20120704 01 Flood Eriz BE

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Flash Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Innereriz (BE)
Time / Duration Approx. 13.15 - 14.15 UTC
Date 04.07.2012
Magnitude / Dimension > 70mm of rain in 1 hour,
Damage Flooded streets and buildings, blocked or closed streets
Fatalities -
Injuries -
Report Source Newspaper report, photos
Remarks -


Ereignis

Gefahr aus dem Eriz

Hans Rudolf Feller, Alt-Gemeindepräsident von Steffisburg:
«Es wurde uns schon als Kind gesagt: Ist es im Eriz hinten schwarz, geh nicht in oder an die Zulg spielen. Dann kann sie hochkommen.
Ziehen die Wolken vom Eriz her, dann kommts ‹cho häschere›!<Weisheiten, die Leben retten!», schreibt ein Facebook-User, der in Steffisburg aufgewachsen ist.

Hans Rudolf Feller, bis zu seiner Pensionierung 2009 Gemeindepräsident von Steffisburg, sagt:
«Dass die Zulg eine Wasser- und Schlammwalze vom Eriz her bringt, ist in der Tat nichts Neues – wer in Steffisburg an der Zulg wohnt, kennt dieses Phänomen.»
Dass die Zulg so hoch komme wie am Mittwoch, sei freilich aussergewöhnlich. «Allerdings kam die Wasserwalze jetzt viele Jahre nicht», sagt Feller.
«Vielleicht brachte sie auch deshalb so viel Treibgut mit.»

Landschäden sind immens

Dort, wo der Hüttligrabe in die Zulg floss, ist heute weit und breit kein Graben mehr zu sehen.
Es sind Tausende Kubikmeter Geröll, die das Wasser vom Staufen her dem Moos und der Zulg zugetragen hat.
Der Hüttligrabe ist übervoll mit Kies und Steinblöcken.
«Das muss alles schleunigst raus», sagt Paul Hadorn, Vizegemeindepräsident von Horrenbach Buchen.
«Wenn noch einmal so viel Wasser kommt, wird das ganze Geröll – und noch viel mehr, das noch oben liegt – in das Kulturland talabwärts getragen.
In Steffisburg kriegen sie dann ein richtig grosses Problem.»
Wandert der Blick vom Schuttkegel, der einst ein Bächlein war, hoch zum Staufen,
sind dort regelrechte Gräben zu sehen, die das Wasser in den Wald gefressen hat,
und aus denen wohl bei andauernden Niederschlägen weiter Schutt geschwemmt wird.

Zwischen dem Staufen und dem Talboden liegt die Alp Hindere Zugschwand.
«Sie bietet ein trauriges Bild», sagt Hadorn. «Ich war oben und habe gesehen, wie das Wasser haushohe Gräben in die Hänge gefressen hat.
Die Alp ist voll Schutt.» Passiert ist freilich wie durch ein Wunder niemandem etwas.
Das letzte Rind, das noch gefehlt hat, sei gestern ebenfalls wohlauf wiedergefunden worden.
«Aber bis oben wieder so etwas wie Normalität einkehrt, dauert es noch eine Weile», weiss Hadorn.

Weiter hinter im Tal laufen Aufräumarbeiten.
Jakob Gfeller ist seit dem Morgen damit beschäftigt, Überläufe freizubaggern und Verschüttungen zu räumen.
Nachdem er die Kantonsstrasse fertig bearbeitet hat, macht er sich an einer Bergstrasse zu schaffen.
«Das Wasser muss wieder durch die dafür vorgesehenen Rohre fliessen können anstatt über die Strasse», kommentiert er.
Die Arbeit muss zügig geschehen, da Mitte Nachmittag bereits wieder teils heftige Niederschläge einsetzen.

Das Zulgtal verfüge über ein Anwohneralarmsystem, erklärt Gfeller.
Ein halbes Dutzend Personen seien beauftragt, bei heftigen Regenfällen die Zulg zu beobachten
und die Feuerwehr sowie die Gemeindebhörden von Steffisburg zu alarmieren, sobald die Wassermassen einen kritischen Stand erreichten.
Dieses System habe sich am Mittwoch bewährt.

