20000707 01 Tornado Zaeziwil BE

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Info
Datum: 07.07.2000
Uhrzeit: ca. 19.00 Uhr Lokalzeit (+/- 1h)
Ort: Zäziwil (BE)
Koordinaten: 617000 / 194000 +/- 1 km
Zugrichtung: Aus 270 Grad
Länge des Schadenzuges: ca. 1 km
Stärke: F1 (T2)


Zum Sturm vom 07.07.2000 sind uns zwei Augenzeugenberichte zugegangen, welche wir auszugsweise gerne wiedergeben. Der zweite Augenzeuge und seine Frau sind Verwandte von Willi Schmid. Sie sind sich absolut sicher, einen Tornado gesehen und erlebt zu haben.

Die Aussagen der beiden Augenzeugen sind vertrauenswürdig genug, um das Ereignis als Tornado der Stärke F1 (T2) zu klassieren. Der Tornado kann zudem einer Superzelle zugeordnet werden, deren Zugbahn der folgenden Hagelkarte entnommen werden kann. Der Standort von Zäziwil ist mit einem weissen Pfeil markiert.

Hagelkarte:


Augenzeugenbericht von Martin Ryser aus Reutenen, knapp 2 km im SSE von Zäziwil

Als wir um etwa 6.00 Uhr das Nachtessen assen, war es überall ziemlich gleichmässig grau am Himmel. Es hatte den ganzen Tag lang gewittert. Ein weisser Schleier fiel langsam zu Boden, und näherte uns langsam. Nach etwa einer Minute sah man nur noch in etwa einen Kilometer weit. Es wurde mir klar, dass ein Hagel-Schauer uns bevorsteht. Ueber den Hügeln nord-westlich von uns sah ich einen senkrechten hellgrauen Strich. Plötzlich setzten heftige Windböen ein, und die ersten Hagelkörner schossen auf den Boden. Ich merkte, dass im Haus kein Strom mehr war. Ich schaute aus dem Fenster und sah, wie alles kaputt ging. Kühe rannten davon, den Nachbarn zerscherbelte es den Wintergarten. Das ganze dauerte nur etwa 5 Minuten. Die Hagelkörner hatten einen Durchmesser von 30 mm und waren sehr kech zusammengefroren. Da sie fast waagrecht gekommen sind, waren sie richtige Geschosse. Mein Vater musste ausrücken, um den Stromausfall zu beheben, ich ging neugierig mit. Als wir etwa einen Kilometer fuhren, lagen Bäume auf der Strasse. Wir sahen 100 Meter Freileitung am Boden. Die Stangen lagen kreuz und quer in den verschmelzenden Hagelkörnern. Es fiel mir auf, dass wir unmittelbar hinter den Hügeln waren, wo der senkrechte hellgraue Strich war.

Ich glaubte nie, dass ein Tornado über dieses Gebiet fegte, bis ich nach guten 2 Jahren seit dem Ereignis auf eure Internet-Seite surfte.

Der Schaden: Der Sturm fing eigentlich erst in Mirchel so richtig an zu wirken. Dort fiel ein Baum auf ein Haus. Als der Sturm in Zäziwil ankam, verlor ein Haus das halbe Dach. Bei uns in Reutenen machte es alle Ackerbauten kaputt, und viele Haustiere fanden an diesem Abend den Tod. Katastrophenartig war der Sturm nur über dem unbewohnten Gebiet, wo er die Freileitung zerstörte. Sicher richtete der Sturm noch viel mehr Schaden an, doch von dem weiss ich nichts.


Augenzeugenbericht von Hans und Mei Buser

Der 7.7.2000 ist uns noch in bester Erinnerung. Unsere Nachbarn bereiteten mit ihrem Besuch im Garten des Hauses nebenan gerade alles zum Bräteln vor. Man glaubte, dass sich das Wetter halten werde. Als die Beefsteaks so richtig zu brutzeln begannen, wurde es plötzlich dunkler, eine Bö mit Regen und etwas Hagel kam auf, und damit kam auch wie ein Kamin eine Hose daher, direkt auf uns zu und fegte Steaks und Zelt von dannen, riss ein grosses Loch ins Dach, Ziegel wurden in die Luft gerissen und über die First auf die andere Gebäudeseite geschleudert. Die Estrichfenster gegen Westen wurden eingedrückt.

Der Tornado richtete dann in der Nachbarschaft (gen Osten) ähnliche Schäden an: eine hohe Tanne wurde etwas über der Mitte abgedreht und der Giebel eine Strecke mitgenommen; an Dächern entstanden ebenfalls schwere Schäden. Von einem seit 5 Jahren geschlossenen Gasthof sagte man in der Folge, er sei jetzt wieder offen!. Wo sich im Osten der Tornado schliesslich ergab, ist uns nicht bekannt. Jedenfalls wurde er hier im Vergleich zum "Lothar" als schlimmer bezeichnet.


Diskussion im Sturmforum: http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=1156


Vom selben Tag (allerdings frühmorgens) existiert ein Tornadoverdacht bei Bière (VD).