19950710 01 Tornado Val de Ruz NE

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Am 10. Juli 1995 konnte über der Gemeinde Val-de-Ruz (NE) knapp westlich der Ortschaft (Dombresson (NE)) ein Tornado fotografiert werden. Einer Segelflugpilotin gelangen spektakuläre Aufnahmen.

Meldung von Patrick Meyer / Aufnahmen von Maya Schwarzenbach (Segelfluggruppe Lenzburg)

"Als vor ca. 2 Jahren ein paar zerknitterte Föteli in der Birrfelder Beiz die Runde machten, traute ich meinen Augen nicht: ein in der Schweiz so selten beobachtetes Meteo-Phänomen, und dazu noch aus einem Segelflugzeug dokumentiert. Die Sensation!! Letzte Woche konnte ich endlich Digitalfotos davon machen.

Beiliegend die Aufnahmen vom 10.07.1995. Sie wurden von der bekannten Wettbewerbspilotin Maya Schwarzenbach aus einem Segelflug-Doppelsitzer vom Typ DG-500 aufgenommen. In Anbetracht der grossen Flugerfahrung von Frau Schwarzenbach sind die folgenden Angaben als sehr vertrauenswürdig einzustufen.

© Maya Schwarzenbach


© Maya Schwarzenbach


© Maya Schwarzenbach


Der von Frau Schwarzenbach angegebene Aufnahmeort liegt westlich der Verbindungsstrasse von St-Imier nach Dombresson, etwa auf der Höhe von Les Pontins, jedoch ganz sicher östlich von Pass La Vue des Alpes, welcher zuvor als Wendepunkt im Wettbewerb umrundet wurde. Alle Aufnahmen wurden mit Blickrichtung NNW gemacht. Zwischen der ersten und der letzten Aufnahme sind "mehrere Minuten" verstrichen. Es ist mir (noch) nicht gelungen, die etwas unscharfen Bodenmerkmale eindeutig zuzuordnen, vielleicht könnten Radarbilder die Suche noch etwas einengen. Gemäss Eintrag im Flugbuch müssen die Aufnahmen zwischen 14:30 und 15:00 LT entstanden sein. Frau Schwarzenbach konnte zudem den Bodenkontakt des Funnels beobachten.

Diese einzigartigen Aufnahmen können gerne zu wissenschaftlichen Zwecken inkl. Publikation auf der Tornado-Homepage verwendet werden.

Mit freundlichen Grüssen,

Patrick Meyer"

Segelfluggruppe Lenzburg

Aufnahmen von Peter Kälin

Nachforschungen haben ergeben, dass es sich bei obigen Bildern um denselben Tornado handelt, welcher zur selben Zeit von Derrière-Pertuis aus in Richtung Süden fotografiert wurde (siehe nachfolgende Bilder).


© Peter Kälin


© Peter Kälin


© Peter Kälin

Analyse (mit freundlicher Unterstützung von Gianmario / MeteoSchweiz)

Im folgenden Kartenausschnitt ist der Standort und die Blickrichtung (blau) des Fotografen von Derrière-Pertuis eingetragen. Zusätzlich kann aus den Segelflug-Bildern auch der Bodenausschnitt (rotes Rechteck) anhand der Karten identifiziert werden. Wir haben hierzu die Angaben übernommen, welche verdienstvollerweise im Schweizer Sturmforum gepostet worden sind.



Der Radarloop (11-15 UTC oder 13-17 Uhr Lokalzeit) zeigt die Entwicklung von mehreren Gewitterzellen in der fraglichen Region:



Die Radiosondierung von Payerne zeigt eine hohe Instabilität und generell eine geeignete Schichtung für konvektive Aktivität:



Die Entwicklung des Tornados wurde dadurch und vermutlich zusätzlich durch die Hebung am Jura begünstigt.

Das gekrümmte Windprofil im Hodographen lässt die Entwicklung des Tornados ebenfalls zu, obwohl generell die Windstärke gering ist:



Es ist allerdings zu beachten, dass die Radiosondierung von Payerne die exakten lokalen Windverhältnisse nicht wiedergeben kann. Nur ein hochkompliziertes numerisches Rechenmodell mit hoher Auflösung kann allenfalls die Frage beantworten, wie es zur Bildung des Tornados kommen konnte.

Fazit: Da nach bisherigen Erkenntnissen am Boden keine Schäden nachgewiesen werden konnten, ist weiterhin nicht hundertprozentig bewiesen, dass tatsächlich Bodenkontakt stattgefunden hat. Aufgrund der Fotos von Peter Kälin und des Augenzeugenberichts von Maya Schwarzenbach gehen wir jedoch davon aus.

Weitere Quellen

http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=743
http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=759