18980523 02 Hail Kraezern SG: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ereignis==
==Ereignis==
Gewitterzug (c) von der Hundwiler Höhe gegen den Thurgau und den Bodensee ziehend.<br/><br/>
Gewitterzug (c) von der Hundwiler Höhe gegen den Thurgau und den Bodensee ziehend.<br/>
 
Zugrichtung von Süden nach Norden. Gewitterzuglänge 80km. Zuggeschwindigkeit 35km/h.<br/><br/>
   
   
'''''Das  Gewitter, zog über Bruggen-Tannenberg zum Bodensee.<br/>
'''''Hier fielen 16.28 Uhr einige sehr grosse Regentropfen, dagegen soll es bereits etwas westwärts der Stadt schon Hagelsteine gegeben,<br/>
'''''in dem ca. 3/4 Stunden westlich liegenden Bruggen aber sehr stark gehagelt haben", bemerkt der Beobachter von St Gallen.'''''<br/><br/>


Aus Teufen berichtet der Beobachter:<br/>
'''''Von hier aus sah man in der Gemeinde Stein auf die Länge von 1 km und die Breite von ca. 200 m den Boden von Hagelsteinen wie mit Schnee bedeckt.<br/>
'''''Selbst am folgenden Vormittag war eine Fläche zwischen zwei Waldparzellen, von hier aus gesehen, wie mit einer leichten Schneedecke versehen.<br/>
'''''Laut Mitteilung anderer wurde auch ein Teil der Gemeinde Teufen, von der schon gemeldeten Gegend durch die Sitter getrennt, von Hagelschlag betroffen.<br/>
'''''Es soll der Schaden an den im vollsten Blütenschmuck prangenden Bäumen, sowie am Grasfutter erheblich sein.'''''<br/><br/>


Hier
Der „Allgem. Schweizer-Zeitung" wurde gemeldet:<br/>
fielen 4h 28 p einige sehr grosse Regentropfen, dagegen soll es bereits etwas westwärts der Stadt schon Hagelsteine gegeben, in dem
'''''Kies- und Bleichereifuhrwerke, von Kräzern und Herisau herkommend, führten ganze Schichten Hagelkörner, in der Grösse von Haselnüssen, mit sich.<br/>
ca. SU Stunden westlich liegenden Brüggen.aber sehr stark gehagelt haben", bemerkt der Beobachter von St Gallen.
'''''Von Stocken gegen Kräzern lagen die Schlossen auf der Strasse ca. 9 cm hoch; l 1/2 Stunden nach dem Gewitter nahm sich der heimgesuchte Strich noch wie eine mit frisch gefallenem
 
Schnee bedeckte Landschaft aus.'''''<br/><br/>
Aus Teufen berichtet der Beobachter:
 
'''''Von hier aus sah man in der Gemeinde Stein auf die Länge
von 1 k m und die Breite von ca. 200 m den Boden von Hagelsteinen wie mit Schnee bedeckt, selbst am folgenden Vormittag war
eine Fläche zwischen zwei Waldparzellen, von hier aus gesehen, wie mit" einer leichten Schneedecke versehen. Laut Mitteilung
anderer wurde auch ein Teil der Gemeinde Teufen, von der schon gemeldeten Gegend durch die Sitter getrennt,'''''<br/><br/>


Der „Allgem. Schweizer-Zeitung" wurde gemeldet:
Aus dem St. gallischen Forstkreis Gaiserwald-Straubenzell liegt uns folgender Hagelbericht vor:


