20190210 02 Gustnado Montlingen SG

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Gustnado
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Montlingen (SG)
Time Around 18.55 - 19.05 UTC
Duration 5 minutes
Date 10.02.2019
Path direction From West-Southwest to East-Northeast
Path length Path length of about 1 km
Dimension Diameter around 50m
Magnitude The caused damage points to a maximum intensity of T2/T3 (F1) or even higher on the TORRO (Fujita) Scale, which stands for wind speeds between 119 and 184 km/h.
Damage

(1) - several trees uprooted or broken
(2) - several garden sheds damaged, collapsed or overturned
(3) - roof damage at least on 20 buildings, 2 houses uninhabitable

Fatalities -
Injuries -
Eyewitnesses -
Report Source Eyewitness reports, news report, information/photos from various locals
Remarks -

Einleitung

Böenfrontwirbel (gust front vortices, auch "gustnadoes")


"Diese Wirbel, die keine Tornados sind, sondern dynamisch erzeugte Kleintromben, entstehen an Böenfronten oder anderen Konvergenz- und Scherungslinien
in der atmosphärischen Grenzschicht, an denen vertikale Wirbelstärke (vorticity) vorhanden ist.
An kräftigen Böenfronten können solche Wirbel durchaus F1 auf der Fujita-Skala erreichen und damit schon nennenswerte Schäden verursachen.
Nicht zuletzt deshalb werden Böenfrontwirbel oft fälschlich als Tornados gemeldet.
Der Wirbel selbst wird hauptsächlich durch hochgewirbelten Staub sichtbar, weniger durch Kondensation in seinem Innern.

Quelle: Tordach

Illustration von Jon Davies

Bildquelle:davieswx


Schadenanalyse

Auf der Übersichtskarte habe ich die Zugbahn des Böenfrontwirbels eingetragen. (Kartenquelle Geoportal Orthofotos)
Anhand des Verhältnisses Länge zu Breite der Schadenschneise, dürfte es sich beim Sturmereignis in Montlingen um einen Böenfrontwirbel (Gustnado) gehandelt haben.


Auf der Schadenkarte1 sind folgende Schäden, welche auf einen Wirbelsturm hindeuten dokumentiert:

Bild 1 aufgenommen von Gian Ehrenzeller:

Zu Beginn der Schneise wurden von diesem Baum halbseitig die Äste abgerissen und ringsum verteilt.

Bild 2 aufgenommen von Marco Latzer:

Dachziegel wurden punktuell aus der Dachfläche gesogen. Ziegel sogar in verschiedenen Richtungen gewirbelt!

Bild 3 aufgenommen von Dario Cantieni:

Gartenhaus und das Gartenmobiliar chaotisch versträut und umhergeschleudert.

Bild 4 aufgenommen von Marco Latzer:

Hundezwingerzaun auf Baum geweht.
Beim Gebäude links, wurde das ganze Dach durch den Sog des Wirbelsturms angehoben.
Ein weiterer wichtiger Hinweis auf einen Wirbelsturm scheint mir der extreme Unterdruck, welcher in der Schadenschneise aufgetreten ist.
Der Bewohner des erwähnten Gebäudes verspührte einen starken Ohrendruck. (Druckunterschied!)


Auf der Schadenkarte2 sind folgende Schäden welche auf einen Wirbelsturm hindeuten dokumentiert:

Bilder 5 aufgenommen von Leserreporter 20 Minuten:



Ein weiterer Baum, welcher seitlich entastet wurde. Gegen das Ende der Schadenschneise, wurde eine ganze Baumreihe entwurzelt.
Die Bäume liegen hier aber eher wieder konvergent.

Entstehungstheorie des Gustnados

Das der Montlingerberg einen Einfluss auf die Wirbelbildung hatte ist sehr wahrscheinlich!

Eine möglich Theorie zur Entstehung des Böenfrontwirbels wäre folgende:

Wir hatten einerseits eine Böenfront von Westen her aus dem Appenzellerland und andererseits starken Südweststurm von Sax her. (Sax mit 115km/h)

Diese zwei Sturmäste trafen sich kurz vor 20.00Uhr Ortszeit bei Montlingen.
Was die Wirbelbildung nun zusätzlich begünstigte, ist der kleine Inselberg bei Montlingen, welcher die Böenfront 2 zur Umlenkung Zwang und dadurch die Scherung so gross wurde, dass der Böenfrontwirbel entstehen konnte.

Augenzeugenberichte

Ralph Haltiner aus Montlingen schildert:

Der Vorbote war, dass einerseits der Föhn schon lange ging, den ganzen Tag ein wenig, und man ist sich das bei uns gewohnt.
So gegen 20 Uhr wollte ich unsere Kinder ins Bett tun.
Ich bin gerade unterwegs gewesen, dann hat es kurz geflackert, es gab Stromausfall und dann hat es einfach einen riesen Knall getan.
Dann ist gerade hinter mir wo ich mit dem Junior ins Zimmer hinein lief das ganze Täfer vom Aussenraum heruntergekommen.
Anschliessend wo ich mich umdrehte, konnte man vom Wohnzimmer aus in den Himmel hochschauen.
Diese Sturmböen, ich würde sagen, innerhalb von 10 Sekunden ist das alles passiert.

Jürg Baumgartner aus Montlingen schildert:

Ich war in der Küche und habe irgend wann ein riesen Geräusch gehört. Das Geräusch hat sich angehört wie ein Düsenjet der startet, also nicht ein normaler Föhnsturm.
Ich habe dann gedacht ich schaue mal nach draussen ob Teile herumspicken und da hat es schon hammermässig getan.
Ich habe den Lärm gehört, ich habe den Sog gehört und nicht gewusst was passiert.
Das ganze Haus hat vibriert und dann bin ich in den Schutzraum hinunter.
Im Schlafzimmer hat es das ganze Dach abgehoben und es hat sich alles bewegt im Haus drin.
Das Dach hat es so angehoben, dass man nach draussen schauen konnte.
Ich habe schon oft einen Föhnsturm erlebt, das Haus ist 25 jährig und hat immer standgehalten.
Das was ich gestern erlebt habe da mit dem Ton und der Wucht, das war etwas ganz anderes.

Videos

Schweiz aktuell 11.02.2019, SRF


© FM1Today


Sturmnacht TVO, 11.02.2019
Nach Sturm "Uwe" TVO, 12.02.2019

Medienlinks

Diskussion im Sturmforum Schweiz:
10.02.2019 - Sturm/Kaltfront

Interna

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