr   gleichzeitig mit   dem   Druckanstieg   um   19   h   des   1. Oktober   neuerdings   mit   "rüßercr  Stärke   ein.   Dieser   letzte   Anteil   der   Beträge   «vom   1. Oktober»   ist offenbar durch   den   Einbruch   der   Rücksei tekalllul't  verursacht. Er   war   von   Gewittern   be-gleitet. Es   sei   noch   bemerkt,   daß   die   Föhnniederschläge   vom Vortag   sich auf   die Alpensüdseite beschränken,   die   Maxima liegen ebenfalls über dem   Centovalli,   Misox   und   Bergell.   Diejenigen   vom   Nachtag   sind   unbedeutend.   Ähnliche Verteilungen sind schon wiederholt beobachtet worden,   die   meisten   bei   gewittrigen   Sommerlagern  Der   typische   Übertritt   des   Niederschlagsgebiets   über     den     Gotthard ist stets durch einen Kaltlufleinbruch    bewirkt   und   kann   auch ohne namhaften vorausgehenden   Föhn   auftreten   (vgl.  21. September  1933).  '''<br/>
'''Die großen Niederschläge, die an diesem Tage im Tessin fielen, sind in der Hauptsache durch eine Föhnströmung über den Alpen verursacht.<br/>
'''Die Niederschläge setzen auf der Südseite der Alpen schon um 17 h des 30. September ein und dauerten hier mit kurzen Unterbrechungen bis um 3.30 h des 2. Oktober.<br/>
'''Auf der Nordseite der Alpen, in Zürich regnete es (am 1. Oktober) von 13.45 h bis 23.30 h.<br/>
'''Diese Niederschläge knüpfen sich an das nachfolgende Vordringen der Kaltluft nach Osten.<br/>
'''Die Föhnlage bestand schon merklich seit dem 29. September und erreichte den Höhepunkt ihrer Entwicklung am Abend des 30. September.<br/>
'''Die Wetterkarte von 13 h dieses Tages zeigt ein kräftiges Tiefdruckgebiet im Nordwesten mit Zentrum über Irland, und ein ausgesprochenes Föhnknie der Isobaren über den Alpen.<br/>
'''Das aus kalter Luft aufgebaute Föhnhoch auf der Alpensüdseite weist einen um zirka 11 Millibar höheren Druck auf als die Alpennordseite.<br/>
'''In der Zeit von 22 h des 30. September bis 7 h des 1. Oktober wurde das Föhnhoch durch Zufuhr wärmerer Luft von Süden her abgebaut.<br/>
'''Der Druckfall ist auf dem ganzen westlichen Mittelmeer verbreitet. Ein Teil des Fallgebiets zieht in der Folge nordnordostwärts über die Alpen.<br/>
'''Es hatte zunächst den Zusammenbruch der Föhnlage zur Folge. In Altdorf setzte der Föhnsturm um l.30 h (1. Oktober) plötzlich aus, auf dem Gotthard um zirka 15 h.<br/>
'''Der Druckausgleich zwischen Süd und Nordseite wurde im Niveau des Mittellandes um zirka 12 h erreicht.<br/>
'''Um diese Zeit kündet der Beginn des Druckanstiegs in den Niederungen, des Temperaturrückgangs (total 6 Grad) in der Höhe, den Einbruch der kalten Luft von Westen her an.<br/>
'''Fortan ist das Druckgefälle über den Alpen nach Süden gerichtet. So zeigt nun die Wetterkarte vom 2. Oktober um 07.00 h ein Tief über der Poebene,<br/>
'''das bis zum Nachtag nach dem  Nordwestbalkan wandern wird, feiner einen Hochdruckrücken auf der Alpennordseite.<br/>
'''Die Kaltluft, der ein kräftiger Druckfall vorauslief, war über Süddeutschland sehr rasch ostwärts vorgestoßen, während sich nun über Dänemark ein Randtief abzeichnet,<br/>
'''so daß die Kaltfront statt wie vorher von NNE nach SSW nunmehr von Dänemark aus südsüdostwärts nach Wien verläuft.<br/>
'''Man kann annehmen, daß der Kaltlufleinbruch mit der schon erwähnten Wanderung einer Druckwelle vom westlichen Mittelmeer nach NNE zusammenhängt.<br/>
'''Nach einem kurzen Unterbruch setzten die Niederschläge am Alpensüdfuß ungefähr gleichzeitig mit dem Druckanstieg um 19 h des 1. Oktober neuerdings mit grösserer Stärke ein.<br/>
'''Dieser letzte Anteil der Beträge «vom 1. Oktober» ist offenbar durch den Einbruch der Rückseitekaltluft verursacht.<br/>
'''Er war von Gewittern begleitet. Es sei noch bemerkt, daß die Föhnniederschläge vom Vortag sich auf die Alpensüdseite beschränken,<br/>
'''die Maxima liegen ebenfalls über dem Centovalli, Misox und Bergell. Diejenigen vom Nachtag sind unbedeutend.<br/>
'''Ähnliche Verteilungen sind schon wiederholt beobachtet worden, die meisten bei gewittrigen Sommerlagen.<br/>
'''Der typische Übertritt des Niederschlagsgebiets über den Gotthard ist stets durch einen Kaltlufteinbruch bewirkt und kann auch ohne namhaften vorausgehenden Föhn auftreten.'''<br/>
Quelle: M. Grütter<br/>
Quelle: M. Grütter<br/>



