20150607 01 Tornado Brot-Plamboz NE: Unterschied zwischen den Versionen

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==Schauplatz / Schäden==
==Schauplatz / Schäden==
Der Ort des Geschehens liegt in einem Südwest-Nordost ausgerichteten flachen Tal im Hochjura, dem "Vallée de La Sagne", oder auch bekannt unter dem Namen "Vallée des Ponts".<br/>
Der Schauplatz liegt in einem Südwest-Nordost ausgerichteten flachen Tal im Hochjura, dem "Vallée de La Sagne", auch bekannt unter dem Namen "Vallée des Ponts".<br/>


Das folgende Bild aus der Vogelperspektive zeigt den Schauplatz (Blickrichtung Nord-Nordost). Anhand bisheriger Erkenntnisse (u.a. aufgrund der Aussage eines Augenzeugen) berührte der Tornado den Boden erstmals etwa in der Mitte des Tales, genauer zwischen den beiden Gemeinden Les Ponts-de-Martel (NE) und Brot-Plamboz (NE) im Bereich bzw. knapp südlich des Gebiets "Les Bieds". Von da an zog er Richtung Osten durch Wiesen und Weiden, doch schon nach kurzer Zeit setzte er zur sogenannten Rope-Out Phase an - sprich er begann zu schwächeln. An der Hauptstrasse nach Les Petits-Ponts (NE) beschädigte er noch das Dach eines Bauernhofes, bevor er sich schliesslich nach gerade mal einer geschätzten Minute Lebenszeit in der Nähe des Waldes östlich von Brot-Plamboz (NE) auflöste.<br/>
Das folgende Bild zeigt den Tatort aus der Vogelperspektive (Blickrichtung Nord-Nordost). Anhand bisheriger Erkenntnisse (u.a. aufgrund der Aussage eines Augenzeugen) berührte der Tornado den Boden erstmals etwa in der Mitte des Tales, genauer gesagt zwischen den beiden Gemeinden Les Ponts-de-Martel (NE) und Brot-Plamboz (NE) im Bereich oder knapp südlich des Gebiets "Les Bieds". Von da an führte sein Weg durch Wiesen und Weiden nach Osten. Doch schon nach kurzer Zeit begann der Vortex zu schwächeln (Rope-Out Phase). An der Hauptstrasse nach Les Petits-Ponts (NE) beschädigte er noch das Dach eines Bauernhofes, bevor er sich nach gerade mal einer geschätzten Minute Lebenszeit in der Nähe des Waldes östlich von Brot-Plamboz (NE) wieder auflöste.<br/>


[[File:20150607_01_Tornado_Brot-Plamboz_NE_Swissview1.png|mini|left|upright=4.0|© [https://www.youtube.com/watch?v=6iG90vmi4wY SWISSVIEW]]]<br style="clear:both" />
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Version vom 6. Juli 2015, 15:27 Uhr

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Meta-Elemente:
tornade, tornado, trombe, tromba, tourbillon, tuba, funnelcloud, ouragan, windhose, wirbelwind, Brot-Plamboz, Brot-Dessus, Les Ponts-de-Martel, Les Petits-Ponts, Vallée de la Sagne, Jura, Neuchâtel

Quick Facts

Type of Event Tornado (type "Needle")
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Near Brot-Dessus, in the municipality of Brot-Plamboz (NE)
Time Between 13.40 - 13.45 UTC
Duration Touchdown lasted only seconds to minutes
Date 07.06.2015
Path direction Mainly West to East
Path length / width Length: 0.5 - 1.5 km (estimation) / width: 10 m at some point (estimation from eyewitness report)
Magnitude T1 / F0
Damage
  • Roof damage (T1 / F0)
  • Minor damage to crop and grasslands (not rated)
Fatalities -
Injuries -
Eyewitnesses At least three different eyewitness parties were able to observe the tornado as it touched the ground (two of them shot videos, see below)
Report Source News reports, photos/videos of the incident, eyewitness report
Remarks Historical first: two videos of this event are very unique as they represent the first and only known moving pictures of a tornado touching down in Switzerland (waterspouts excluded)!

