19950722 01 Tornado Oberhofen AG: Unterschied zwischen den Versionen

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==Interna==
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Aktuelle Version vom 13. Dezember 2019, 15:35 Uhr

Quick Facts

Type of Event Tornado
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Sulz (AG), Oberhofen (AG), Gansingen (AG), Hottwil (AG), Mandach (AG), Würenlingen (AG) - moving from West to East
Time / Duration Time: Approx. 15.20 UTC

Duration: 30 minutes

Date 22.07.1995
Magnitude / Dimension Preliminary findings indicate a path length of up to 15 km and a path width ranging from a few meters up to some 100 m. The caused damage points to a maximum intensity of T3 (F1) on the TORRO (Fujita) Scale, which stands for wind speeds between 151 and 184 km/h.
Damage

(1) at least 43 heavily damaged roofs in two villages
(2) substantial damage to vine site and forest
(3) more than 4'000 fallen trees in Sulz
(4) a total volume of 15'000m3 wood in trees was felled by the storms

Fatalities -
Injuries -
Eyewitnesses 1
Report Source Eyewitness report, media reports, damage surveys, scientific reports, indications on radar scans
Remarks According to the damage survey it is possible that this tornado was followed by a downburst east of its path (see also information on damage map below).


Ereignis

Der Tornado vom 22. Juli 1995 in Oberhofen (AG)

"Mit modernsten Methoden wurden im Starkgewitter des 22. Juli 1995 über Oberhofen im Kanton Aargau tornadoartige Strukturen nachgewiesen.
Die Aufzeichnungen des Wetterradars der ETH Zürich zeigten in der Gewitterzelle eindeutig Rotationsbewegungen,
wie sie auch von den amerikanischen Tornados her bekannt sind (Schmid et al., 2000).
Der am Boden offenbar unsichtbare Schlauch legte einen Pfad von etwa 15 Kilometer zurück.
Ein vom Gewitter überquerter Windmesser zeigte für einen ganz kurzen Augenblick eine maximale Windgeschwindigkeit von 158 km/h.
Das erklärt, weshalb in einer der betroffenen Ortschaften 70 % der Hausdächer zum Teil erhebliche Schäden davon trugen.
In einigen der zerstörten Waldstücken zeigten die Bäume markante Verdrehungen, welche auf rotierende Windbewegungen schliessen lassen."
Quelle: Tornados in der Schweiz, Stephan Bader, MeteoSchweiz Juni 2001

"Am 22. Juli 1995 fällt ein Gewittersturm in der Fricktaler Gemeinde Sulz innerhalb von Minuten 4'000 Stämme.
Die mehrere hundert Meter breite Bresche verengt sich gegen das Tal hin.
Am Talboden legen die Sturmwinde die Bäume kreuz und quer und beschädigen auch Häuser schwer.
Am gegenüberliegenden Hang hat ein stolzer Baumbestand keine Chance.
Stamm für Stamm knickten wie Streichhölzer. Und dies in einer vermeintlich völlig windgeschützten Stangenholzpflanzung.
Nach dem Sturm sind kraftstrotzende Bäume verdreht wie Kaugummi.
Auffallend: Kaum ein Baum wurde entwurzelt. Dafür muss die Gewalt zu plötzlich hereingebrochen sein."
Quelle: Beat Glogger, Heisszeit - Klimaänderungen und Naturkatastrophen in der Schweiz

Menschen Technik Wissenschaft Sendung 'Tornados' von 1995 ©SF DRS
Bericht: David Fritz, Kamera: Nicole Gerber, Ton: Petr Mencl, Schnitt: Gaby Stocker



"Von Hottwil aus war ein völlig schwarzer Himmel über Wil erkennbar.
Wenige Minuten später erfasste ein unheimlich heftiger Wind, aus Richtung Bürersteig kommend (Süd), das Dorf.
Es schien, als komme eine Dampfwalze, schilderte ein Einwohner aus Hottwil.
Blumentöpfe und Geranienkisten flogen durch die Luft, Bäume wurden entwurzelt und Äste abgerissen,
Fahnenstangen geknickt und der Stoff abgerissen, alles glich einem riesigen Chaos.
Eine Hottwiler Familie bezog fluchtartig den Keller, während eine Frau verzweifelt versuchte, noch das Auto in die Garage zu stellen.
Bei der Hottwiler Post wurde das Dach eines Hauses um zirka 20cm in die Luft gehoben, um dann mit einem Knall wieder runterzufallen.
Der ganze Wirbelsturm dauerte rund 5 Minuten."
Quelle: Die Botschaft