Alle, mit denen diese Zeitung gestern gesprochen hat, sind sich einig:
Starkregen, der Hangrutsche verursacht und die Zulg anschwellen lässt, ist nichts Neues.
Aber so schnell und so heftig, wie die Naturgewalten am Mittwoch wüteten, taten sie es in den letzten 50 Jahren kaum einmal.
Quelle: Berner Zeitung

Analyse von Silas Walther

Heute war ich im Eriz unterwegs. Es war sehr beeindruckend und teils schier kaum zu glauben, was dort am Mittwoch abgegangen sein muss.
Z.B. bei der Brücke, welche von Horrenbach-Buechen kommend über die Zulg nach Eriz-Linden führt, war die Zulg,
mittlerweile ein kleines Rinnsaal, Mittwochs ganze vier Meter höher und war drauf und dran, das überdimensioniert wirkende Bachbett zu verlassen!




Ich habe versucht, die mir bekannten Niederschlagsmengen einzutragen.
Dabei hat sich meine Vermutung, es sei relativ lokal so viel Niederschlag gefallen, mehr als nur bestätigt.
Ja ich war äusserst überrascht, wie extrem lokal die grössten Summen gefallen zu sein schienen.
So sind an der Südseite der Honegg, wo wohl um die 40 mm gefallen sind, nur geringe Schäden entstanden, während an der gegenüberliegenden Seite tiefe Narben vom Wolkenbruch zeugen, wie nachfolgende Bilder bestätigen.







Am Staufen sind aus der Ferne die Narben an den Bergflanken gut zu sehen.

© Silas Walther Quelle: Sturmforum

Bilder

Da musste die Armee mithelfen: Beim Unwetter im Juli 2012 wurde das Eriztal zünftig getroffen.

© Markus Hubacher Quelle: Berner Zeitung

Der Bach im Hüttligrabe brachte Tonnen von Geschiebe ins Tal und zerstörte viel Kulturland.


Am Staufen ist aus der Ferne gut zu sehen,
welche Schäden die enormen Niederschläge angerichtet haben und woher das viele Geröll kam

© Marco Zysset Quelle: Berner Zeitung

Nachdem die Stein-, Schlamm- und Gerölllawine vom Staufen her talwärts gedonnert war,
blieb im Juli 2012 auf der Alpweide im Gebiet Hinder Zugschwand ein breiter Schuttkegel liegen.


Rund zehn Monate später sind auf den Weiden von Landwirt Fritz Reusser
immer noch deutliche Spuren des Unwetters zu erkennen. Noch wächst das Gras nicht überall nach.


Von der Zufahrtsstrasse zur Alp Hinder Zugschwand blieb nach dem verheerenden Erdrutsch im Juli 2012 ist nicht mehr viel übrig.


Mit schweren Baumaschinen befreiten Armeeangehörige aus dem Tessin
nach dem Unwetter im Juli 2012 den Hüttligraben an der Zulg von Geschiebe und Geröll.


In der Zwischenzeit präsentiert sich der Hüttligraben wieder aufgeräumt; ein Bachlauf ist erkennbar.
Zehn Monate nach dem Unwetter im Zulgtal präsentiert sich der Hüttligraben bei der Einmündung in die Zulg wieder fast wie früher.

© Stefan Kammermann Quelle: Berner Zeitung

Radarbilder

Nachfolgend eine Animation von Radar-Einzelbildern im 5 Minuten Intervall
über die gesamte Dauer des Ereignisses (15.15 Uhr bis 16.30 Uhr MESZ) - mit Markierung Innereriz

© Donnerradar

In nachfolgender Animation erkennt man gut wo die Maximas auftraten und wie sie sich vom Eriztal ins Schangau verlagerten.
Wetterradaranimation vom 4. Juli 2012, 15:00 bis 17:00Uhr Ortszeit, Bildintervall 10 Minuten:

Einzelbild aus der Animation um 16:00Uhr MESZ

Messdaten

>70mm in einer Stunde über dem Staufen wahrscheinlich

Betroffene Gewässer

Zulg

Videos

keine bekannt

Medienlinks

Diskussion im Sturmforum Schweiz:
Gewitter 04.07.2012

Interna

SSWD Main Editor Kaiko Last Edit 04.12.2016 Last Review - Documentation State Ready for Review