Kies- und Bleichereifuhrwerke, von Kräzern und Herisau herkommend, führten
'''''Erster Donner ca. 16.00Uhr, Gewitter kam von SW, Beginn des Hagelschlags ca. 16.00 Uhr, Dauer etwa 40 Minuten.<br/>
ganze Schichten Hagelkörner, in der Grösse von Haselnüssen, mit sich. Von Stocken gegen Kräzern lagen die . Schlossen auf der
'''''Derselbe dehnte sich (innerhalb des Dienstkreises) ca. 4500 m in die Länge und 1300 m in die Breite aus.<br/>
Strasse ca. 9 c m hoch; l'/e Stunden nach dem Gewitter nahm sich der heimgesuchte Strich noch wie eine mit frisch gefallenem
'''''Die Körner hatten im Mittel einen Durchmesser von l1/2 cm und bedeckten den Erdboden 3—6 cm hoch; sie fielen von S her bei mässig starkem Föhn.<br/>
Schnee bedeckte Landschaft aus."
'''''Donner und Blitz waren nicht sehr häufig. Die ersten Schlossen hatten die Grösse von kleinen Baumnüssen und fielen ohne Regen.<br/>
Aus dem st. gallischen Forstkreis Gaiserwald-Straubenzell liegt uns folgender Hagelbericht vor:
'''''Sie waren undurchsichtig, rauh anzufühlen. Bald hörte der Hagelschlag auf, und es folgte ganz schwerer Regen.<br/>
„Erster Donner ca. 4h p, ß kam von SW, Beginn des Hagelschlags ca. 4" p, Dauer etwa 40 Minuten. Derselbe dehnte sich
'''''Allein auch dieser dauerte nicht lange, und die Hagelkörner fielen neuerdings, in kleinerer Form, dagegen in vermehrter Zahl und längerer Dauer.<br/>
(innerhalb des Dienstkreises) ca. 4500 m in die Länge und 1300 m in die Breite aus. Die Körner hatten im Mittel einen Durchmesser
'''''Als wir nach dem Gewitter auf dem Heimwege begriffen waren, hatten wir Gelegenheit, die eigentliche Hagelzone von der Höhe aus (ob Abtwil, ca. 900 m über Meer) zu beobachten.<br/>
von l'/a c m und bedeckten den Erdboden 3—6 c m hoch; sie fielen von S her bei mässig starkem Föhn. Donner und Blitz
'''''Nach eingezogenen Informationen kam das Gewitter in der Richtung von Herisau nach Stein.<br/>
waren .nicht sehr häufig. Die ersten Schlossen hatten die Grösse von kleinen Baumnüssen und fielen ohne Regen. Sie waren undurchsichtig,
'''''Zwischen den Flusseinhängen der Urnäsch und der Sitter blieb dasselbe längere Zeit stehen und entlud sich mit aller Heftigkeit auf dem Bergrücken der Gemeinde Stein.<br/>
rauh anzufühlen. Bald hörte der Hagelschlag auf, und es folgte ganz schwerer Regen. Allein auch dieser dauerte nicht
'''''Von dort aus zog es sich ziemlich nördlich über Hinterberg, das Dorf Bruggen, über Hölzle, Billenberg, Abtwil nach Sennhäuslen, Staubhausen und Andwil.<br/>
lange, und die Hagelkörner fielen neuerdings, in kleinerer Form, dagegen in vermehrter Zahl und längerer Dauer. Als wir nach
'''''Nach eigenen Beobachtungen muss Stein am meisten gelitten haben, indem die ganze Gegend auf weite Ferne vollständig wie mit Schnee bedeckt aussah.<br/>
dem Gewitter auf dem Heimwege begriffen waren, hatten wir Gelegenheit, die eigentliche Hagelzone von der Höhe aus (ob Abtwil,
'''''Das Gras in den angegebenen Ortschaften war wie gewalzt und vollständig zerhackt. Die herrlich blühenden Obstbäume stehen heute kahl da.<br/>
ca. 900 m über Meer) zu beobachten. Nach eingezogenen Informationen kam das Gewitter in der Richtung von Herisau nach Stein.
'''''Die Grenze des Hagelschlags ist in der angegebenen Zone sehr scharf abgeschnitten.'''''<br/><br/>
Zwischen den Flusseinhängen der Urnäsch und der Sitter blieb dasselbe längere Zeit stehen und entlud sich mit aller Heftigkeit
auf dem Bergrücken der Gemeinde Stein. Von dort aus zog es sich ziemlich nördlich über Hinterberg, das Dorf Brüggen, über
Hölzle, Billenberg, Abtwil nach Sennhäuslen, Staubhausen und Andwil. Nach eigenen Beobachtungen muss Stein am meisten gelitten
haben, indem die ganze Gegend auf weite Ferne vollständig wie mit Schnee bedeckt aussah. Das Gras in den angegebenen Ortschaften
war wie gewalzt und vollständig zerhackt. Die herrlich blühenden Obstbäume stehen heute kahl da. Die" Grenze des
Hagelschlags ist in*der angegebenen Zone sehr scharf abgeschnitten."


