18870719 01 Hail Hasle LU

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Large Hail
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Mainly affected by the large hail was Hasle (LU), Entlebuch (LU)

Mainly affected by the medium-sized hail was ??

Time / Duration 20.00 local time +/- 30 min
Date 19.07.1887
Magnitude / Dimension Estimated 5 - 7 cm in diameter, up to 125 g
Damage Worst devastations on houses, roofs, windows and tiles
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical report
Remarks probably supercell storm

Ereignis

Gewitterzug durch die ganze Schweiz nördlich der Alpen über Jura, Flachland und Voralpenrand ziehend.
Zugrichtung Südwesten nach Nordosten. Gewitterzuglänge 275km. Zuggeschwindigkeit 44km/h.

Nach hellem, warmen Nachmittag folgten gegen Abend Gewitter, die zwischen 16.30 und 23.00 Uhr einen kontinuirlichen Zug vom Genfersee bis zum Bodensee bildeten.
Die Ausbrüche waren mit Ausnahme des Gebietes zwischen Genfer- und Neuenburgersee sehr reichlich, trafen aber fast ausschliesslich Jura und Flachland.
Von den vielfachen Hagelschlägen ist derjenige im Kanton Luzern genauer aufgenommen worden:
Derselbe zog sich vom Südabhang des Napf quer über das Entlebuch und längs des Nordabhangs des Pilatus bis gegen Horw in einer Länge von ca. 27 Km. und einer durchschnittlichen Breite von 2 Km.
Die Körner hatten im Entlebuch Baumnuss- bis Hühnereigrösse, solche von 125 Gramm Gewicht gab es in Menge; der Boden war 4, stellenweise bis 10 cm hoch bedeckt.
Gegen den Vierwaldstättersee nahmen dieselben an Grösse und Menge allmälig ab.
Am meisten litten die Gemeinden Hasle und Entlebuch, weniger Schwarzenberg, Malters, Kriens und Horw.

Der Kreisförster des III. luzernischen Forstkreises erwähnt in einem interessanten und ausführlichen Bericht über den Hagelschlag der durch die Zeitungen gegangenen Notiz,
dass eine natürliche Waldlücke auf der Schüpfenberghöhe die Veranlassung für den Einbruch des Hagelschlages in's Entlebuch gewesen sei.
Er bestreitet dies des Bestimmtesten. Allerdings zog sich derselbe mit dem rechten Flügel der Front zuerst durch diese Lücke,
die aber nur einen geringen Bruchtheil der ganzen Frontbreite ausmachte, weil eben diese Lücke gerade in der Richtung der Südgrenze des Hagelsschlages lag, der sich vorher schon ca. 5 Km. weit nahe geradlinig fortbewegt hatte.
Nach dem nämlichen Beobachter waren die drohenden Gewitterwolken schon aus weiter Ferne (Stockhornkette) zu sehen und in der That liegen aus dem Kanton Bern Nachrichten über schädigenden Hagel vor,
aus den Gemeinden Burgistein, Bowyl, Mirchel, Ober-Diesbach, Zäziwyl, Schlosswyl, Trub, Trubschachen, Signau, Langnau, Ochlenburg, welche es als möglich erscheinen lassen,
dass sich ein zusammenhängender Hagelschlag aus dem Aarethal zwischen Bern und Thun über die Berner Voralpen nach dem Kanton Luzern hinzog und dass der Hagelschlag in diesem Kanton die Fortsetzung des ersten war.

Aus dem Kanton Luzern lassen wir noch den diesen Tag betreffenden Bericht aus den Notizen über die Hagelschläge im Kanton Luzern, verfasst von Reg.-Rath Ingenieur Fellmann in extenso folgen:

Das Gewitter vom 19. Juli 1887 entstand am Napf und traf, von Trub (Kanton Bern) herkommend, mit südöstlicher Richtung, einen Theil, der Gemeinde Schüpfheim schwach berührend, zwischen 8 und 9 Uhr Abends an der Grenze von Hasle ein;
durchzog dieselbe Richtung beibehaltend die ganze Gemeinde Hasle und den westlichen Theil der Gemeinde Entlebuch bis zum Fusse der Lutersarni.
Von hier ging es, vom Westwind getrieben, in mehr östlicher Richtung und mit stark geschwächter Intensität gegen Schwarzenberg, Langehrlen, Wassermoos, Spechten in's Eigenthal und dieses überschreitend bis nach Kriens.