"Im östlichen Teil des Unwetters, also Gegend von Koblenz, Klingnau, Döttingen bis Würenlingen waren es typische Sturmschäden eines gigantischen Downburst.
Alles Stämme lagen wie sortiert von West nach Ost. Auch beim Unwetter selber war, soweit als möglich bei diesen Sichtbedingungen, keine Rotationen sichtbar.
Bemerkenswert ist jedoch folgendes:
Bei einem alten Haus wurde der Kamin total zertrümmert und die oberste Betonplatte über 100 Meter weit nach Osten getragen.
Wohlbemerkt; die Platte wog 18 kg."
Quelle: Hanspeter Grossen, Koblenz

Ursachen- und Ereignisanalysen

Zusammenfassung
Ein grosser MCS (Mesoscale Convective System) entwickelte sich am 22. Juli 1995 über Ostfrankreich und verlagerte sich über Süddeutschland und die Nordschweiz nach Osten.
Die Grösse und der Organisationsgrad des Systems waren aussergewöhnlich für Zentraleuropa.
Ein Bow-Echo bildete sich im südlichen Teil des MCS-Systems aus und kann einer Spur von schweren Sturmschäden zugeordnet werden.
Zusammenfassend konnten folgende Sachverhalte, welche zu den zerstörerischen Winden geführt haben, gefunden werden:

1. Der Abwind einer vorangehenden Gewitterzelle beschleunigte lokal die vorhandene Böenfront.
2. Eine Ausbuchtung in Richtung Südost in der Böenfront wurde erkannt. Diese Ausbuchtung führte zu einer Zone erhöhter Scherung und zu heftiger sekundärer Konvektion.
3. Mehrere Aufwindimpulse ereigneten sich innerhalb von 15 Minuten.
4. Der Inflow der sich neu entwickelnden Gewitterzelle wurde in einer Höhe von 2-4km über Boden beschleunigt und trug wesentlich zur Bildung und Verstärkung eines hochreichenden Wirbels (Vortex) bei.
5. Der Vortex wurde 0.5-2km über Boden durch die Dehnung des Wirbels weiter verstärkt. Der Wind südlich des Wirbelzentrums wurde auf Schadenstärke beschleunigt.
6. Ein schwacher und kurzlebiger Tornado wurde zu der Zeit beobachtet, als der Durchmesser des Vortex minimal wurde.
7. Der Abwind der Gewitterzelle führte zur weiterern Erhaltung und Stärkung der Windböen und zur Bildung von Microbursts.

Augenzeugenbericht aus Oberhofen

Bruno Köferli aus Oberhofen machte folgende Beobachtung:

"Zuerst ist mir aufgefallen, dass es bei diesen 2 Pappeln ziemlich stark gewirbelt hat und dort sind die Blätter hoch.
Dann ist das ganze schnell hinüber und durch das Maisfeld drüber.
Und dort ist es mir noch mehr aufgefallen, dass es ein Wirbel war.
Da hab ich auch gesehen, wie die Bäume und die Blätter nach oben gegangen sind und auch Maisstängel sind hochgegangen.
Dann hab ich gesehen, dass Bäume ganz plötzlich umgefallen sind."

Zugbahn des Tornados

Folgende Karte zeigt die bekannt gewordenen Schäden des Tornados vom 22. Juli 1995 bei Oberhofen (AG)

© Kai Kobler

Folgende Karte zeigt die enormen Waldschäden in Leidikon bei Sulz (AG)
Die Waldschneisen sind auch 3 Jahre nach dem Ereignis auf dem Luftbild (1998) gut zu erkennen

© Kai Kobler

Waldschäden in der Region Sulz



Quelle: Menschen Technik Wissenschaft Sendung 'Tornados' von 1995 ©SF DRS

Zeitungsberichte aus 'Die Botschaft'










Quelle: Die Botschaft

Messdaten

Am PSI in Würenlingen wurden zwischen 17:20Uhr und 17:30Uhr Ortszeit auf einer Höhe von 70m über Grund 158km/h gemessen.

Quelle: Gemeinschaftsarbeit von Markus Furger, Mario Jenni, Willi Schmid und Hans-Heinrich Schiesser


Meteorologische Situation

Die Sondierung von Payerne um 12 UTC zeigt eine starke vertikale Windzunahme in den unteren Schichten (Windscherung),
allerdings auch eine - für Tornados eher unüblich - hohe Wolkenbasis:


© Bernhard Oker


Radarbilder

Folgende 4 Radarbilder zeigen im Überblick die Situation um 17.11Uhr und 17.13Uhr MESZ.



© Meteoradar

Medienlinks

Diskussion im Sturmforum Schweiz:
BowEcho-Gewitter vom 22.Juli 1995

Tornados in der Schweiz, Stephan Bader, MeteoSchweiz Juni 2001


Aufruf:
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