19530625 01 Flood Ostschweiz: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ereignis==
==Ereignis==
'''Am 25. Juni liegt das Hauptniederschlagsgebiet auf der Alpennordseite.
'''Wolkenbruchartige Regenfälle führten in der Nordost- und Zentralschweiz zu bedeutenden Wasserschäden. Die Hochwasserstände erreichten teilweise diejenigen vom Juni 1910.<br/>
'''Die 60 mm Isohyete verläuft etwa über Baden, Zug, Muotathal, Linthal, Walensee, Wattwil, Frauenfeld, Thayngen.
'''Die am stärksten beregneten Gebiete erstreckten sich vom unteren Walensee über die Linthebene bis ins Zürcher Oberland.<br/>
'''Maximale Mengen wurden gemessen in: Aadorf (91 mm), Hinwil (94), Wald [Sanatorium] (100), Weesen (100), Vorderwägital(80), Glarus(71).
Quelle: [http://www.sturmarchiv.ch/images/8/81/Roethlisberger_Chronik_Unwetterschaeden_CH.pdf Gerhard Röthlisberger - Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz]<br/><br/>
'''Das Niederschlagsgebiet vom 26. Juni ist etwas kleiner. Es fielen noch mehr als 60 mm im Zürcher Oberland (Wald [Sanatorium] 89 mm, Weesen 121, Vorderwägital 77, Glarus 84).<br/>
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'''Die Westschweiz, das Wallis, das Tessin und das Engadin haben an beiden Tagen meist weniger als 10 mm Niederschlag erhalten.
'''Nach einer Mitteilung des Wetteramtes Freiburg im Breisgrau erstreckte sich das Gebiet mit mehr als 40 mm Niederschlag am 25. Juni noch über den ganzen Schwarzwald.<br/>
'''Bei Waldau-Jostal und Bad Dürrheim wurden über 100 mm gemessen.<br/>
'''Diese starken und ungewöhnlich lang anhaltenden Niederschläge haben zu verbreiteten Überschwemmungs- und Erdrutschschäden (Schmerikon) geführt, worüber in der Tagespresse seinerzeit eingehend berichtet wurde.<br/>
'''In Zürich regnete es fast ohne Unterbrechung vom 25. Juni 6 h 15 bis 27. Juni 8 h 10, am 26. bedeutend ungleichmäßiger als am 25. und zweitweise mit gewitterregenartiger Stärke.<br/>


'''Nach der Wetterkarte vom 26. Juni 7 h lag ein Hochdruckband über dem Ost- und Nordatlantik vor den Nordwestküsten Europas.<br/>
Am 25. Juni liegt das Hauptniederschlagsgebiet auf der Alpennordseite.<br>
'''In dem Tiefdruckgebiet über Mittel- und Südosteuropa herrschten nur schwache Druckgradienten.<br/>
Die 60 mm Isohyete verläuft etwa über Baden, Zug, Muotathal, Linthal, Walensee, Wattwil, Frauenfeld, Thayngen.<br/>'Maximale Mengen wurden gemessen in: Aadorf (91 mm), Hinwil (94), Wald [Sanatorium] (100), Weesen (100), Vorderwägital(80), Glarus(71).<br>
'''Minima des Luftdrucks sind zu erkennen über Berlin, Prag, Belgrad und Mailand.<br/>
Das Niederschlagsgebiet vom 26. Juni ist etwas kleiner. Es fielen noch mehr als 60 mm im Zürcher Oberland (Wald [Sanatorium] 89 mm, Weesen 121, Vorderwägital 77, Glarus 84).<br>
'''Die Regenzone erstreckt sich strichweise über Westdeutschland, wobei allerdings nur im Bereich der Alpen starke Niederschläge gefallen sind, die teilweise von Gewittern begleitet waren.<br/>
Die Westschweiz, das Wallis, das Tessin und das Engadin haben an beiden Tagen meist weniger als 10 mm Niederschlag erhalten.<br>
'''Die große Regenstärke ist wieder auf gewittrige Umlagerungen zurückzuführen.<br/>
'''Das Verharren des Starkregengebiets an ungefähr derselben Stelle ist eine Folge der Beeinflussung der Strömung durch die Alpen.<br/>
'''Schwer zu erklären ist jedoch die spezielle Lage dieses Regengebiets.<br/>


