20030716 01 Downburst Jona

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Eine Superzelle verursachte am Nachmittag des 16. Juli 2003 grosse Sturmschäden in der Gegend um den Zürcher Obersee herum. Vor allem am rechten (nördlichen) Oberseeufer (Rapperswil, Jona, Wagen) waren die Schäden markant und lassen ein Downburstereignis (evtl. Macroburst) vermuten. Auch aus den Gemeinden Rüti, Dürnten, Schönenberg, Wollerau, Lachen, Pfäffikon wurden Schäden gemeldet.

Folgendes Foto zeigt die schweren Sturmschäden in einem Wald bei Jona (SG) und wurde uns von Michael Kaspar freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

(c) Michael Kaspar

Durch die starken Winde kippte ausserdem auf dem Campingplatz von Jona (SG) ein Wohnwagen um, wodurch eine 38-jährige Frau ums Leben kam. Im Raum Schönenberg ZH wurden drei Kinder von einem umstürzenden Baum erfasst. Ein 12-jähriges Mädchen wurde dabei schwer verletzt, die zwei anderen Kinder leicht.

Foto des umgestürzten Wohnwagens in Jona (SG) (copyright Keystone):
http://files.newsnetz.ch/bildlegende/43403/543827_pic_970x641.jpg


Analyse

Die Bildsequenz des ETH-Radars zeigt ein Gewitter, welches von SW her mit recht grosser Geschwindigkeit den oberen Zürichsee erreichte. Über dem Entlebuch hat das Gewitter bereits Hagelstärke erreicht. Danach schwächte es sich etwas ab, verstärkte sich aber nach Überqueren des Zugersees plötzlich wieder. Kurzzeitig hat das Radarecho eine Hakenform angenommen, was auf eine vorübergehende Intensivierung der Dynamik hindeutet.

Zum Zeitpunkt, als das hakenförmige Radarecho sichtbar war, wurde mit dem ETH-Radar ein Vertikalschnitt durch das Gewitter, d.h. in südöstliche Richtung, gemacht. Dieser Schnitt dokumentiert die seltene Höhe des Gewitterturmes von über 15 km. Auch die Hagelzone (weisse und violette Farbstufe) erreicht noch eine Höhe von 10 km. Das Bild der Dopplergeschwindigkeit erlaubt zusätzlich Aufschluss über die interne Dynamik des Gewitters zum Beobachtungszeitpunkt. Der "Brennstoff", d.h. warm-feuchte Luftmassen in Bodennähe, tritt von SE her ins Gewitter ein, steigt schräg auf und breitet sich an der Tropopause fächerförmig in alle Richtungen aus (Amboss). Eine starke Gegenströmung findet sich andererseits in niedrigen Höhenschichten (0-4 km Höhe) unterhalb des Gewitterturmes. Hierbei dürfte es sich um einen Abwind handeln, welcher in Bodennähe horizontal umgelenkt wird ("Downburst"). Dieser Downburst dürfte die Sturmschäden verursacht haben.

Aufgrund der verfügbaren Beobachtungen und Daten gibt es keine Hinweise auf Tornados. Vielmehr ist anzunehmen, dass mehrere Downbursts für die massiven und auf ungewöhnlich grosser Fläche aufgetretenen Schäden verantwortlich waren.


Weitere Informationen

http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=971
http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=978
http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=983
http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=982
http://homepage.swissonline.ch/michaelkasper/53570097fe131775d/535700984b11fc90e/index.html
http://www.solv.ch/olwm2003/static/page.php%3Fid=78&lang=de.html
http://www.prb.ch/html/____sturmschaden.html
http://www.compass-holding.ch/magazine/compass_nr_3_18.pdf
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/293097.html