19950722 01 Tornado Oberhofen AG
Diese Seite wurde inhaltlich zuletzt aktualisiert am 30. Oktober 2015
Quick Facts
Type of Event | Tornado |
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Verification State | QC1 |
ESWD | Not reported |
Location | Sulz (AG), Oberhofen (AG), Gansingen (AG), Hottwil (AG), Mandach (AG) - moving from West to East |
Time / Duration | Time: Approx. 15.10 UTC Duration: Unknown |
Date | 22.07.1995 |
Magnitude / Dimension | Preliminary findings indicate a path length of up to 15 km and a path width ranging from a few meters up to 100 m. The caused damage points to a maximum intensity of T3 (F1) on the TORRO (Fujita) Scale, which stands for wind speeds between 151 and 184 km/h. |
Damage |
(1) at least 43 heavily damaged roofs in two villages |
Fatalities | - |
Injuries | - |
Eyewitnesses | 1 |
Report Source | Eyewitness report, media reports, damage surveys, scientific reports, indications on radar scans |
Remarks | According to the damage survey it is possible that this tornado was followed by a downburst east of its path (see also information on damage map below). |
Ereignis
Der Tornado vom 22. Juli 1995 in Oberhofen (AG)
"Mit modernsten Methoden wurden im Starkgewitter des 22. Juli 1995 über Oberhofen im Kanton Aargau tornadoartige Strukturen nachgewiesen.
Die Aufzeichnungen des Wetterradars der ETH Zürich zeigten in der Gewitterzelle eindeutig Rotationsbewegungen,
wie sie auch von den amerikanischen Tornados her bekannt sind (Schmid et al., 2000).
Der am Boden offenbar unsichtbare Schlauch legte einen Pfad von etwa 15 Kilometer zurück.
Ein vom Gewitter überquerter Windmesser zeigte für einen ganz kurzen Augenblick eine maximale Windgeschwindigkeit von 158 km/h.
Das erklärt, weshalb in einer der betroffenen Ortschaften 70 % der Hausdächer zum Teil erhebliche Schäden davon trugen.
In einigen der zerstörten Waldstücken zeigten die Bäume markante Verdrehungen, welche auf rotierende Windbewegungen schliessen lassen."
Quelle: Tornados in der Schweiz, Stephan Bader, MeteoSchweiz Juni 2001
"Am 22. Juli 1995 fällt ein Gewittersturm in der Fricktaler Gemeinde Sulz innerhalb von Minuten 4'000 Stämme.
Die mehrere hundert Meter breite Bresche verengt sich gegen das Tal hin.
Am Talboden legen die Sturmwinde die Bäume kreuz und quer und beschädigen auch Häuser schwer.
Am gegenüberliegenden Hang hat ein stolzer Baumbestand keine Chance.
Stamm für Stamm knickten wie Streichhölzer. Und dies in einer vermeintlich völlig windgeschützten Stangenholzpflanzung.
Nach dem Sturm sind kraftstrotzende Bäume verdreht wie Kaugummi.
Auffallend: Kaum ein Baum wurde entwurzelt. Dafür muss die Gewalt zu plötzlich hereingebrochen sein."
Quelle: Beat Glogger, Heisszeit - Klimaänderungen und Naturkatastrophen in der Schweiz
Menschen Technik Wissenschaft Sendung 'Tornados' von 1995 ©SF DRS
Bericht: David Fritz, Kamera: Nicole Gerber, Ton: Petr Mencl, Schnitt: Gaby Stocker
"Im östlichen Teil des Unwetters, also Gegend von Koblenz, Klingnau, Döttingen bis Würenlingen waren es typische Sturmschäden eines gigantischen Downburst.
Alles Stämme lagen wie sortiert von West nach Ost. Auch beim Unwetter selber war, soweit als möglich bei diesen Sichtbedingungen, keine Rotationen sichtbar.
Bemerkenswert ist jedoch folgendes:
Bei einem alten Haus wurde der Kamin total zertrümmert und die oberste Betonplatte über 100 Meter weit nach Osten getragen.
Wohlbemerkt; die Platte wog 18 kg."
