19900729 01 Sturzflut Gantrisch-Gebiet
Quick Facts
Type of Event | Flash Flood |
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Verification State | QC1 |
ESWD | Not reported |
Location |
Gantrischgebiet: Blumenstein (BE), Wattenwil (BE), Thurnen (BE), Toffen (BE) |
Time / Duration | evening |
Date | 29.07.1990 |
Magnitude / Dimension | >70mm of rain in 1 hour, 200mm in 2 hours, 240mm in 4 hours, 270mm in 6 hours |
Damage | Flooded streets and maedows, landslides |
Fatalities | - |
Injuries | - |
Report Source | Historical reports |
Remarks | - |
Ereignis
Am 29.07.1990 entlud sich über dem Gantrischgebiet ein Gewitter, welches innerhalb von 4h unglaubliche 240 mm (resp. 270 mm in 6h) Regen (und in der gleichen Zeit 500mm Hagel) brachte.
Gemäss einem Bericht war es das bis dato stärkste Gewitter auf der Alpennordseite bezüglich Niederschlagsmengen.
In der Folge wurde das ganze Gürbetal überflutet, was später zur Einleitung grosser Gewässerschutzmassnahmen besonders bei Wattenwil am Fusse des Gurnigels führte.
© Der Bund, 17. August 1990
Jahrhundertereignis – Unwetter 1990
Der 29. Juli 1990 ein prägender Tag für die Wattenwiler Geschichte und das Ganze Gürbetal.
Das Unwetter von 1990 gilt als Jahrhundertereignis und hat in und um Wattenwil Schäden von bis zu 40 Millionen Franken angerichtet.
Dabei hat dieser denkwürdige Sonntag mit leicht bedeckten Himmel eigentlich noch ganz harmlos begonnen.
Familien mit ihren Kindern sowie Freunde verabredeten sich zum Brätlen und Baden an der Gürbe.
Später, als es draussen noch hell war und sich die Wolken schon fast bedenklich finster zusammen geschoben haben, hörte man es „rumpeln“.
Nur wenig später kamen grosse Steine die Gürbe herab. Es roch plötzlich gewaltig nach Schwefel, weil sich die abwärts donnernden Steine aneinander abgerieben haben.
Kurz darauf begann es heftig zu regnen und schon bald kam Hagel dazu. Nicht weniger als bis zu 500 Liter Wasser pro Quadratmeter regnete es.
Die teils über hundert Jahre alten Sperren konnten irgendeinmal dem enormen Wasserdruck (nachträglich wurden Abflusswerte bis zu 250 m3/s gemessen) nicht mehr Stand halten.
Die Gürbe riss viel Geröll und Steinmengen mit sich, weshalb die Gräben innert Kürze komplett vermacht waren und sie sich schliesslich über Land und Strasse ihren Weg bahnte.
Vor allem der Dorfteil Mettlen wurde von der Verwüstung ganz stark getroffen. Die mittlerweile braune Gürbe nahm auf ihrem Weg abwärts alles mit sich, was sie auffand.
Zerstörte Strassen, Felder, Gärten und überflutete zahlreiche Keller.
Der Gemeinderat berief umgehend einen Krisenstab ein, welcher in dieser ausserordentlichen Notsituation die Entscheidungen fällte und die Bevölkerung anleiten sollte.
Das Unwetter 1990 hatte in nur kurzer Zeit eine unglaubliche Verwüstung geschaffen.
Die Wattenwiler Wasserversorgung war unterbrochen, Brücken wurden weggeschwemmt oder zumindest stark beschädigt.
Gärten und Felder waren so stark mit Geröll und Schlamm zugeschüttet, dass ohne das vorzeitige Beiseiteräumen nicht an neues Wachsen zu denken war.
Auch das untere Gürbetal wurde vom Unwetter so stark getroffen, dass als Folge die Züge während den nächsten zwei Wochen nicht mehr fahren konnten.
Ebenfalls waren die tierischen Bachbewohner beim Unwetter ihrem eigenen Schicksal überlassen und so verendeten unzählige Fische in der Gürbe.
Viele unermüdliche Helferinnen und Helfer vom Zivilschutz, dem Militär, der Feuerwehr und aus der Bevölkerung halfen anschliessend, wo es nur ging.
Der Kanton Bern erklärte die Gemeinde schlussendlich gar zum Katastrophengebiet und bot weitere Unterstützung.
Auch wenn das Unwetter eine schlimme Zeit beduetete, war es doch schön das grossartige “Miteinander” der Wattenwilerinnen und Wattenwiler in dieser Zeit zu sehen.
© Gemeinde Wattenwil
Messwerte
Starkes Gewitter am 29. Juli 1990 mit 270 mm Niederschlag in 6 Stunden, wovon >200mm in 2 Stunden! und 500 mm Hagelschlag.
Bilder
Bilddokumentation ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich)
Gürbe südlich Längmoos bei Mettlen
Gürbe nördlich Längmoos bei Mettlen
Burgistein, Brücke über die Gürbe
Burgistein, Abzweigung Landstrasse nach Grossmatt, nördlich der Bahnstation Burgistein-Wattenwil
Zwischen Kaufdorf und Mühlethurnen, Strasse Kirchenthurnen - Mühledorf, Blick nach Süden (S)
Toffen, Blick nach Süden (S) von Belp
Zeitungsartikel
Gürbetal
Sensetal
© Freiburger Nachrichten 31.07.90
Betroffene Gewässer
Gürbe, Fallbach, Bunschenbach, Sense, Schwarzwasser, Saane
Abflussspitzen und maximaler Wasserstand
Aus 6.025 Studie Geschiebehaushalt Schwarzwasser, 18.04.1996 Zum
HQ100 Sense - Thörishaus, Sensematt
489 m3/s
Hochwasserwahrscheinlichkeiten (Jahreshochwasser) Messperiode
Standortkarte
HQ20 Gürbe - Belp, Mülimatt
52 m3/s
Hochwasserwahrscheinlichkeiten (Jahreshochwasser) Messperiode
Standortkarte
Auszug Bericht des Geowissenschaftlichen Büros GEO 7, Bern
Medienlinks
© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1990
- Wenn die Sintflut Hänge ins Rutschen bringt© BWG, Biel, März 2004
Weitere Angaben können ausserdem in folgenden Artikeln gefunden werden:
- Grebner D (1993) Synoptische Zirkulation während Extremniederschlägen in der nordalpinen Schweiz. In: Aktuelle Aspekte in der Hydrologie. Zürcher Geographische Schriften, Heft 53.
- Zimmermann M, Mani P, Hunziker G, Gsteiger P (1990) Das Unwetter vom 29. Juli 1990 im Gantrisch-Gebiet. Bericht des Geowissenschaftlichen Büros GEO 7, Bern.
Interna
SSWD Main Editor | Kaiko | Last Edit | 22.12.2021 | Last Review | - | Documentation State | Ready for Review |
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