Einleitung

Eine Superzelle zog am Nachmittag des 7. Juni 2015 von Frankreich her kommend in den Schweizer Jura und produzierte gegen 15.40 Uhr MESZ bei Brot-Plamboz (NE) einen kurzlebigen, schwachen Tornado (T1 / F0).

Der Ort des Geschehens liegt im Neuenburger Hochjura:

© search.ch, TomTom, swisstopo, osm


Genauer gesagt im "Vallée de la Sagne", auch bekannt unter dem Namen "Vallée des Ponts":

© search.ch, TomTom, swisstopo, osm


Das spektakuläre Wetterphänomen konnte nicht nur fotografiert, sondern gar gefilmt werden. Zwei dieser Videodokumente sind eine kleine Sensation und dürfen als historisch betrachtet werden. Sie zeigen erstmalig (und bis jetzt einmalig) den Touchdown eines Tornados in der Schweiz (Wasserhosen ausgenommen). Damit wurde am 7. Juni 2015 ein Stück Schweizer Tornado-Geschichte geschrieben!

Fotos

In diesem Kapitel haben wir alle uns bekannten Bilder des Tornados zusammengetragen.

Vorab zwei Video-Standbilder, auf welchen die Bodenberührung des Tornados zu erkennen ist. Ein Novum für die Schweiz!

© Lydia Du Buisson


© Youtube User "Perce-Neige SPS"


Die zugehörigen Videos können im Kapitel "Videos" abgerufen werden.

Zahlreiche Augenzeugen liefern weitere Bilder des Tornadorüssels.

So zum Beispiel Xavier Dumont, welcher um 15.41 Uhr MESZ von La Sagne (NE) aus folgenden Schnappschuss festhalten konnte:

© Xavier Dumont / Quelle: Arcinfo.ch


Gegenüber dem Westschweizer Medienportal Arcinfo.ch erklärte der Fotograf:

"Ça n'a duré qu'une minute", a confié Xavier Dumont, l'auteur du cliché, pris à La Sagne cet après-midi. La tornade n'a pas occasionné de dégâts "mais c'était spectaculaire. Je n'avais encore jamais vu ça dans la vallée où j'habite depuis l'enfance", a t-il confié.

Anmerkung der Redaktion: Der Tornado hat in der Tat Schäden verursacht, siehe Kapitel "Schauplatz / Schäden".

Ebenfalls von La Sagne (NE) aus machte Christine Benoit Gyger um 15.42 Uhr MESZ folgende drei Bilder:

© Christine Benoit Gyger / Quelle: Facebook


© Christine Benoit Gyger / Quelle: Facebook


© Christine Benoit Gyger / Quelle: Facebook


Ein Leserreporter von RTN hat den Wolkenschlauch vom erhöhten Sommartel (La Sagne, NE) aus fotografiert:

© Leserreporter von RTN


Auch ein Leserreporter von 20 Minutes drückte zum richtigen Zeitpunkt auf den Auslöser:

© Leserreporter von 20 minutes


Folgende zwei Bilder könnten von Angela Cassi stammen (korrekte Urheberschaft in Abklärung):

© Angela Cassi / Quelle: RSI


Datei:20150607 01 Tornado Brot-Plamboz NE Cassi2.jpg
© Angela Cassi / Quelle: MétéoFoudre


Stéphane Botteron hat gefilmt und fotografiert - hier sein Foto:

© Stéphane Botteron / Quelle: MétéoFoudre


Sturmjäger Nicolas Gascard erwischte den Tornado bzw. seine Funnelcloud ebenfalls:

© Nicolas Gascard / Quelle: Facebook


Selbst die Roundshot-Kamera auf dem Tête de Ran konnte den Tornado einfangen:

Quelle: Roundshot Tête de Ran



Videos

Wie bereits eingangs dieser Ereignisseite erwähnt, sind nachfolgende Videodokumente (Video #1 und Video #2) historischer Natur. Sie zeigen erstmalig (und bis jetzt einmalig) den Touchdown eines Tornados in der Schweiz (Wasserhosen ausgenommen).

Video #1 von Lydia Du Buisson:

Video #2 von Youtube User "Perce-Neige SPS" (leider ohne Ton):


Animierte Kurzsequenz aus obigem Video

Auf Canalalpha.ch wurde das gleiche Video publiziert, die ersten 5 Sekunden davon sind aber exklusiv (also nicht auf dem Youtube-Video).