In Hasle dauerte das Gewitter 1/2 Stunde und der Hagelschlag etwa 10 bis 15 Minuten.
Nachdem es über Hasle und Entlebuch vom Südwind eine Zeit lang gestaut worden war, nahm es alsdann eine grosse Geschwindigkeit an und traf schon 1/4 vor 9 Uhr in Schwarzenberg ein.
Die Zeitdauer des Hagelschlages wird überall gleich lang angegeben. Aus der Karte ist ersichtlich, dass das Gewitter beim Ueberschreiten des Eigenthals sich zusammenzog und dann durch die Einwirkung des Südwindes eine Ablenkung nach Norden eintrat, was bewirkte, dass das Gewitter auch nach Luzern streifte. Es fielen auch hier noch vereinzelt Schlossen.
Dieses Gewitter hat im Verhältniss seiner grossen Längeausdehnung von 27 1/2 Km. eine geringe Breite. Sie ist am grössten in der Nähe von Hasle und beträgt dort etwa 21/2 Km.
Die betroffene Fläche hat einen ungefähren Inhalt von 4940 ha. Davon ist aber ein grosser Theil nur schwach beschädigt worden, so dass eine Abschätzung in den Gemeinden Schwarzenberg und Kriens unterbleiben konnte.
Die grösste Intensität zeigt sich auch bei diesem Gewitter da, wo es von der Höhe von Gmünden (1020m) und Enetegg (800—900m) gegen das Emmenthal nach Hasle und Entlebuch (720m) in die Tiefe herunterfällt.
Wie es dann wieder an den rechtseitig der Emme gelegenen Höhen hinaufzog, nahm die Intensität wieder ab.

Es ist hier überall als merkwürdig und auffallend ausgesagt worden, dass zu Beginn des Gewitters die Schlossen eine Zeit lang (5 Minuten) ganz trocken und in ganz auffallender Grösse wie Hühnereier und Schneebälle herunterfielen.
Auch sei ganz anfänglich kein heftiger Wind und nur geringe Geschwindigkeit des Gewitters beobachtet worden.
Wir haben selbst gesehen, dass in der Gegend von Hasle namentlich die Dächer der Gebäude hart hergenommen wurden, während doch sonst nirgends Schaden grösster Intensität beobachtet wurde.
Als frappantes Beispiel muss die Fahrbrücke über die Entle angeführt werden; deren Ziegeldach war zu mehr als 3/4 zerschlagen.
Aber auch viele landwirtschaftliche Gebäude mit Schindelbedachung mussten mit provisorischem Bretterdach versehen werden.
Erst einige Zeit nach Eintritt des Gewitters stellte sich der eigentliche Sturm ein.
Es trat Regen dazu und die Schlossen wurden kleiner, sie hatten nun die gewöhnliche Grösse von Haselnüssen.
Uebereinstimmend mit schon früher bei andern Gewittern gemachten Beobachtungen hat auch das Thal der Emme auf die Gewitterrichtung keinen Einfluss ausgeübt;
es ist nicht einmal eine Verbreitung eingetreten. Im Uebrigen zeigt sich einzig beim Ueberschreiten des Eigenthales eine Ablenkung von der unter dem Einfluss des Westwindes stehenden Richtung.

Das Gewitter muss anfänglich hoch gelegen sein; es hat sich im Verlaufe gegen das Thal gesenkt und ist dann wieder, nachdem dies überschritten war, gestiegen,
es hat also in seiner Längsrichtung eine der Höhenlage des Terrains entsprechende Bewegung in vertikaler Richtung gemacht.
Durchschnittlich wird das Gewitter zwischen 100 und 200m über dem Boden gestanden sein.
Als eine Besonderheit wird von der Schatzungskommission gemeldet, dass die Liegenschaften Bergli und Frauenthal in der Gemeinde Hasle vom Hageschlag fast gänzlich verschont geblieben seien, obwohl sie sonst im Hagelstrich liegen.
Ein Grund für diese Erscheinung konnte von uns nicht gefunden werden, obwohl die betreffenden Liegenschaftsbesitzer angeben dass sie noch selten von Hagelschaden heimgesucht worden seien.
Die Schadenabschätzung ergab im Allgemeinen, dass am Anfang der Hagelzone der Schaden ungefähr 10% ausmachte, während er dann gegen Dorf Hasle und Entlebuch hin bis zu 90% zunahm.
An der Grenze Hasle gegen Schwarzenberg ist die Intensität wieder geringer, so dass von hier ab nicht einmal mehr 10% beschädigt wurde und von einer Abschätzung Umgang genommen werden konnte.


Charakteristische Gewitterzüge am 15. Juli 1887
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)

© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Messwerte (Regenmengen)

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Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1887

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