20110622 01 Mittelgrosser Hagel Koblenz: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Die Unwetterzelle verlagerte sich rasch nach Osten, wobei sie zunehmends outflowdominant wurde. Die Hagelkorngrösse nahm ab, der Sturm zu. Im Zürcher Unterland (Bezirke Dielsdorf, Bülach, Andelfingen und Winterthur) wurde in der Folge verbreitet orkanartiger Sturm (100 - 110 km/h) gemessen.<br/>
Die Unwetterzelle verlagerte sich rasch nach Osten, wobei sie zunehmends outflowdominant wurde. Die Hagelkorngrösse nahm ab, der Sturm zu. Im Zürcher Unterland (Bezirke Dielsdorf, Bülach, Andelfingen und Winterthur) wurde in der Folge verbreitet orkanartiger Sturm (100 - 110 km/h) gemessen.<br/>


Aufgrund umgestürzter Bäume gab es denn auch insbesondere entlang der Hauptstrasse H7 zwischen Kaiserstuhl und Winterthur Probleme im Strassen- und Schienenverkehr (Quelle: TCS/SBB).<br/>
Aufgrund umgestürzter Bäume gab es denn auch insbesondere entlang der Hauptstrasse H7 zwischen Kaiserstuhl und Winterthur Probleme im Strassen- und Schienenverkehr (Quelle: TCS/SBB).<br/><br/>


Wie folgt die '''Sturmspitzen''' zum Event:<br/>
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'''Zürich Kloten 103 km/h'''<br/>
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Neuenburg 100 km/h<br/>
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'''Leibstadt 98 km/h'''<br/>
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Die Wetterstation Koblenz (http://www.ws-koblenz.ch) zeichnete zum Zeitpunkt des Unwetters eine Sturmbö von knapp über 100 km/h auf:<br/>
Die Wetterstation Koblenz (http://www.ws-koblenz.ch) zeichnete zum Zeitpunkt des Unwetters eine Sturmbö von knapp über 100 km/h auf:<br/>

Version vom 5. Februar 2014, 12:25 Uhr

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© Die Botschaft

Am frühen Abend des 22. Juni 2011 brach über dem unteren Aaretal (mit Schwerpunkt im Bezirk Zurzach) ein Hagelunwetter herein, begleitet von schwerem Sturm (bis knapp über 100 km/h). Insbesondere die Region um die Mündung der Aare in den Rhein am Fuss des Schwarzwalds wurde hart getroffen.

Aus Koblenz (AG) wurde grosser Hagel (mind. 2cm, mutmasslich bis gegen 3-4cm) gemeldet. Ein Augenzeuge berichtete kurz nach dem Sturm, dass die Schäden an Kulturen und Pflanzen enorm wären. Auch Autos und Gebäude seien in Mitleidenschaft gezogen worden.

Augenzeugenbericht

Sturmforum User Ricco aus Koblenz (AG) meldet:

"Auf einer Traubenpergola, welcher mit Hagelschutznetzen bedeckt war, fanden sich um 21 Uhr noch 2 cm grosse Körner, dies mehr als 4 Stunden nach dem Sturm, dies bei ca 16 Grad. Die kleineren fielen nach dem Antauen bei ca. 1 cm durch das Netz. 4 cm Hagelkörner habe ich selber keine gesehen, wurden aber vom Nachbar bestätigt. Muss schauen, ob jemand solche eingefroren hat. Die meisten Körner waren ca. 2 cm gross, ganz vereinzelt muss es doch grössere Kaliber dabei gehabt haben.

Zu den Schäden:
In Koblenz, Felsenau und Gippingen Schäden an Autos. In Koblenz abgerissene Dachrinnen, abgerissene Fallrohre, weggewehte Dachziegel, vereinzelt zerbeulte Dachrohre, zusammengeschlagene Gewächshausscheiben, zusammengeschlagenes Hühnerhausdach (gedeckt mit PVC Platten). Weiter sind ungeschützte Reben vollends entlaubt, die Rinde von Äpfel- und Birnbäumen z.T. weggeschlagen, die Früchte von Birnen gespalten... und zu allem massenhaft abgebrochene Äste und Blätter.

Schlimm hat es auch Klingnau getroffen, hohe Schäden in den Rebbergen, eingeschlagene Scheiben im Schloss, weggewehte Ziegel auf der Stadtkirche, massenhaft zerstörte Fensterstoren und auch verlöcherte Garagentore."

Zeitungsbericht

Ein paar Tage nach dem Unwetter erschien in der Lokalzeitung "Die Botschaft" ein Artikel über die Schäden, welche durch Sturm und Hagel verursacht wurden:
BO Artikel vom 25. Juni 2011

Fotos

Vermutlich 2 bis 3cm Durchmesser hatten die folgenden abfotografierten Hagelkörner (exakter Aufnahmeort, sowie Urheber unbekannt):


© Leserreporter von 20 Minuten / Quelle: http://www.20min.ch

Videos

Wie folgt ein Video, welches zum Zeitpunkt des Sturmes bei Leibstadt (AG) aufgenommen wurde. Es zeigt vor allem den Hagel begleitenden Sturm, welcher auch einzelne Bäume zum umstürzen brachte.

