18960721 01 Flood Péry-La Heutte BE: Unterschied zwischen den Versionen

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Zugrichtung von Süden nach Norden. Gewitterzuglänge 40km.<br/><br/>
Zugrichtung von Süden nach Norden. Gewitterzuglänge 40km.<br/><br/>


Ferner wird der „Neue Zürcher-Zeitung" aus dem untern Thurgau berichtet::<br/>
Der Beobachter von Biel meldet:<br/>
 
'''''Etwas vor 5 Uhr begann der wolkenbruchartige Platzregen. Hauptentladungen fanden über dem Jura von 2 und mehr km ab im NNW bis SE statt; namentlich im E war es finster und folgten die Blitze sehr schnell auf einander.<br/>
'''''Dann fing es wieder im SW an und über dem Jura und dauerte das Donnern, einmal mit sehr nahem Schlag, mehrfach nur auf 2 km Entfernung auch später, bis gegen 11 Uhr, entfernter bis gegen Mitternacht hin fort.<br/>
'''''Dieses Gewitter hatte sich über das Gebiet der Seekette, des Chasseral und des St. Immerthals heftig entleert.<br/>
'''''Namentlich scheint der Montoz von einem förmlichen Wolkenbruch heimgesucht worden zu sein.<br/>
'''''Im Pérythal gingen Rüfen von sonst geringen Bergbächen bei La Heutte hinunter und verwüsteten dort das sogenannte Paradies mit Schlamm und Steinen.<br/>
'''''Bei Péry-Reuchenette waren es drei Rüfen, tiefe Gräben ausfüllend und Gärten, Strasse und Bahnlinie hoch überlagernd.<br/>
'''''Die östliche Rüfe brachte eine Säge fast zum Einsturz, riss eine steinerne Brücke weg und bedrohte ein dabei stehendes Haus.<br/>
'''''Die obere Stationsrampe war 1/2 Meter tief mit Schlamm und Geröll bedeckt.<br/>
'''''Balken und Sägeladen schwammen über den Stationsplatz und über den Bahnkörper hinüber.<br/>
'''''Östlich von Péry lag Schutt bis 1/2 Meter hoch auf einem Kornacker, westseits ein 30—40 m langer, 2 m tiefer und 1 1/2 m breiter Graben neben dem ausgefüllten Bachbette.<br/>
'''''Der Regen dauerte dort drei Stunden lang und soll gegen 6 Uhr am heftigsten gewesen sein.'''''<br/><br/>
 
Ein Korrespondent der „Neuen Zürcher-Zeitung" lässt sich über dieselben also vernehmen:<br/>
 
'''''„Delsberg, 22. Juli. Gestern abend zwischen 4 und 7 Uhr gingen schwere Gewitter über die ganze Gegend nieder. Die
Wasserläufe schwollen in kurzer Zeit in gefahrdrohender Weise an. In Soyhieres schleppte der Bach mehr als 100 Ster Brennholz
mit sich. In Develier standen mehrere Keller unter Wasser; eine kleine Scheune wurde fortgeschwemmt. Im Bahnhof Delsberg
lagen die Geleise unter Wasser, das an mehreren Orten bis 1 Meter hoch stand. Am schwersten li t t der Weiler Chatillon bei Courrendlin.
Der Regen fiel hier eine Stunde-lang wolkenbruchartig. Der durch das Dorf führende Weg glich einem tobenden Wildbach.
Eine erst kürzlich erstellte Scheune wurde weggeschwemmt, desgleichen mehrere Speicher und Schuppen. Die Keller sind
mit Wasser gefüllt, Felder und Gärten mit Geschiebe überführt.'''''
 
Ebenso wird dem gleichen Blatt am 22. Juli aus Tavannes berichtet:<br/>
'''''Ueber der hiesigen Gegend entlud sich gestern nachts ein fürchterliches Gewitter mit Wolkenbruch. Die beiden hiesigen
Bahnverbindungen wurden durch Erdrutsch und Unterspülung unterbrochen. Beide Abendzüge, die von Reconvillier her kamen,
konnten erst heute Morgen weiter geführt werden; die Passagiere übernachteten in den Wagen. Ein Zug blieb in Dachsfelden, der
andere in Reconvillier. In Dachsfelden trat die Birs über die Ufer und überschwemmte die Ortschaft meterhoch. Fünfzig Arbeiter
stellten die Bahnverbindung wieder her."