'''Die Höhenkarte der 500-Millibarfläche vom 26. Juni 03 h zeigt einen Kaltlufttropfen mit Höhentief im Osten der Schweiz mit zwei Zentren einerseits über der Adria, anderseits über München.<br/>
Nach einer Mitteilung des Wetteramtes Freiburg im Breisgrau erstreckte sich das Gebiet mit mehr als 40 mm Niederschlag am 25. Juni noch über den ganzen Schwarzwald.<br>
'''Unser Land lag also an diesem Tag um diese Zeit im Rückseitebereich dieser Depression. Auf dem Säntis (2500 m) sind folgende Winde registriert worden:<br/>
Bei Waldau-Jostal und Bad Dürrheim wurden über 100 mm gemessen.<br>
'''am 25. früh NW, ab 06 h schwacher, gegen Mittag zunehmender W bis WSW (im Mittel 30 km/h), am 26. ab 06 h wieder NW (mäßig), ab 16 h W bis SW (Einsatz stark).<br/>
Diese starken und ungewöhnlich lang anhaltenden Niederschläge haben zu verbreiteten Überschwemmungs- und Erdrutschschäden (Schmerikon) geführt, worüber in der Tagespresse seinerzeit eingehend berichtet wurde.<br>
'''Dies steht mit der Rückseitesituation nicht in Widerspruch. Zweifelhaft ist dieselbe jedoch am Morgen des 25. Juni. Zwar hat Payerne um 14 h dieses Tages in der Höhe NNW festgestellt.<br/>
In Zürich regnete es fast ohne Unterbrechung vom 25. Juni 6 h 15 bis 27. Juni 8 h 10, am 26. bedeutend ungleichmäßiger als am 25. und zweitweise mit gewitterregenartiger Stärke.<br>
'''Nach der Höhenkarte von 04 h (Payerne fehlt um diese Zeit) müßte aber das Höhentief westlich der Schweiz etwa bei Chalons liegen, was wohl nicht ganz richtig ist.<br/>


'''Auch die Art und Herkunft der Luftmassen ist daher etwas zweifelhaft.<br/>
Nach der Wetterkarte vom 26. Juni 7 h lag ein Hochdruckband über dem Ost- und Nordatlantik vor den Nordwestküsten Europas.<br>
'''Es registrierten die Stationen Jungfraujoch (3600m) am 25. Juni und Säntis (2500m) am 26. Juni einen sich über 12 Stunden erstreckenden Temperaturanstieg um 2°, was auf aufgleitende Warmluft schließen läßt.
In dem Tiefdruckgebiet über Mittel- und Südosteuropa herrschten nur schwache Druckgradienten. Minima des Luftdrucks sind zu erkennen über Berlin, Prag, Belgrad und Mailand.<br>
'''Vom 25. zum 26. ist in der Tat über Südwesteuropa eine erhebliche Erwärmung mit Druckanstieg in der Höhe eingetreten.<br/>
Die Regenzone erstreckt sich strichweise über Westdeutschland, wobei allerdings nur im Bereich der Alpen starke Niederschläge gefallen sind, die teilweise von Gewittern begleitet waren.<br>
'''Daher verschiebt sich auch das Druckminimum der Höhenkarte, das am 24. und 25. ? noch über Frankreich lag, nach Osten.<br/>
Die große Regenstärke ist wieder auf gewittrige Umlagerungen zurückzuführen.<br>
'''Nach der Vorgeschichte des Falles ist auf Grund der Druck- und Strömungsverteilung am Boden anzunehmen, daß es sich hier um warme Tropikluft handelt,<br/>
Das Verharren des Starkregengebiets an ungefähr derselben Stelle ist eine Folge der Beeinflussung der Strömung durch die Alpen.<br>
'''die ursprünglich aus Südosteuropa heraufgekommen war, dann um das südosteuropäische Tief herumgeführt wurde und die Schweiz nunmehr von Westen bis Nordwesten her erreichte.'''.<br/>
Schwer zu erklären ist jedoch die spezielle Lage dieses Regengebiets.<br>
Quelle: M. Grütter<br/>
 
