18980719 03 Hail Brugg AG

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Large Hail
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Mainly affected by the large hail was Villnachern (AG), Brugg (AG), Windisch (AG), Gebenstorf (AG), Turgi (AG), Siggenthal (AG), Baden (AG)

Mainly affected by the medium-sized hail was Olten (SO), Schönenwerd (SO), Aarau (AG), Veltheim (AG), Schinznach (AG), Oberflachs (AG), Thalheim (AG), Riniken (AG), Eglisau (ZH)

Time / Duration 14.30 local time +/- 30 min
Date 19.07.1897
Magnitude / Dimension Estimated 4 - 6 cm in diameter
Damage Worst devastations on houses, roofs, windows and tiles
Fatalities -
Injuries 2
Report Source Historical report
Remarks probably supercell storm

Ereignis

Gewitterzug (a) mit weit verbreitetem Hagelschlag von der mittlern Aare über die schweizerische Hochebene ziehend.
Zugrichtung von Südwesten nach Nordosten. Gewitterzuglänge 50km. Zuggeschwindigkeit 50km/h.

Wahre Hiobsposten kamen aus dem Aargau über Hagelschaden:
Tausende von Fensterscheiben und Ziegeln sind allein in den Fabriken von Turgi zerschlagen worden.
schreibt uns der Beobachter von Böttstein.

Aus Gebenstorf berichtete man der „Allg. Schw. Zeitung":
„Dienstag, den 19. Juli 1898, nachmittags 14.30 kam aus dem Schinznacher Thale über Brugg und Windisch ein heftiges Hagelwetter gegen Gebenstorf.
Die grössten Hagelkörner waren breit geschlagene Kugeln mit einem Durchmesser von 6 cm.
Wenigstens drei Viertel der ganzen Ernte sind vernichtet, dazu wurden die Ziegeldächer arg zugerichtet und die Fenster gegen die Westseite zertrümmert.
Zwei Frauen auf dem Felde wurden blutig geschlagen, andere fanden in Dornhecken und unter Dächern notdürftigen Schutz.
Ein von Baden nach Scherz fahrender Eisenbahnzug verlor auf der Wetterseite sämtliche Fensterscheiben.

Folgendes anschauliche Bild dieses Hagelwetters entwirft ein Korrespondent der „Basler Nachrichten":
Ich habe einen Teil des am stärksten betroffenen Geländes begangen und mir zuverlässige Angaben über die Verheerungen verschafft.
Als rein physikalische Erscheinung betrachtet, ist der Verlauf des Gewitters ungemein interessant.
Dasselbe setzte bei Olten ein und tobte in stets vermehrter Kraft durch das Aarethal, welches bei Schönenwerd und Aarau von den flankierenden Bergzügen eingeengt wird.
Hier fiel der erste Hagel um 14.30 Uhr nachmittags, genau im Striche von Südwest nach Nordost der Thalsohle folgend.
Vom Homberg, der Wasser- und der Gysulafluh (Gislifluh) offenbar gespalten, warf sich der linke Flügel des Gewitters bei Erlinsbach über Laurenzenbad, Hard nach Küttigen,
überschritt die Bergsättel Benken und Staffelegg, die Matten in winterliches Weiss hüllend
und stürzte sich mit Wucht auf die nördlichen Thäler von Oberdorf, Densbüren, Herznach und Zeihen hinab,
stürmte an dem westlichen Bözberg hinauf, die kleinen Dörfchen Leien, Gallenkirch, Unterbözberg treffend,
um sich sodann mit vermehrter Stärke über die Hänge des Bözberges wieder ins Aarethal zu stürzen und sich mit dem rechten Flügel,
der in einigen Minuten von Aarau nach Brugg gerast, zu einem vernichtenden Schlag, auf das Gebiet des Zusammenflusses der Aare, Reuss und Limmat zu vereinen.

Die Abkühlung der Luftschichten muss hier plötzlich einen hohen Grad erreicht haben, das beweist das rasche Sinken der unheilvollen Wolken,
welche von dem nur 500 m hohen Bruggerberg aus ihrer bisherigen Richtung abgelenkt und direkt nach Osten geworfen wurden.
Der rechte Flügel des Gewittersturms streifte die Ausmündungen des Bühren-, Wynen- und Aathales und zog sich mehr dem Jura entlang, durchs Aarethal,
überschritt den niedern Wülpelsberg, Habsburg, Hausen, Scherz, Birrenlauf treffend.
Auch hier erwies sich die Lücke zwischen Wülpelsberg und Bruggerberg, die Thalenge Altenburg-Brugg, als die gefahrenreichste Stelle.
Die Schlossen waren hier zu Hühnereigrösse angewachsen und unter den Dörfern am Fusse des Bözberges litt namentlich Villnachern.
Aber auch im sogenannten „Thal", in Veltheim, Schinznach, Oberflachs, Thalheim hauste das Gewitter übel.
Es lässt sich in den Kulturen um und unterhalb Brugg genau der Strich verfolgen, wie das Gewitter direkt an die Halden des Siggenberges und gegen das Gebenstorfer Horn zustürmte,
die Gemarkungen von Windisch und Gebenstorf überschüttend und sodann dem Limmatlauf folgend, noch das Siggenthal verheerend.
Wieder in der Thalenge von Baden, wo laut „Aargauer Tagblatt" auch Schlossen von Hühnereigrösse fielen, durch den hohen und langen Rücken des Lägern abgelenkt,
zog dasselbe über Ennetbaden, in den Weinbergen noch einige Zerstörungen anrichtend, hinaus ins Wehnthal wo es noch Lengnau berührte.
Im untern Glattgebiet setzte es wieder ein und verlor sich dann bei Kreuzlingen.
Wie sehr solche Gewitterzüge durch die Konfiguration des Bodens beeinflusst erscheinen, zeigt sich hier ganz auffällig.
Birr und Lupfig, gedeckt durch den Rücken des Kastenberges, blieben verschont; Riniken, hinter dem niedrigsten Teile des Bruggerberges, wurde noch gestreift.
Das von diesem Berge gedeckte Gelände von Villigen aber blieb gänzlich verschont und auch Lauffohr hat in der Ortschaft selber nicht mehr den grossen Schaden,
wie seine gegen Brugg gelegenen Felder, die greulich zerhackt sind.

Im exponierten westlichen neuen Stadtteil von Brugg gibt es Häuser, auf denen 2/3 der Ziegel zerschlagen wurden.
In der Spinnerei in Windisch sind 3'000 Scheiben, in Gebenstorf etwa 50'000 Ziegel zertrümmert.
Hafer, Korn und Roggen sind zerhackt. Wie schlimm es mit den Kulturen aussieht, lässt sich denken.
Ich ging unter Aepfelbäumen, unter denen mehr abgeschlagene Früchte lagen als der Baum noch Blätter trug dicht wie Strassenkies!
Wohl hängen an einzelnen Reben noch, etwas geschützt durch Stock und Schaubband, zerrissene Trauben da; aber von einem ordentlichen Ertrage kann keine Rede sein, da die Beeren abfallen werden.
Das gleiche gilt von den zerschlagenen und zerfetzten Wallnüssen und dem Obst.

In Eglisau gab es 15.12-15.14 Uhr Hagelkörner wie Baumnüsse, aber nicht viele.


Charakteristische Gewitterzüge am 19. Juli 1898
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)

© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Messwerte (Regenmengen)

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Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1898

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