Quelle: Hanspeter Grossen, Koblenz
Ursachen- und Ereignisanalysen
- Gemeinschaftsarbeit von Markus Furger, Mario Jenni, Willi Schmid und Hans-Heinrich Schiesser
- Preprint, 7th Conference on Mesoscale Processes, A tornado producing mesoscale convective system in northern Switzerland
Zusammenfassung
Ein grosser MCS (Mesoscale Convective System) entwickelte sich am 22. Juli 1995 über Ostfrankreich und verlagerte sich über Süddeutschland und die Nordschweiz nach Osten.
Die Grösse und der Organisationsgrad des Systems waren aussergewöhnlich für Zentraleuropa.
Ein Bow-Echo bildete sich im südlichen Teil des MCS-Systems aus und kann mit einer Spur von heftigsten Sturmschäden in Verbindung gebracht werden.
Zusammenfassend konnten folgende Sachverhalte, welche zu den zerstörerischen Winden geführt haben, gefunden werden:
1. Der Abwind einer vorangehenden Gewitterzelle beschleunigte lokal die vorhandene Böenfront.
2. Eine Ausbuchtung in der Böenfront wurde erkannt. Diese Ausbuchtung führte zu einer Zone erhöhter Scherung und zu heftiger sekundärer Konvektion.
3. Mehrere Aufwindimpulse ereigneten sich innerhalb von 15 Minuten.
4. Der Inflow der sich neu entwickelnden Gewitterzelle wurde in einer Höhe von 2-4km über Boden beschleunigt und trug wesentlich zur Bildung und Verstärkung eines Wirbels (Vortex) bei.
5. Der Vortex wurde in tieferer Höhe von 0.5-2km über Boden durch die Wirbelvergrösserung weiter verstärkt. Der Wind südlich des Wirbelzentrums wurde auf schädliche Stärke beschleunigt.
6. Ein schwacher und kurzlebiger Tornado wurde zu der Zeit beobachtet, als der Durchmesser des Vortex ein Minimum an Ausdehnung erreichte.
7. Der Abwind der Gewitterzelle führte zur weiterern Erhaltung und Stärkung der Windböen und zur Bildung von Microbursts.
Augenzeugenbericht aus Oberhofen
Bruno Köferli aus Oberhofen machte folgende Beobachtung:
"Zuerst ist mir aufgefallen, dass es bei diesen 2 Pappeln ziemlich stark gewirbelt hat und dort sind die Blätter hoch.
Dann ist das ganze schnell hinüber und durch das Maisfeld drüber.
Und dort ist es mir noch mehr aufgefallen, dass es ein Wirbel war.
Da hab ich auch gesehen, wie die Bäume und die Blätter nach oben gegangen sind und auch Maisstängel sind hochgegangen.
Dann hab ich gesehen, dass Bäume ganz plötzlich umgefallen sind."
Zugbahn des Tornados
Folgende von Kai Kobler erstellte Karte zeigt die bekannt gewordenen Schäden des Tornados vom 22. Juli 1995 bei Oberhofen (AG):
© Kai Kobler
Zeitungsberichte aus 'Die Botschaft'
Quelle: Die Botschaft
Messdaten
Am PSI in Würenlingen wurde zwischen 17:20Uhr und 17:30Uhr Ortszeit auf einer Höhe von 74m über Grund eine maximale Böe von 158km/h gemessen.
Meteorologische Situation
Die Sondierung von Payerne um 12 UTC zeigt eine starke vertikale Windzunahme in den unteren Schichten (Windscherung),
allerdings auch eine - für Tornados eher unüblich - hohe Wolkenbasis:
Radarbilder
Folgende 4 Radarbilder zeigen im Überblick die Situation um 17.11Uhr und 17.13Uhr MESZ.
© Meteoradar
Tornados über Land entstehen meist unterhalb einer Superzelle, also einer beständig rotierenden Gewitterzelle.
Medienlinks
Diskussion im Sturmforum Schweiz:
BowEcho-Gewitter vom 22.Juli 1995
Tornados in der Schweiz, Stephan Bader, MeteoSchweiz Juni 2001
Aufruf:
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Interna
SSWD Main Editor | Kaiko | Last Edit | 30.10.2015 | Last Review | - | Documentation State | Draft |
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