Zwei weitere Videos zeigen den Tornado bzw. dessen Funnelcloud ohne sichtbare Bodenberührung.

Das erste wurde auf Arcinfo.ch publiziert (Achtung, das angegebene Datum in der Youtube-Beschreibung ist falsch!):



Das zweite wurde von Stéphane Botteron aufgenommen:


Video-Link Facebook (gleiches Video)

Schauplatz / Schäden

Der Schauplatz liegt in einem Südwest-Nordost ausgerichteten flachen Tal im Hochjura, dem "Vallée de La Sagne", auch bekannt unter dem Namen "Vallée des Ponts".

Das folgende Bild zeigt den Tatort aus der Vogelperspektive (Blickrichtung Nord-Nordost). Anhand bisheriger Erkenntnisse (u.a. aufgrund der Aussage eines Augenzeugen) berührte der Tornado den Boden erstmals etwa in der Mitte des Tales, genauer gesagt zwischen den beiden Gemeinden Les Ponts-de-Martel (NE) und Brot-Plamboz (NE) im Bereich oder knapp südlich des Gebiets "Les Bieds". Von da an führte sein Weg durch Wiesen und Weiden nach Osten. Doch schon nach kurzer Zeit begann der Vortex zu schwächeln (Rope-Out Phase). An der Hauptstrasse nach Les Petits-Ponts (NE) beschädigte er noch das Dach eines Bauernhofes, bevor er sich nach gerade mal einer geschätzten Minute Lebenszeit in der Nähe des Waldes östlich von Brot-Plamboz (NE) wieder auflöste.

© SWISSVIEW


Untenstehender Bildvergleich (Webcam-Bild vs. Videostandbild) bestätigt die Aussagen eines Augenzeugen, wonach der Tornado bei "Les Bieds" Bodenkontakt hatte:

Quellen: Webcam von Les Ponts-de-Martel / Youtube Video


Glücklicherweise lag die kurze Zugbahn des Wirbelsturms (1 km +/- 500 m) mehrheitlich weder auf bewohntem noch auf bewaldetem Gebiet. So ist der erwähnte Schaden am Dach eines Bauernhofes auch der einzige bisher bekanntgewordene geblieben.

Das betroffene Gebäude liegt zwischen den Ortschaften Brot-Dessus (NE) und Les Petits-Ponts (NE):

© Google


Das Dach vorher..

© Google Street View


..und nachher:

© Ralph Grobe


Ein Schadensvideo von Ralph Grobe:


Ersatzlink Schadensvideo (Facebook)

Hier eine fiktive Sicht auf den Tornado, kurz bevor er über das Bauernhaus hinweg fegte:

© Sturmarchiv Schweiz / Google



Meteorologische Ereignisanalyse

Grossräumige Wetterlage am 7. Juni 2015 um die Mittagszeit:

Abb. 1 - Quelle: FU Berlin/DWD


Am 7. Juni 2015 verlief die langgestreckte Kaltfront des Tiefs "Lothar" über Süddeutschland hinweg bis nach Frankreich. Die Front war nicht besonders wetteraktiv, allerdings lagerte südlich von ihr (also über unseren Köpfen) eine feuchtwarme und zu Gewittern neigende Luftmasse, welche vorerst aber noch gedeckelt war. Eine solche Wetterlage, bei welcher konvektive Entwicklungen weitestgehend in Schach gehalten werden, nennt man eine "Loaded Gun" (benannt nach einer geladenen Pistole, welche jederzeit losgehen kann). Sie ist dafür bekannt, besonders heftige Gewitter oder gar Unwetter hervorzurufen. In der aerologischen Mittagssondierung von Payerne (VD) ist dieses gefährliche Setting - für Personen mit meteorologischen Kenntnissen - klar erkennbar:

Abb. 2 - Quelle: Atmospheric Soundings


Ein paar berechnete Werte aus dem Sondenaufstieg belegen den explosiven Cocktail in der Atmosphäre:

  • Lifted Index (LI) um - 4° (= mässig labile Luftmasse)
  • CAPE von > 1200 J/kg (= feuchtwarm in Bodennähe)
  • CINH von 54 J/kg (= leicht gedeckelt, d.h. gehemmte Konvektion)

