18940901 02 Hail Kuesnacht ZH: Unterschied zwischen den Versionen

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Auch in der Gemeinde Küsnacht fiel Hagel. Darüber schreibt Herr Kramer, Forstbeamter des I . Kreises:
Auch in der Gemeinde Küsnacht fiel Hagel. Darüber schreibt Herr Kramer, Forstbeamter des I . Kreises:


'''''Das Gewitter zog 15.15-15.30 Uhr über Bodio.<br/>
'''''Ich war in der Waldung zwischen der Schlossruine und der sogenannten Schmalzgrub (Küsnachterberg), 630m ü. M.<br/>
'''''In den Alpen des Valle Maggia (Valle Peccia) am Fusse des Basodino hatte es seinen Anfang genommen, zog über die Alpen Alpigia und Rodi oberhalb Fusio,<br/>
'''''Ganz unheimlich verdunkelte sich um 4 Uhr*) der Himmel; von Osten, von der Forch her, hörten wir ein sehr starkes Rauschen und Tosen:<br/>
'''''verwüstete teilweise die Kartoffelfelder dieses höchsten Dorfes des Kantons, setzte seinen Weg fort über die Alpen Zaria Campolungo,<br/>
'''''mit dichtem Regen fielen vorerst nur einzelne, dann ziemlich dichte Schlossen von der Grösse bis auf 5—6 cm Durchmesser (!)<br/>
'''''bog um den Campo Tencia herum und peitschte mit erneuerter Kraft das arme Vieh auf den Alpen des obern Piumognathales und des Valle Curonico,<br/>
'''''Mit ganz glasiger Umhüllung und einem deutlich abgegrenzten, weisslichen Kern, kreisrund, oval oder gezackt; die Schlossen fielen fast senkrecht, etwas vom Wind getrieben.<br/>
'''''vernichtete alles Heugras auf den Monti di Cavagno und Sobrio am linken Ufer des Tessin, zog nochmals über einen Bergkamm, um mit verdoppelter schrecklicher Kraft,<br/>
'''''Ohne Schutz in einem nahen Heuschober hätten wir auch unter der Traufe der Tannen Verletzungen davongetragen:<br/>
'''''mit Schlossen von über 100 Gramm Gewicht die prächtigen Kastanienwälder und die mit schönen Trauben gesegneten Lauben von Samione und Malvaglia zu zerstören.<br/>
'''''
'''''Erst im Calancathal, glaube ich, hörte dieser seltene Hagelfall auf. (vd. Braggio!)'''''
Schlossen, mit Kraft an Stämme geworfen, prallten ab wie Steine und blieben ganz. Förster M. sammelte
 
etwa 20 Stück in einem Nastuch, und als wir ca. 5'/% Uhr in Küsnacht anlangten, d. i . l'/a Stunden nach dem Niederschlag,
Als ebenfalls von Hagel betroffen führt derselbe Berichterstatter noch Anzonico bei Faido und Cavagnago an und bemerkt:<br/>
hatten die Steine noch die Grösse von Hühnereiern oder die breitere FormundGrösse kleiner Zwiebeln oder Aepfel. Hagelkörner,
'''''dass man trotz der Hitze noch am folgenden Tage viele Schlossen fand. Laut einer Zeitungsnotiz fielen auch in Ludiano Körner bis zu Eigrösse.<br/><br/>
indie warme Hand genommen,waren so eisig kalt und schmolzen so langsam, dass man sie vorher fallen lassen musste — Zu
erwähnen ist noch,wie dieser Hagelschlag lokal rasch abgenommen hat: 1—l^kmvonunsermStandorteentfernt,nachdemSee
hin,waren nur noch vereinzelte kleinere Schlossen zu nnden, und unten im Dorfe, gegen den See zu, waren an Reben und Bäumen
keine Schädigungenersichtlich;eswarhier ein sehr starker Gewitterregen mit vereinzelten Hagelkörnern gefallen.'''''<br/><br/>


Charakteristische Gewitterzüge am 1. September 1894<br/>   
Charakteristische Gewitterzüge am 1. September 1894<br/>   

Version vom 19. September 2018, 12:48 Uhr

Quick Facts

Type of Event Very Large Hail
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Mainly affected by the very large hail was Kuesnacht (ZH),
Time / Duration 15.20 local time +/- 15 min
Date 01.09.1894
Magnitude / Dimension Estimated 5 - 6 cm in diameter
Damage damaged crop, broken windows, layer of hail
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical report
Remarks -

Ereignis

Gewitterzug (c) aus dem Lavizzara- und Verzascathal, sowie vom obern Langensee ins Thal des Tessin und ins Blegno- und Calancathal ziehend.
Hagel-Strich vom Lavizzarathal ins Blegnothal ziehend. Zugrichtung variabel. Gewitterzuglänge 25km.

Auch in der Gemeinde Küsnacht fiel Hagel. Darüber schreibt Herr Kramer, Forstbeamter des I . Kreises:

Ich war in der Waldung zwischen der Schlossruine und der sogenannten Schmalzgrub (Küsnachterberg), 630m ü. M.
Ganz unheimlich verdunkelte sich um 4 Uhr*) der Himmel; von Osten, von der Forch her, hörten wir ein sehr starkes Rauschen und Tosen:
mit dichtem Regen fielen vorerst nur einzelne, dann ziemlich dichte Schlossen von der Grösse bis auf 5—6 cm Durchmesser (!)
Mit ganz glasiger Umhüllung und einem deutlich abgegrenzten, weisslichen Kern, kreisrund, oval oder gezackt; die Schlossen fielen fast senkrecht, etwas vom Wind getrieben.
Ohne Schutz in einem nahen Heuschober hätten wir auch unter der Traufe der Tannen Verletzungen davongetragen:

Schlossen, mit Kraft an Stämme geworfen, prallten ab wie Steine und blieben ganz. Förster M. sammelte

etwa 20 Stück in einem Nastuch, und als wir ca. 5'/% Uhr in Küsnacht anlangten, d. i . l'/a Stunden nach dem Niederschlag, hatten die Steine noch die Grösse von Hühnereiern oder die breitere FormundGrösse kleiner Zwiebeln oder Aepfel. Hagelkörner, indie warme Hand genommen,waren so eisig kalt und schmolzen so langsam, dass man sie vorher fallen lassen musste — Zu erwähnen ist noch,wie dieser Hagelschlag lokal rasch abgenommen hat: 1—l^kmvonunsermStandorteentfernt,nachdemSee hin,waren nur noch vereinzelte kleinere Schlossen zu nnden, und unten im Dorfe, gegen den See zu, waren an Reben und Bäumen keine Schädigungenersichtlich;eswarhier ein sehr starker Gewitterregen mit vereinzelten Hagelkörnern gefallen.

Charakteristische Gewitterzüge am 1. September 1894
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)
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© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1894

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