20000704 01 Tornado Koblenz AG

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Info
Datum: 04.07.2000
Uhrzeit: zwischen 12.30 und 13.00 Uhr Lokalzeit
Ort: Koblenz (AG)
Koordinaten: 659000 / 272000
Stärke: F1 (T2)



Am 4. Juli 2000 schlug ein starker Tornado bei Koblenz eine Schneise in den Wald.


Augenzeugenbericht von H. Grossen (vom 05.07.2000)

Zwischen 12:00 und 13:00 Uhr entlud sich am letzten Dienstag, den 4. Juli 2000 ein heftiges Gewitter in der Region Klingnau - Koblenz-Waldshut. Nebst vielen sehr heftigen Blitzeinschlägen traten wolkenbruchartige Niederschläge auf, die strichweise von einzelnen Hagelkörnern begleitet waren. Die Windgeschwindigkeiten waren zum Erstaunen nur unbedeutend. Auf meinem Wohnungsdach, dies sich knapp auf der Grenze zu Koblenz befindet, habe ich ein Flügelradanemometer montiert. Dieses mass die stärkste Böe nur mit 23 km/h. Als ich am Abend der Aare nach nach Koblenz fuhr, traute ich meinen Augen nicht. In einem Streifen, nicht breiter als 50 Meter, wurden mächtige Pappeln geköpft, verdreht oder kahlgeschlagen. Links und rechts dieser Schneise liegt nicht das dünnste Zweiglein am Boden. Die Schneise ist etwa 400 Meter lang. Sonst sind in der ganzen Region absolut keine Sturmschäden auszumachen, nicht mal Blätter hat es am Boden.


Schadensphoto von H. Grossen:


Die Doppler-Bilder zeigen einen kleine, aber klare Vortex-Signatur. Die Signatur ist mit einem Kreis markiert. Die Doppler-Messungen zeigen zu schwache Windstärken. Dies ist nicht erstaunlich. Die Messvolumen des Doppler-Radars sind zu gross, um die effektive Windstärke in einem Tornado voll zu erfassen.

12.50 Uhr Dopplergeschwindigkeit:

12.50 Uhr Radarreflektivität:

12.55 Uhr Dopplergeschwindigkeit:

12.55 Uhr Radarreflektivität:

13.00 Uhr Dopplergeschwindigkeit:

13.00 Uhr Radarreflektivität:


Am Mittag des darauffolgenden Tages entschloss sich Dr. Willi Schmid, Atmosphärenphysiker und Tornadoexperte, zu einem Beobachtungsflug. Bruno Neininger von der MetAir AG vermittelte Willi Fuchs als Pilot. Gegen halb sechs starteten sie in Bremgarten (D, etwa auf halbem Weg zwischen Basel und Freiburg im Breisgau) mit der Stemme, ein Motorsegler. Auf dem Flug über den südlichen Schwarzwald und entlang des Rheins sichteten Willi Schmid und der Pilot mehrere Lothar-Schneisen. Bei Koblenz, gerade westlich der Aare, entdeckten sie dann eine längere, schmale Schneise. Diese lag genau auf der Bahn des vermuteten Tornados. War es Lothar oder der Tornado? Die von H. Grossen gemeldeten Sturmschäden, gerade östlich der Aare, waren schlecht erkennbar. Diese wurden, gemäss Angaben von Herr Grossen, sehr schnell geräumt. Weiter östlich waren aus der Luft keine weiteren Schäden erkennbar.

Folgende Fotos vom Erkundungsflug (copyright Willi Schmid):

Waldschneise westlicher Teil:

Waldschneise Mitte:

Waldschneise Mitte (2):

Waldschneise östlicher Teil:

Nachtrag von H. Grossen (vom 09.07.2000)

Es gibt offenbar mehrere Zeugen des Schauspiels. So wurde beobachtet, dass während des Wirbels die Kronen von weitausladenden Bäumen senkrecht in den Himmel ragten. Auch wurde gesehen, dass Wasser aus einem Gartenteich in die Luft gesogen wurde. Ein grosser Wohnwagen wurde einen halben Meter von seinem ursprünglichen Standort weggeschoben, und es wurde beobachtet, dass Äste und Blätter bis weit in den Himmel wirbelten. Und dies wohlbemerkt beim Durchgang eines quasi windstillen Gewitters.



Fazit: Es war mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Tornado. Darauf deuten die geschilderten Beobachtungen und die Doppler-Signaturen.


Vom selben Tag gibt es übrigens auch einen Tornadoverdacht für Cugnasco (TI).