'''''Ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag und furchtbaren Regengüssen tobte letzten Mittwoch 15./16. Juli 1896 nachts über das untere Thurthal.<br/>
'''''Besonders die Gegend von Niederneunforn, Dietingen, Hesslingen, Herdern wurde stark mitgenommen.<br/>
'''''Massenhaft fielen die Hagelkörner, die indessen nicht gross waren. Mehr als die Hälfte der Träubchen sind vernichtet.<br/>
'''''Schweres Unheil stifteten ferner diese Nacht, wie übrigens auch am folgenden Nachmittage, die heftigen Regengüsse durch Wegschwemmen der fruchtbaren Erde.<br/>
'''''Die Landstrasse und die Wiesen zwischen Dietingen und Hesslingen sind stellenweise tief mit Schlamm und Geschiebe überdeckt; an einigen Orten lief das Wasser in Scheunen und Ställe.'''''<br/><br/>


Charakteristische Gewitterzüge am 15. Juli 1896<br/>   
Charakteristische Gewitterzüge am 15. Juli 1896<br/>   

Version vom 6. Oktober 2018, 10:55 Uhr

Quick Facts

Type of Event Flash Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Péry-La Heutte (BE)
Time / Duration 20:30-21:30 local time
Date 21.07.1896
Magnitude / Dimension >70mm of rain in 1 hour
Damage Flooded streets and maedows
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical reports
Remarks -


Ereignis

Gewitterzug (c) Vom Alpstein her Zug stellenweise niederschlagsreicher zum Bodensee und Rheinthal ziehend.
Zugrichtung von Süden nach Norden. Gewitterzuglänge 40km.

Der Beobachter von Biel meldet:

Etwas vor 5 Uhr begann der wolkenbruchartige Platzregen. Hauptentladungen fanden über dem Jura von 2 und mehr km ab im NNW bis SE statt; namentlich im E war es finster und folgten die Blitze sehr schnell auf einander.
Dann fing es wieder im SW an und über dem Jura und dauerte das Donnern, einmal mit sehr nahem Schlag, mehrfach nur auf 2 km Entfernung auch später, bis gegen 11 Uhr, entfernter bis gegen Mitternacht hin fort.
Dieses Gewitter hatte sich über das Gebiet der Seekette, des Chasseral und des St. Immerthals heftig entleert.
Namentlich scheint der Montoz von einem förmlichen Wolkenbruch heimgesucht worden zu sein.
Im Pérythal gingen Rüfen von sonst geringen Bergbächen bei La Heutte hinunter und verwüsteten dort das sogenannte Paradies mit Schlamm und Steinen.
Bei Péry-Reuchenette waren es drei Rüfen, tiefe Gräben ausfüllend und Gärten, Strasse und Bahnlinie hoch überlagernd.
Die östliche Rüfe brachte eine Säge fast zum Einsturz, riss eine steinerne Brücke weg und bedrohte ein dabei stehendes Haus.
Die obere Stationsrampe war 1/2 Meter tief mit Schlamm und Geröll bedeckt.
Balken und Sägeladen schwammen über den Stationsplatz und über den Bahnkörper hinüber.
Östlich von Péry lag Schutt bis 1/2 Meter hoch auf einem Kornacker, westseits ein 30—40 m langer, 2 m tiefer und 1 1/2 m breiter Graben neben dem ausgefüllten Bachbette.
Der Regen dauerte dort drei Stunden lang und soll gegen 6 Uhr am heftigsten gewesen sein.

Ein Korrespondent der „Neuen Zürcher-Zeitung" lässt sich über dieselben also vernehmen:

„Delsberg, 22. Juli. Gestern abend zwischen 4 und 7 Uhr gingen schwere Gewitter über die ganze Gegend nieder. Die Wasserläufe schwollen in kurzer Zeit in gefahrdrohender Weise an. In Soyhieres schleppte der Bach mehr als 100 Ster Brennholz mit sich. In Develier standen mehrere Keller unter Wasser; eine kleine Scheune wurde fortgeschwemmt. Im Bahnhof Delsberg lagen die Geleise unter Wasser, das an mehreren Orten bis 1 Meter hoch stand. Am schwersten li t t der Weiler Chatillon bei Courrendlin. Der Regen fiel hier eine Stunde-lang wolkenbruchartig. Der durch das Dorf führende Weg glich einem tobenden Wildbach. Eine erst kürzlich erstellte Scheune wurde weggeschwemmt, desgleichen mehrere Speicher und Schuppen. Die Keller sind mit Wasser gefüllt, Felder und Gärten mit Geschiebe überführt.

Ebenso wird dem gleichen Blatt am 22. Juli aus Tavannes berichtet:
Ueber der hiesigen Gegend entlud sich gestern nachts ein fürchterliches Gewitter mit Wolkenbruch. Die beiden hiesigen Bahnverbindungen wurden durch Erdrutsch und Unterspülung unterbrochen. Beide Abendzüge, die von Reconvillier her kamen, konnten erst heute Morgen weiter geführt werden; die Passagiere übernachteten in den Wagen. Ein Zug blieb in Dachsfelden, der andere in Reconvillier. In Dachsfelden trat die Birs über die Ufer und überschwemmte die Ortschaft meterhoch. Fünfzig Arbeiter stellten die Bahnverbindung wieder her."


Charakteristische Gewitterzüge am 15. Juli 1896
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)
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© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Messwerte (Regenmengen)

Romanshorn: 61mm

Betroffene Gewässer

-

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1896


Interna

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