20190712 01 Tornado Wil SG

Aus Schweizer Sturmarchiv
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Diese Seite wurde inhaltlich zuletzt aktualisiert am 20. Juli 2019

Quick Facts

Type of Event Tornado
Verification State QC1
ESWD Reported
Location / Path Wil (SG), Bronschhofen (SG) - moving from Northwest to Southeast
Time / Duration Time: Somewhen between 15.50 and 15.55 UTC

Duration: 1 - 3 minutes (estimated)

Date 12.07.2019
Magnitude / Dimension Preliminary findings indicate a path length of at least 3.0 km (1.8 miles) and a path width ranging from a few meters up to 100 m (300 ft).

The caused damage points to a maximum intensity of T0/T1 (F0) on the TORRO (Fujita) Scale, which stands for wind speeds between 63–117 km/h.

Damage

(1) moderate to considerable damage to ....
(2)
(3)
(4)

Fatalities -
Injuries -
Eyewitnesses -
Report Source Eyewitness reports, news report, report from fire brigade, data from insurance, information from various locals
Remarks -


Der Tornado vom 12. Juli 2019 in Wil (SG)

Anhand des meteorologischen Umfelds, dem Schadensbild, sowie der Beschreibung von Augenzeugen, bestehen keine Zweifel daran, dass am 12. Juli 2019 spätnachmittags ein schwacher Tornado durch Wil (SG) gezogen ist.


© Jürg Morgenegg


Der ganze Spuk dauerte nur wenige Minuten, hatte es aber wahrlich in sich. Die Rede ist von äusserst stürmischen Minuten am Freitagabend um etwa 18 Uhr.
Der Sturm dürfte sich von Bronschhofen Richtung Wil und dann über die Äbtestadt bewegt haben.
Besonders stark betroffen war das Gelände der Psychiatrischen Klinik, wo mehrere, zum Teil auch grössere Bäume entwurzelt wurden und umfielen.
Aber auch aus Bronschhofen wurden Schäden gemeldet. Gleich mehrere Leserreporter berichten gar, es sei ein kleiner Tornado gewesen, der quer durch Wil gezogen sei.


Roundshot Schauenberg

Etwa um 17.45Uhr konnte eine Art Wallcloud über Münchwilen (TG) von Sirnach aus beobachtet werden:

Bild folgt

Webcam Sirnachhttp://hubiwetter-sirnach.ch/webcam/]



Augenzeugenberichte

"Wir hatten sehr viel Glück, dass niemand verletzt wurde", sagt Gabriela Fieseler von der Kits Kindertagesstätte in Bronschhofen.

«Es ist kein schönes Bild, die ganze Reihe Bäume ist einfach umgeknickt, da macht man sich schon Gedanken», sagt Alfons Hungerbühler, ehemaliger Mitarbeiter in der Psychiatrie St.Gallen Nord im Interview mit TVO.
Er war es, der vor über 20 Jahren die Bäume auf dem Gelände gepflanzt hat – jetzt sind sie tot, umgeblasen vom Sturm.
Quelle: FM1Today

Ein Leserreporter, der Tornados schon in Kalifornien beobachtet und nun die Situation vom zweiten Stock seines Balkons verfolgt hat, sagt zu hallowil.ch:
"Es war wirklich ein Tornado. Es hat sich alles über uns gedreht. Die Gewächshäuser bei der Klinik-Gärtnerei haben schon einige Stürme standgehalten.
Dieser hat zwei geschreddert und zwei andere rund zehn Meter angehoben und dann wieder fallen gelassen."
Beim Glasdach der Gärtnerei sei das Glas durch das Vakuum des Tornados herausgerissen worden. Auf dem Parkplatz der Gärtnerei seien die Scheiben von etwa sieben Autos geborsten.
"Typisch für einen Tornado ist auch, dass einige Bäume geknickt sind wie Streichhölzer, während andere stehen blieben", sagt der Leserreporter.
Quelle: Hallowil.ch