Charakteristische Gewitterzüge am 23. Mai 1898<br/>   
Charakteristische Gewitterzüge am 23. Mai 1898<br/>   

Version vom 22. Oktober 2018, 22:05 Uhr

Quick Facts

Type of Event Hail Layer
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Kraezern (SG)
Time / Duration 09.40 local time +/- 15 min
Date 23.05.1898
Magnitude / Dimension layer of hail > 5cm
Damage hail avalanches
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical report
Remarks -


Ereignis

Gewitterzug (c) von der Hundwiler Höhe gegen den Thurgau und den Bodensee ziehend.
Zugrichtung von Süden nach Norden. Gewitterzuglänge 80km. Zuggeschwindigkeit 35km/h.

Das Gewitter, zog über Bruggen-Tannenberg zum Bodensee.
Hier fielen 16.28 Uhr einige sehr grosse Regentropfen, dagegen soll es bereits etwas westwärts der Stadt schon Hagelsteine gegeben,
in dem ca. 3/4 Stunden westlich liegenden Bruggen aber sehr stark gehagelt haben", bemerkt der Beobachter von St Gallen.

Aus Teufen berichtet der Beobachter:
Von hier aus sah man in der Gemeinde Stein auf die Länge von 1 km und die Breite von ca. 200 m den Boden von Hagelsteinen wie mit Schnee bedeckt.
Selbst am folgenden Vormittag war eine Fläche zwischen zwei Waldparzellen, von hier aus gesehen, wie mit einer leichten Schneedecke versehen.
Laut Mitteilung anderer wurde auch ein Teil der Gemeinde Teufen, von der schon gemeldeten Gegend durch die Sitter getrennt, von Hagelschlag betroffen.
Es soll der Schaden an den im vollsten Blütenschmuck prangenden Bäumen, sowie am Grasfutter erheblich sein.

Der „Allgem. Schweizer-Zeitung" wurde gemeldet:
Kies- und Bleichereifuhrwerke, von Kräzern und Herisau herkommend, führten ganze Schichten Hagelkörner, in der Grösse von Haselnüssen, mit sich.
Von Stocken gegen Kräzern lagen die Schlossen auf der Strasse ca. 9 cm hoch; l 1/2 Stunden nach dem Gewitter nahm sich der heimgesuchte Strich noch wie eine mit frisch gefallenem Schnee bedeckte Landschaft aus.

Aus dem St. gallischen Forstkreis Gaiserwald-Straubenzell liegt uns folgender Hagelbericht vor:

Erster Donner ca. 16.00Uhr, Gewitter kam von SW, Beginn des Hagelschlags ca. 16.00 Uhr, Dauer etwa 40 Minuten.
Derselbe dehnte sich (innerhalb des Dienstkreises) ca. 4500 m in die Länge und 1300 m in die Breite aus.
Die Körner hatten im Mittel einen Durchmesser von l1/2 cm und bedeckten den Erdboden 3—6 cm hoch; sie fielen von S her bei mässig starkem Föhn.
Donner und Blitz waren nicht sehr häufig. Die ersten Schlossen hatten die Grösse von kleinen Baumnüssen und fielen ohne Regen.
Sie waren undurchsichtig, rauh anzufühlen. Bald hörte der Hagelschlag auf, und es folgte ganz schwerer Regen.
Allein auch dieser dauerte nicht lange, und die Hagelkörner fielen neuerdings, in kleinerer Form, dagegen in vermehrter Zahl und längerer Dauer.
Als wir nach dem Gewitter auf dem Heimwege begriffen waren, hatten wir Gelegenheit, die eigentliche Hagelzone von der Höhe aus (ob Abtwil, ca. 900 m über Meer) zu beobachten.
Nach eingezogenen Informationen kam das Gewitter in der Richtung von Herisau nach Stein.
Zwischen den Flusseinhängen der Urnäsch und der Sitter blieb dasselbe längere Zeit stehen und entlud sich mit aller Heftigkeit auf dem Bergrücken der Gemeinde Stein.
Von dort aus zog es sich ziemlich nördlich über Hinterberg, das Dorf Bruggen, über Hölzle, Billenberg, Abtwil nach Sennhäuslen, Staubhausen und Andwil.
Nach eigenen Beobachtungen muss Stein am meisten gelitten haben, indem die ganze Gegend auf weite Ferne vollständig wie mit Schnee bedeckt aussah.
Das Gras in den angegebenen Ortschaften war wie gewalzt und vollständig zerhackt. Die herrlich blühenden Obstbäume stehen heute kahl da.
Die Grenze des Hagelschlags ist in der angegebenen Zone sehr scharf abgeschnitten.

Charakteristische Gewitterzüge am 23. Mai 1898
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)

© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1898

Interna

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