Die Höhenkarte der 500-Millibarfläche vom 26. Juni 03 h zeigt einen Kaltlufttropfen mit Höhentief im Osten der Schweiz mit zwei Zentren einerseits über der Adria, anderseits über München.<br>
Unser Land lag also an diesem Tag um diese Zeit im Rückseitebereich dieser Depression. Auf dem Säntis (2500 m) sind folgende Winde registriert worden:<br>
am 25. früh NW, ab 06 h schwacher, gegen Mittag zunehmender W bis WSW (im Mittel 30 km/h), am 26. ab 06 h wieder NW (mäßig), ab 16 h W bis SW (Einsatz stark).<br>
Dies steht mit der Rückseitesituation nicht in Widerspruch. Zweifelhaft ist dieselbe jedoch am Morgen des 25. Juni. Zwar hat Payerne um 14 h dieses Tages in der Höhe NNW festgestellt.<br>
Nach der Höhenkarte von 04 h (Payerne fehlt um diese Zeit) müßte aber das Höhentief westlich der Schweiz etwa bei Chalons liegen, was wohl nicht ganz richtig ist.<br>
 
Auch die Art und Herkunft der Luftmassen ist daher etwas zweifelhaft.<br>
Es registrierten die Stationen Jungfraujoch (3600m) am 25. Juni und Säntis (2500m) am 26. Juni einen sich über 12 Stunden erstreckenden Temperaturanstieg um 2°, was auf aufgleitende Warmluft schließen läßt.<br>
Vom 25. zum 26. ist in der Tat über Südwesteuropa eine erhebliche Erwärmung mit Druckanstieg in der Höhe eingetreten.<br>
Daher verschiebt sich auch das Druckminimum der Höhenkarte, das am 24. und 25. ? noch über Frankreich lag, nach Osten.<br>
Nach der Vorgeschichte des Falles ist auf Grund der Druck- und Strömungsverteilung am Boden anzunehmen, daß es sich hier um warme Tropikluft handelt,<br>
die ursprünglich aus Südosteuropa heraufgekommen war, dann um das südosteuropäische Tief herumgeführt wurde und die Schweiz nunmehr von Westen bis Nordwesten her erreichte.<br>
Quelle: M. Grütter<br>
 
==Abflussspitzen==
'''Maximale Abflüsse: (mit Gefahrenstufe)'''<br>
 
<font color="red">'''GS4'''<font color="black"> | '''270 m3/s''' Töss - Neftenbach (26.06.1953) >> [https://www.hydrodaten.admin.ch/documents/Hochwasserstatistik/2132hq.pdf Jahreshochwasser] | [https://www.hydrodaten.admin.ch/documents/Hochwasserstatistikberichte/2132_hq_Bericht.pdf Statistik] | <font color="red">'''> Rekordabfluss'''<br>
 
<font color="red">'''GS4'''<font color="black"> | '''390 m3/s''' Linth - Mollis, Linthbrücke (26.06.1953) >> [https://www.hydrodaten.admin.ch/documents/Hochwasserstatistik/2372hq.pdf Jahreshochwasser] | [https://www.hydrodaten.admin.ch/documents/Hochwasserstatistikberichte/2372_hq_Bericht.pdf Statistik]<br>


==Messdaten==
==Messdaten==
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==Bilder==
==Bilder==
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=== Kanton Zürich ===
Hochwasser im Kempttal (Illnau)<br/>
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Quelle: © Baudirektion Kanton Zürich, AWEL
 
Hochwasser bei Winterthur im Hegifeld<br/>
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Quelle: © Winterthurer Bibliotheken
 
Hochwasser der Töss bei der Maschinenfabrik Rieter (Winterthur)<br/>
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Wespi Mühle, Wieshofstrasse, Oberfeld, Wülflingen<br/>
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Quelle: © Winterthurer Bibliotheken
Hochwasser bei Greifensee (Uster)<br/>
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Quelle: Staatsarchiv Zürich
 
=== Kanton St.Gallen ===
Hochwasser Linth 26.+ 27. Juni 1953, Benken-Uznach, Wahlkreis See-Gasterland.<br/>
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Quelle: [https://www.linthwerk.ch/index.php/galerie-hochwasser-1953/ Das Linthwerk]<br/>
 
=== Kanton Glarus ===
Hochwasser Linthebene Oberurnen-Weesen 26. Juni 1953<br/>
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Quelle: [http://www.linth-escher.ch/zds_03/diaschau_03_hochwasser_1953.htm Linth-Escher-Stiftung]<br/>
 
Hochwasser Leuggelbach 26/27 Juni 1953<br/>
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Quelle: [https://www.leuggelbach150.ch/ 150 Jahre Leuggelbach]<br/>
 
