19780807 01 Flood Suedschweiz

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Quick Facts

Type of Event Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Ganze Schweiz, insbesondere Tessin, Graubünden und Thurgau
Time / Duration 24 hours
Date 07./08.08.1978
Magnitude / Dimension >300mm of rain in 24 hours
Damage -
Fatalities 9
Injuries -
Report Source chronicles, general archive
Remarks -

Ereignis

Diese Unwetterkatastrophe, ausgelöst durch schwere Gewitter mit sintflutartigen Niederschlägen, ist schaden- und ausdehnungsmässig mit dem Ereignis vom Juni 1910 vergleichbar.
Nahezu alle Kantone wurden betroffen. Insgesamt waren im Tessin und im Calancatal (GR) 9 Todesopfer und zahlreiche Verletzte zu beklagen.
Fluss- und Bachausbrüche, Rüfen und Rutschungen verwüsteten ganze Talschaften und zerstörten Gebäude, Brücken, Dämme, Strassen- und Schienenwege, Industrie- und Kraftwerksanlagen.
Krisenstäbe und Militär (im Tessin rund 1'500 Mann) mussten aufgeboten werden.

Katastrophengebiete im Tessin und im südlichen Bündnerland waren:
Die Region Locarno, das Maggiatal, das Centovalli, das Onsernone- und das Vergelettotal, die Magadinoebene, das Bleniotal, das Misox und das Calancatal.
Die Schäden beliefen sich im Tessin auf 441 Millionen Franken, im südlichen Bündnerland auf über 40 Millionen Franken.
Im Überschwemmungsgebiet der Thur entstanden Schäden von gegen 30 Millionen Franken.

Quelle: Gerhard Röthlisberger - Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz


Anfangs August brachte ein Kaltluftvorstoss bis ins westliche Mittelmeer das markanteste Wetterereignis des Jahres.
Über dem Golf von Genua bildete sich ein Wirbel, der unter rascher Vertiefung die Alpen in Richtung Nordost überquerte.
Dabei wurden am 6., 7. und 8. August 1978 von Norditalien über die Schweiz bis Süddeutschland heftige Gewitter und aussergewöhnliche Niederschläge ausgelöst.

In der Schweiz wurden das Tessin, der Kanton Graubünden und das östliche Voralpengebiet am stärksten betroffen.
Im Tessin, das zum Katastrophengebiet erklärt werden musste, ertranken 7 Menschen, zwei weitere im Calancatal.
Schwer heimgesucht wurden die Region Locarno, das untere Maggiatal, die Täler Centovalli, Onsernone, Vergeletto, das mittlere Bleniotal und der obere Teil der Mesolcina.
Am Westrand von Locarno verwüstete die Maggia das dortige Schulzentrum. Vom Kindergarten blieb nur der Rohbau übrig.
Auf dem Langensee musste mit Spezialschiffen etwa 40'000 m3 Treibholz herausgefischt werden.

Die Maggiakraftwerke erlitten Schäden in der Höhe von etwa 20 Mio. Franken.
Der Staudamm Palagnedra hielt zwar der grossen Belastung stand, dagegen ergossen sich rund 2 Mio. m3 Geschiebe und grosse Mengen Holz in das Ausgleichsbecken.
Dadurch wurde das 15 Tonnen schwere Gitter am Eingang zum Druckstollen beschädigt, sodass kleinere Baumstämme bis zu den Turbinen der Zentrale Verbano vordringen konnten
und die Zentrale für einige Monate ausser Betrieb setzten.
Die Melezza ihrerseits überflutete die Ebene von Losone und verwüstete mehrere Industriebetriebe.
Im Bleniotal wurden Acquarossa und Marolta hart betroffen. Der reissende Riale Tiglia zerstörte drei Brücken, wobei zwei Männer ihr Leben verloren.
In den Überschwemmungsgebieten stiegen die Wasserstände innerhalb kurzer Zeit um das 2- bis 6- und die Abflussmengen bis auf das 1200fache.

