18890629 01 Flood Konolfingen BE

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Flash Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Konolfingen (BE), Signau (BE), Eggiwyl (BE), Schüpbach (BE), Langnau (BE), Rüderswyl (BE), Oberthal (BE), Zäziwyl (BE)
Time / Duration 16:00-18:00 local time
Date 29.06.1889
Magnitude / Dimension >70mm of rain in 1 hour
Damage Flooded streets, flooded maedows
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical reports
Remarks -


Ereignis

Gewitterzug (a) nicht deutlich ausgesprochener, zudem unregelmässiger und lockerer Zug aus der Südwestschweiz über Jura, Flachland und Voralpen bis ins Entlebuch ziehend.
Zugrichtung von Südwesten nach Nordosten. Gewitterzuglänge 139km.

Hochstetten:Sehr starker, andauernder Regen. Anschwellen und Uebertreten der Bäche.
Ganz aussergewöhnlich heftige Niederschläge müssen in den Aemtern Signau und Konolfingen gefallen sein.
Um den verursachten Wasserschaden in's richtige Licht zu setzen, wollen wir einige der gravirendsten Stellen aus den damaligen Berichten der Tagesblätter im Auszug wiedergeben:

1.
Samstags zirka um 16.00 Uhr entlud sich über die Gemeinde Signau und den benachbarten Innern Theil des Amtes Konolfingen ein Gewitter mit unerhörter Stärke, verbunden mit einem doppelten Wolkenbruch.
Die ganze Hundschüpfen war in Bewegung. Der durch den Obermattgraben fliessende Bach hat mehrere Verheerungen in Schüpbach und Umgegend angerichtet.
Aber erst im Lichtgutgraben ist der Schaden ein unermesslicher. Um das Haus des Fritz Liechti im Lichtgut liegt Alles unter Schutt. Die dazu gehörige Scheuer oben an der Berghalde hat nicht Stand gehalten.
Am Sonntag Vormittag war ein Theil der Feuerwehr von Signau beständig mit Rettungsarbeiten beschäftigt und auf den Montag war dieselbe vollständig aufgeboten.
Auf der Staatsstrasse, die sehr stark gelitten, fanden wir bei unserm kurzen und flüchtigen Besuche zwei grössere Lawinen, noch Bäume in ihrem Schutte bergend.
Von Schüpbach bis Zäziwyl zählten wir über 50 grössere Erdschlipfe, die der kleinen Rutschungen, sowie diejenigen in den Zwischengräben und Waldungen nicht eingerechnet.
An einer Stelle der Landstrasse haben wir über 12 gezählt (zwischen Oberhofen und Rünkhofen).

2.
Samstags den 29. Juni 1889 Abends wurde das Thal zwischen Zäziwyl und Signau-Schüpbach sammt dem obenher befindlichen innern Theil der Gemeinde Oberthal
von drei aufeinander folgenden Wolkenbrüchen, begleitet von starkem Donner, arg heimgesucht; namentlich hat der bei Rünkhofen in die Kiese einmündende, in der Gemeinde Oberthal entspringende Schwendigraben arg gehaust.
Grausig war es zu hören, wie sich in das Brausen der Wildbäche und die schnell aufeinander folgenden Donnerschläge das donner-ähnliche Niederfahren der Lawinen mischte.
Wie sich ältere Männer erinnern, hat es seit 1837 hier nicht mehr so gehaust.
Gestern, Sonntag, musste an vielen Orten den ganzen Tag mit Mann und Ross gearbeitet werden, um Strasse, Weg und Steg für das Notwendigste wieder fahr- und gangbar zu machen.

3.
Langnau. Die Sturmglocken verkündeten am Peter Paul Tage, Abends, dass das verheerende Wasserelement wieder in Thätigkeit.
Der Dorfbach, als arger Geselle bekannt, war im Oberdorf seinem Bette abermals entronnen und hat viel Geschiebe hergebracht etc.
Und heute, Montag den 1. Juli 1889, regnet's wieder; es ist zum Verzweifeln. Das Emmenthal muss in einem förmlichen »Regenloch« stecken.

4.
Einem Aufruf zur Hülfeleistung für die Wasserbeschädigten der Amtsbezirke Konolfingen und Signau entnehmen wir:
Leider sind wir genöthigt, die Hülfe weiterer Kreise in Anspruch zu nehmen.
Während unsere Gegend durch ausserordentlich häufige, heftige Platzregen und mehrere Hagelschläge geschädigt wurde, waren es hauptsächlich zwei fürchterliche Gewitter, am 13. und 29. Juni dieses Jahres, welche übel gehaust haben.
Der amtlich geschätzte Schaden in den betroffenen Gemeinden Eggiwyl, Signau, Langnau, Rüderswyl, Bowyl, Oberthal, Zäziwyl, Biglen, Wichtrach, Bleiken, Freimettigen, Diessbach
beläuft sich auf 250 bis 300 tausend Franken, ungerechnet die schwer zu schätzenden Herstellungsarbeiten.

Charakteristische Gewitterzüge am 29. Juni 1889
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)

© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Messwerte (Regenmengen)

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Betroffene Gewässer

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Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1889


Interna

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