==Zeitungsberichte==
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[[File:19530625 01 Flood Ostschweiz_text03.jpg|864px]]<br/>
Quelle: Die Tat, 27. Juni 1953<br/><br/>
 
[[File:19530625_01_Flood_Ostschweiz_text4.jpg|881px]]<br/><br/>
[[File:19530625 01 Flood Ostschweiz_bild.jpg|840px]]<br/>
Quelle: Oberländer Tagblatt, Band 77, Nummer 148, 29. Juni 1953<br/><br/>


==Medienlinks==
==Medienlinks==
© MeteoSchweiz [http://www.meteoschweiz.admin.ch/product/input/documents/annals/annalen-1953.pdf ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1953]<br/><br/>
© MeteoSchweiz [https://www.meteoschweiz.admin.ch/assets/weather-archive/annalen-1953.pdf ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1953]<br/><br/>
 
 
* [https://chronik-bauma.ch/ Hochwasser in Bauma: 26.6. 1953]<br/>
 
* [https://www.leuggelbach150.ch/ Hochwasser 26/27 Juni 1953]<br/>
* [https://www.linthwerk.ch/index.php/galerie-hochwasser-1953 Hochwasser Linth 1953] - [http://www.linth-escher.ch/zds_03/diaschau_03_hochwasser_1953.htm Bildergalerie Linth-Escherstiftung]<br/>


==Interna==
==Interna==

Aktuelle Version vom 9. Juli 2023, 18:39 Uhr

Quick Facts

Type of Event Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Kanton Schaffhausen, Kanton Zürich, Kanton Schwyz, Kanton Glarus, Kanton St.Gallen, Kanton Thurgau
Time / Duration 48 hours
Date 25./26.06.1953
Magnitude / Dimension >100mm of rain in 24 hours, >200mm of rain in 48 hours (Weesen 221mm)
Damage -
Fatalities -
Injuries -
Report Source chronicles, general archive
Remarks -

Ereignis

Wolkenbruchartige Regenfälle führten in der Nordost- und Zentralschweiz zu bedeutenden Wasserschäden. Die Hochwasserstände erreichten teilweise diejenigen vom Juni 1910.
Die am stärksten beregneten Gebiete erstreckten sich vom unteren Walensee über die Linthebene bis ins Zürcher Oberland.
Quelle: Gerhard Röthlisberger - Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz



Am 25. Juni liegt das Hauptniederschlagsgebiet auf der Alpennordseite.
Die 60 mm Isohyete verläuft etwa über Baden, Zug, Muotathal, Linthal, Walensee, Wattwil, Frauenfeld, Thayngen.
'Maximale Mengen wurden gemessen in: Aadorf (91 mm), Hinwil (94), Wald [Sanatorium] (100), Weesen (100), Vorderwägital(80), Glarus(71).
Das Niederschlagsgebiet vom 26. Juni ist etwas kleiner. Es fielen noch mehr als 60 mm im Zürcher Oberland (Wald [Sanatorium] 89 mm, Weesen 121, Vorderwägital 77, Glarus 84).
Die Westschweiz, das Wallis, das Tessin und das Engadin haben an beiden Tagen meist weniger als 10 mm Niederschlag erhalten.

Nach einer Mitteilung des Wetteramtes Freiburg im Breisgrau erstreckte sich das Gebiet mit mehr als 40 mm Niederschlag am 25. Juni noch über den ganzen Schwarzwald.
Bei Waldau-Jostal und Bad Dürrheim wurden über 100 mm gemessen.
Diese starken und ungewöhnlich lang anhaltenden Niederschläge haben zu verbreiteten Überschwemmungs- und Erdrutschschäden (Schmerikon) geführt, worüber in der Tagespresse seinerzeit eingehend berichtet wurde.
In Zürich regnete es fast ohne Unterbrechung vom 25. Juni 6 h 15 bis 27. Juni 8 h 10, am 26. bedeutend ungleichmäßiger als am 25. und zweitweise mit gewitterregenartiger Stärke.

Nach der Wetterkarte vom 26. Juni 7 h lag ein Hochdruckband über dem Ost- und Nordatlantik vor den Nordwestküsten Europas.
In dem Tiefdruckgebiet über Mittel- und Südosteuropa herrschten nur schwache Druckgradienten. Minima des Luftdrucks sind zu erkennen über Berlin, Prag, Belgrad und Mailand.
Die Regenzone erstreckt sich strichweise über Westdeutschland, wobei allerdings nur im Bereich der Alpen starke Niederschläge gefallen sind, die teilweise von Gewittern begleitet waren.
Die große Regenstärke ist wieder auf gewittrige Umlagerungen zurückzuführen.
Das Verharren des Starkregengebiets an ungefähr derselben Stelle ist eine Folge der Beeinflussung der Strömung durch die Alpen.
Schwer zu erklären ist jedoch die spezielle Lage dieses Regengebiets.