Beschreibung der Schäden


© Kai Kobler / Kartenquelle: Orthofoto Geoportal Kanton St.Gallen

A - Areal AMP Bronschhofen


© Kai Kobler / Kartenquelle: Orthofoto Geoportal Kanton St.Gallen

Beim Parkplatz des AMP Bronschhofen wurde eine Tanne geköpft

© Hallowil

B - Areal Sportclub Bronschhofen


© Kai Kobler / Kartenquelle: Orthofoto Geoportal Kanton St.Gallen

1. Beim Sportclub wurde ein Fussballtor beschädigt und das Vordach durch den Sog angehoben



© Hallowil

2. Bei der Kita wurde ein Baum entwurzelt

© Hallowil

C - Areal Gärtnerei Klinik


© Kai Kobler / Kartenquelle: Orthofoto Geoportal Kanton St.Gallen

1. Mehrere Apfelbäume in gleicher Richtung nach Osten entwurzelt

© Hallowil

2. Baumgruppe nach Südosten entwurzelt

© Hallowil

3. Grosse Äste von Baum gerissen

© Hallowil

4. Trümmerlage der Treibhausteile der Gärtnerei kurz nach dem Tornado

© Hallowil

4. Diese Holzbeige wurde durch die Trümmer umgeworfen



© Hans Suter

5. Diese Trümmerteile wurden über 50 Meter weit verfrachtet

© Hallowil

6. Die robusteren Treibhäuser wurden ebenfalls zerrupft



© Hans Suter

7. Auch diese Gebäudeecke in der Nähe der Treibhäuser wurde beschädigt

© Hans Suter

D - Areal Psychiatrie St. Gallen Nord


© Kai Kobler / Kartenquelle: Orthofoto Geoportal Kanton St.Gallen

0. Vom Gartenatelier der Klinik wurde das Dach abgedeckt

© Hallowil

1. und 2. In der Parkanlage Psychiatrie St. Gallen Nord

© Wil24

© Leserreporter FM1Today

3. Beim Parkplatz Psychiatrie St. Gallen Nord



© Leserreporter Hallowil

4. In der Nähe der Zürcherstrasse



© Screenshots aus Video von Wil24

E - Areal Bahnhof Wil


© Kai Kobler / Kartenquelle: Orthofoto Geoportal Kanton St.Gallen


© Leserreporter 20 Minuten

F - Areal Glärnischstrasse


© Kai Kobler / Kartenquelle: Orthofoto Geoportal Kanton St.Gallen

1. Schulanlage Matt, Fussballtor umgeworfen

© Leserreporter Hallowil

2. und 3. Glärnischstrasse









© Hans Suter

4. Beschädigtes Dach und eingeschlagenes Fenster der Firma Kindlimann AG

© Leserreporter Hallowil


© Christof Traber

Videos

© hallowil


Das obige Video von Patricia Münch zeigt zweifelsfrei einen Tornado. Der zyklonale Vortex am Boden ist klar zu erkennen. (Timecode 0:38)
Schön erkennbar ist auch wie der RFD (Rear Flank Downdraft) der zweiter Akteur ist, welcher die Entstehung des Tornados erst ermöglichte. (Timecode 0:35)
Der RFD ist der Hauptverursacher der zahlreichen in Richtung Südosten entwurzelten Bäume, und dürfte mehr als 100km/h in Böen erreicht haben.
Aus wissenschaftlicher Sicht betreffend der Schweiz ein Glücksfall, dass dies so (bzw. aus der leicht erhöhten Perspektive) dokumentiert wurde!
Ausserdem ist am Anfang der Sequenz kurzzeitig eine Funnelcloud zu erkennen, welche den durchgehenden Vortex bis zur Mutterwolke / zum Updraft beweist. (Timecode 0:03)


Screenshots aus dem Video



Meteorologische Situation

Wetteraufzeichnungen aus Sirnach in der Nähe der Superzelle:

Die private Wetterstation Sirnach von Bruno Hubmann in 2 Kilometer Entfernung der Superzelle zeichnete folgende Messwerte auf:


Es ist deutlich der Windsprung und die Druckschwankung beim Vorbeizug der Superzelle zu erkennen!
Wetterstation Sirnach



Radarbilder und Interpretation:

Anhand der Radarsignatur zum Zeitpunkt des Vortex ist zu erkennen, dass dieser sich eindeutig im Aufwindbereich der Zelle befand:


Quelle Radarbild: Kachelmannwetter

Der RFD selber ist ein Downdraft und würde keine lange schmale Spur hinterlassen.
Er ist aber in der Tat häufig an der Entwicklung eines Tornados beteiligt, weil erst durch Interaktion von Auf- und Abwind
ein bodennaher Wirbel entstehen und dieser in die Höhe gezogen werden kann (Stichwort «Vortex Stretching»).
Ein Tornado entsteht nämlich gemäss untermauerter Theorie Tornado-Entstehung und Funnelbildung und entgegen landläufiger Meinung bottom-up!
Das heisst, der Wirbel - wenn auch schwach - existiert schon am Boden respektive unmittelbar darüber und wird durch den Aufwind gestreckt.
Dadurch erfährt er eine Beschleunigung und verbindet sich im Falle einer Mesozyklone mit dieser, wonach eine erneute Verstärkung möglich ist.







© Meteoradar

Animation 16.00 Uhr bis 17.00 Uhr MESZ

Animation 17.00 Uhr bis 18.00 Uhr MESZ

© Meteoradar

Zoom Radaranimation 17.15 - 17.45 Uhr MESZ

Zoom Radaranimation 17.45 - 18.15 Uhr MESZ

© meteoradar (kostenpflichtiges Zoombild)

Tornados über Land entstehen meist unterhalb einer Superzelle, also einer beständig rotierenden Gewitterzelle.

Diskussionen im Sturmforum Schweiz

Schauer und Gewitter 12.07.2019


Danksagung & Aufruf

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Aufruf:
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Interna

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