Version vom 13. Januar 2020, 16:51 Uhr

Quick Facts

Type of Event Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Kanton Tessin, Gotthard (UR)
Time / Duration 24 hours
Date 01.10.1958
Magnitude / Dimension >100mm of rain in 24 hours
Damage -
Fatalities -
Injuries -
Report Source chronicles, general archive
Remarks -

Ereignis

Die großen Niederschläge, die an diesem Tage im Tessin fielen, sind in der Hauptsache durch eine Föhnströmung über den Alpen verursacht.
Die Niederschläge setzen auf der Südseite der Alpen schon um 17 h des 30. September ein und dauerten hier mit kurzen Unterbrechungen bis um 3.30 h des 2. Oktober.
Auf der Nordseite der Alpen, in Zürich regnete es (am 1. Oktober) von 13.45 h bis 23.30 h.
Diese Niederschläge knüpfen sich an das nachfolgende Vordringen der Kaltluft nach Osten.
Die Föhnlage bestand schon merklich seit dem 29. September und erreichte den Höhepunkt ihrer Entwicklung am Abend des 30. September.
Die Wetterkarte von 13 h dieses Tages zeigt ein kräftiges Tiefdruckgebiet im Nordwesten mit Zentrum über Irland, und ein ausgesprochenes Föhnknie der Isobaren über den Alpen.
Das aus kalter Luft aufgebaute Föhnhoch auf der Alpensüdseite weist einen um zirka 11 Millibar höheren Druck auf als die Alpennordseite.
In der Zeit von 22 h des 30. September bis 7 h des 1. Oktober wurde das Föhnhoch durch Zufuhr wärmerer Luft von Süden her abgebaut.
Der Druckfall ist auf dem ganzen westlichen Mittelmeer verbreitet. Ein Teil des Fallgebiets zieht in der Folge nordnordostwärts über die Alpen.
Es hatte zunächst den Zusammenbruch der Föhnlage zur Folge. In Altdorf setzte der Föhnsturm um l.30 h (1. Oktober) plötzlich aus, auf dem Gotthard um zirka 15 h.
Der Druckausgleich zwischen Süd und Nordseite wurde im Niveau des Mittellandes um zirka 12 h erreicht.
Um diese Zeit kündet der Beginn des Druckanstiegs in den Niederungen, des Temperaturrückgangs (total 6 Grad) in der Höhe, den Einbruch der kalten Luft von Westen her an.
Fortan ist das Druckgefälle über den Alpen nach Süden gerichtet. So zeigt nun die Wetterkarte vom 2. Oktober um 07.00 h ein Tief über der Poebene,
das bis zum Nachtag nach dem Nordwestbalkan wandern wird, feiner einen Hochdruckrücken auf der Alpennordseite.
Die Kaltluft, der ein kräftiger Druckfall vorauslief, war über Süddeutschland sehr rasch ostwärts vorgestoßen, während sich nun über Dänemark ein Randtief abzeichnet,
so daß die Kaltfront statt wie vorher von NNE nach SSW nunmehr von Dänemark aus südsüdostwärts nach Wien verläuft.
Man kann annehmen, daß der Kaltlufleinbruch mit der schon erwähnten Wanderung einer Druckwelle vom westlichen Mittelmeer nach NNE zusammenhängt.
Nach einem kurzen Unterbruch setzten die Niederschläge am Alpensüdfuß ungefähr gleichzeitig mit dem Druckanstieg um 19 h des 1. Oktober neuerdings mit grösserer Stärke ein.
Dieser letzte Anteil der Beträge «vom 1. Oktober» ist offenbar durch den Einbruch der Rückseitekaltluft verursacht.
Er war von Gewittern begleitet. Es sei noch bemerkt, daß die Föhnniederschläge vom Vortag sich auf die Alpensüdseite beschränken,
die Maxima liegen ebenfalls über dem Centovalli, Misox und Bergell. Diejenigen vom Nachtag sind unbedeutend.
Ähnliche Verteilungen sind schon wiederholt beobachtet worden, die meisten bei gewittrigen Sommerlagen.
Der typische Übertritt des Niederschlagsgebiets über den Gotthard ist stets durch einen Kaltlufteinbruch bewirkt und kann auch ohne namhaften vorausgehenden Föhn auftreten.
Quelle: M. Grütter

Messdaten

Übersicht Regenmengen >60mm vom 01.10.1958

© Kai Kobler >> Link zu interaktiver Karte

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