Die Höhenkarte der 500-Millibarfläche vom 26. Juni 03 h zeigt einen Kaltlufttropfen mit Höhentief im Osten der Schweiz mit zwei Zentren einerseits über der Adria, anderseits über München.
Unser Land lag also an diesem Tag um diese Zeit im Rückseitebereich dieser Depression. Auf dem Säntis (2500 m) sind folgende Winde registriert worden:
am 25. früh NW, ab 06 h schwacher, gegen Mittag zunehmender W bis WSW (im Mittel 30 km/h), am 26. ab 06 h wieder NW (mäßig), ab 16 h W bis SW (Einsatz stark).
Dies steht mit der Rückseitesituation nicht in Widerspruch. Zweifelhaft ist dieselbe jedoch am Morgen des 25. Juni. Zwar hat Payerne um 14 h dieses Tages in der Höhe NNW festgestellt.
Nach der Höhenkarte von 04 h (Payerne fehlt um diese Zeit) müßte aber das Höhentief westlich der Schweiz etwa bei Chalons liegen, was wohl nicht ganz richtig ist.

Auch die Art und Herkunft der Luftmassen ist daher etwas zweifelhaft.
Es registrierten die Stationen Jungfraujoch (3600m) am 25. Juni und Säntis (2500m) am 26. Juni einen sich über 12 Stunden erstreckenden Temperaturanstieg um 2°, was auf aufgleitende Warmluft schließen läßt.
Vom 25. zum 26. ist in der Tat über Südwesteuropa eine erhebliche Erwärmung mit Druckanstieg in der Höhe eingetreten.
Daher verschiebt sich auch das Druckminimum der Höhenkarte, das am 24. und 25. ? noch über Frankreich lag, nach Osten.
Nach der Vorgeschichte des Falles ist auf Grund der Druck- und Strömungsverteilung am Boden anzunehmen, daß es sich hier um warme Tropikluft handelt,
die ursprünglich aus Südosteuropa heraufgekommen war, dann um das südosteuropäische Tief herumgeführt wurde und die Schweiz nunmehr von Westen bis Nordwesten her erreichte.
Quelle: M. Grütter

Abflussspitzen

Maximale Abflüsse: (mit Gefahrenstufe)

GS4 | 270 m3/s Töss - Neftenbach (26.06.1953) >> Jahreshochwasser | Statistik | > Rekordabfluss

GS4 | 390 m3/s Linth - Mollis, Linthbrücke (26.06.1953) >> Jahreshochwasser | Statistik

Messdaten

Übersicht Regenmengen >70mm vom 25. oder 26.06.1953

© Kai Kobler >> Link zu interaktiver Karte

Bilder

Kanton Zürich

Hochwasser im Kempttal (Illnau)





Quelle: © Baudirektion Kanton Zürich, AWEL

Hochwasser bei Winterthur im Hegifeld



Quelle: © Winterthurer Bibliotheken

Hochwasser der Töss bei der Maschinenfabrik Rieter (Winterthur)




Wespi Mühle, Wieshofstrasse, Oberfeld, Wülflingen

Quelle: © Winterthurer Bibliotheken

Hochwasser bei Greifensee (Uster)





Quelle: Staatsarchiv Zürich

Kanton St.Gallen

Hochwasser Linth 26.+ 27. Juni 1953, Benken-Uznach, Wahlkreis See-Gasterland.



Quelle: Das Linthwerk

Kanton Glarus

Hochwasser Linthebene Oberurnen-Weesen 26. Juni 1953





Quelle: Linth-Escher-Stiftung

Hochwasser Leuggelbach 26/27 Juni 1953







Quelle: 150 Jahre Leuggelbach

Zeitungsberichte








Quelle: Die Tat, 27. Juni 1953




Quelle: Oberländer Tagblatt, Band 77, Nummer 148, 29. Juni 1953

Medienlinks

© MeteoSchweiz ANNALEN der SCHWEIZERISCHEN METEOROLOGISCHEN ZENTRAL-ANSTALT 1953


Interna

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