Zahlreiche Rüfenniedergänge entstanden in den südlichen Regionen Graubündens, wodurch die N13 für mehrere Tage unpassierbar blieb.
In Mesocco standen die Strassen unter Wasser und die Stromversorgung wurde ausser Betrieb gesetzt. Von der Kirche in Cebbia blieb nur der Turm erhalten.
Im ganzen Misox zählte man 14 zerstörte Gebäude.

Nördlich der Alpen kam es im Thurtal zu schweren Überschwemmungen.
Durch Dammbrüche in Felben-Pfyn-Murg, in Erzenholz und in Uesslingen gerieten allein auf zürcherischem Gebiet 15 km2 Kulturland und mehrere landwirtschaftliche Siedlungen bis zu anderthalb Meter unter Wasser.
Auch in den übrigen Gebieten der Schweiz traten Verkehrsbehinderungen auf und viele Telefonverbindungen blieben zeitweilig unterbrochen.
Quelle: Annalen der Schweizerischen Meteorologischen Zentralanstalt 1978

Abflussspitzen

Maximale Abflüsse Alpensüdseite: (mit Gefahrenstufe)

GS5 | 4'500 m3/s Maggia - Locarno (07.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik | > Rekordabfluss

GS3 | 1'420 m3/s Ticino - Bellinzona (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik


Maximale Abflüsse Alpennordseite: (mit Gefahrenstufe)

GS4 | 4'150 m3/s Rhein - Basel (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik
GS4 | 3'847 m3/s Rhein - Rheinfelden (08.08.1978)>> Jahreshochwasser | Statistik
GS3 | 1'661 m3/s Rhein - Rekingen (08.08.1978)>> Jahreshochwasser | Statistik

GS3 | 1'061 m3/s Thur - Andelfingen (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik
GS4 | 1'174 m3/s Thur - Halden (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik

GS3 | 712 m3/s Reuss - Mellingen (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik

GS3 | 549 m3/s Limmat - Baden (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik

GS4 | 323 m3/s Necker - Mogelsberg (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | > Rekordabfluss

GS3 | 282 m3/s Muota - Ingenbohl (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik

GS3 | 241 m3/s Sihl - Zürich (08.08.1978) >> Jahreshochwasser | Statistik

Messdaten

Übersicht Regenmengen >70mm vom 07.08.1978

© Kai Kobler >> Link zu interaktiver Karte

Bilder

Hochwasser der Thur

Aus Thurtal Überschwemmung, Helikopterflug, 1978
Frauenfeld, Höhe Brücke Warth, Blick nach Westen (W)


Felben-Wellhausen und Frauenfeld mit Gill und Grosser Allmend, Blick nach Westen (W)


Weiler Feldi (Altikon), Blick nach Westen (W)


Weiler Feldi (Altikon), Blick nach Südosten (SE)


Uesslingen-Buch Blick nach Südosten (SE)


Weiler Feldi (Altikon), Blick nach Südwesten (SW)


Gütighausen mit Brücke, Blick nach Osten (E)

© Björn Eric Lindroos


Hochwasser des Rheins bei Koblenz AG


© ETH Bibliothek Zürich, Bildarchiv

Hochwasser der Maggia

Der Friedhof von Someo im Maggiatal wird durch die Wassermassen fast vollständig zerstört


Bei der Ortschaft Aurigeno im Maggiatal reisst die Maggia grosse Teile einer Bogenbrücke weg


Weggeschwemmtes Industriegebäude bei Locarno


Eine Woche nach dem Unwetter wird das Treibholz auf dem Lago Maggiore auf ca. 40'000 m3 geschätzt


Angeschwemmte Autos versperren eine Strasse in Locarno

© Karl Mathis

Unwetterschäden im Misox (GR)

Durch Erdrutsch verschüttete A13 bei Mesocco


Die Moesa hat ein Teil der Kirche in Mesocco mitgerissen

© Tiefbauamt Kanton Graubünden


© Arno Balzarini

Ein Erdrutsch verschüttete die A13 bei Mesocco


Überflutete Strasse bei Soazza im Misox

© Keystone

Zeitungsartikel




Quelle: Thuner Tagblatt, 9. August 1978









Quelle: Die Tat, 9. August 1978

Analyse

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1978

Interna

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