Der Titel des Videos ist unglücklich gewählt: weder ist ein Tornado zu sehen, noch wurde der Hagelsturm von einem Tornado begleitet (zumindest aus bisherigen Erkenntnissen).

Meteorologische Messdaten


© meteoradar

Die Unwetterzelle verlagerte sich rasch nach Osten, wobei sie zunehmends outflowdominant wurde. Die Hagelkorngrösse nahm ab, der Sturm zu. Im Zürcher Unterland (Bezirke Dielsdorf, Bülach, Andelfingen und Winterthur) wurde in der Folge verbreitet orkanartiger Sturm (100 - 110 km/h) gemessen.

Aufgrund umgestürzter Bäume gab es denn auch insbesondere entlang der Hauptstrasse H7 zwischen Kaiserstuhl und Winterthur Probleme im Strassen- und Schienenverkehr (Quelle: TCS/SBB).

Wie folgt die Sturmspitzen zum Event:

Top 16 der Meteomedia Messstationen:

066590 Pilatus CHE 46.9833 8.25 2106m 130 km/h
066980 Ebenalp CHE 47.283 9.4 1640m 115 km/h
109240 Hohentwiel BW 47.7667 8.8167 686m 111 km/h
069279 Rafz CHE 47.6015 8.557 432m 109 km/h
109080 Feldberg/Schwarzwald BW 47.8758 8.0047 1489.6m 107 km/h
066690 Laegern CHE 47.49996 8.3333 868m 107 km/h
069318 Untersiggenthal (AG) CHE 47.502 8.2462 360m 106 km/h
066050 Chasseral CHE 47.1317 7.0543 1599m 106 km/h
109270 Iznang-Mole BW 47.7167 8.9667 397m 106 km/h
066700 Zuerich-Flughafen CHE 47.4833 8.5333 432m 104 km/h
391110 Tannheim AUT 47.5006 10.5058 1101m 104 km/h
109170 Kuessaburg BW 47.6 8.35 662m 104 km/h
069258 Daettlikon CHE 47.5302 8.6107 450m 102 km/h
109490 Sonthofen BY 47.5167 10.2833 741m 100 km/h
069251 Altnau-Hafen CHE 47.625 9.2693 398m 100 km/h
066040 Neuchatel CHE 47.01666 6.95 485m 100 km/h

Top 7 von SF Meteo:

Pilatus 130 km/h
Eiken (Fricktal, AG) 120 km/h
Lägern (Aargauer Jura) 108 km/h
Chasseral (Neuenburger Jura) 105 km/h
Zürich Kloten 103 km/h
Neuenburg 100 km/h
Leibstadt 98 km/h

Die Wetterstation Koblenz (http://www.ws-koblenz.ch) zeichnete zum Zeitpunkt des Unwetters eine Sturmbö von knapp über 100 km/h auf:


Bericht von Meteoschweiz

http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/wetter/wetterereignisse/22__juni_2011__kaltfrontdurchzug.html

Weitere Artikel und Fotos in den Medien

http://www.baselland.ch/Newsdetail.309173+M54f5bcc3b7f.0.html
http://www.20min.ch/sommerspezial/story/Hagel-und-Orkane-fegen-ueber-die-Schweiz-24476273
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/stadt_und_region/sturm_fegt_ueber_den_kanton_zuerich_1.11022211.html
http://www.blick.ch/news/schweiz/das-sind-die-schaeden-175256
http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/Wetterservice-meldet-Stufe-Rot-fuer-Gewitter/story/18346495
http://www.aargauerzeitung.ch/aargau/schon-wieder-heftiges-unwetter-ueber-dem-aargau-109867925
http://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/gewitterfront-hinterlaesst-verletzte-und-unterbrochene-bahnlinien-109861276
http://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/die-schweiz-kommt-beim-unwetter-glimpflich-davon-109885892
http://www.aargauerzeitung.ch/aargau/baden/920-schadensmeldungen-juni-unwetter-kostet-den-aargau-millionen-110322749

Diskussion im Schweizer Sturmforum

http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?f=2&t=7635

Analyse

Die Unwetterzelle hatte folgende (von der Norm einer gewöhnlichen Gewitterzelle abweichende) Merkmale:

  • Schadensträchtiger Hagel (>= 2 cm) entweder auf einer gesamten Strecke von mind. 30km (Koblenz - Schaffhausen) oder mit Unterbrüchen
  • orkanartiger Sturmoutflow
  • mutmassliche Mesozyklone (von mehreren Augenzeugen beobachtete Rotation im Aufwind)
  • leichtes Ausscheren/Vorpreschen nach Osten/Rechts
  • Blitze vorwiegend im nördlichen Teil der Zelle, klar abgegrenzt vom Downdraft
    Aufgrund der oben beschriebenen Merkmale sowie aufgrund von Fotos und Augenzeugenberichten, ist es wahrscheinlich, dass die Zelle zumindest für einen Zeitraum von einer halben Stunde (auf dem Weg von Bad Säckingen bis nach Schaffhausen) mehr oder weniger organisiert war (d.h. mit rotierendem Aufwind). Diese Vermutung konnte bislang nicht durch Satelliten- oder Radarbilder untermauert werden.

    Dieselbe Gewitterzelle war auch in Schaffhausen (SH) für Hagel um die 2cm verantwortlich.