In dieser gewitterträchtigen Luft entwickelten sich um die Mittagszeit im französischen Hochjura orographisch unterstützt die ersten Gewitter des Tages. Die einzelnen Zellen bildeten rasch eine Kette, welche rund zwei Stunden lang aktiv und quasistationär blieb. Gegen 14 Uhr MESZ begann das System als Ganzes zu schwächeln, während sich das Gewitter an dessen Nordende plötzlich verstärkte und in Gang setzte. Nachdem es gleich zu Beginn weg über dem französischen Pontarlier Hagelsteine mit einem Durchmesser von 5 cm ablud, zog es mit beinahe 90° Abweichung zur Höhenströmung Richtung Neuenburg (NE) weiter. Dieses nach rechts Ausscheren ist zusammen mit dem beobachteten Hagel ein starkes Indiz dafür, dass sich die Zelle zu diesem Zeitpunkt um ihre eigene Achse drehte und somit superzellular war.

Auf der Blitzkarte (Abb. 3) wie auch auf der Niederschlagskarte (Abb. 4) ist das Ausscheren deutlich zu erkennen:

Abb. 3 - Quelle: Lightningmaps.org


Abb. 4 - Quelle: MeteoSuisse


Vermutlich aufgrund unauffälliger Geschwindigkeitsscherung in den Vorhersagekarten (~ 20 Knoten auf 500 hpa, ~ 10 Knoten auf 300 hpa), war das Augenmerk unter (Hobby-)Meteorologen an jenem Tag primär nicht auf rotierende Gewitterzellen gerichtet und so überraschte die Entwicklung der Superzelle im Hochjura wohl manch einen. Schaut man im Nachhinein betrachtet aber etwas genauer hin, hält sich die Verwunderung in Grenzen, ja sie verschwindet sogar.

Die Mittags-Sondierung von Payerne liefert einmal mehr wichtige Erkenntnisse.

In der Tat war die Geschwindigkeitsscherung an jenem Sonntag alles andere als geeignet für Superzellen. Die Richtungsscherung in den bodennahen Schichten hingegen war bemerkenswert. Auf 950 hpa beginnend drehte der Wind von Nord, über Nordost und Ost, weiter auf Südost und schliesslich auf 700 hpa auf Süd. Dieses sogenannte "Veering" (rechtsdrehender Wind) von beinahe 180° ist nebst dem Effekt der Warmluftadvektion auch eine wichtige Voraussetzung für starke, sich drehende Aufwinde. Interessanterweise sagten die Wettermodelle für die untersten 2 km (bis ca. 800 hpa) keine Richtungsscherung voraus. Es wurde durchgehend mit Nordnordost-Wind gerechnet.

Abgesehen von der Richtungsänderung ist auch die Stärke des Windes von entscheidender Bedeutung. Aus der Theorie wissen wir, dass Superzellen am ehesten dann einen Tornado produzieren, wenn ein starker Low Level Jet (LLJ) weht. Je tiefer dessen Position ist, also je näher zum Boden, umso besser. In der Schweiz hat er sein Maximum in der Regel auf 700 hpa. Der von den Wettermodellen prognostizierte LLJ sollte lediglich mit 10 Knoten wehen. Der in Payerne gestartete Wetterballon flog jedoch bereits auf einer Höhe von 950 hpa in ein Windmaximum von um die 15 Knoten oder mehr.

Es ist kein Geheimnis, dass die hügelige Landschaft der Jurakette einen entscheidenden Einfluss auf die Windströmungen in Bodennähe (0 - 1 km) hat und der sogenannte Low Level Jet beim Umströmen bzw. Überströmen der Hügel lokal Scherungen verstärken oder abschwächen kann. Die für die Wirbelhaftigkeit im Inflowbereich stehende Storm Relative Helicity (SRH) zeigte in der Sondierung von Payerne zwar einen relativ tiefen, unauffälligen Wert (max. 3 km SRH von ungefähr 95 m2/s2). Aber wir können davon ausgehen, dass die Helizität aufgrund der angesprochenen Umstände im "Vallée de la Sagne" lokal erhöht gewesen sein dürfte.

Der Jura hat aber nicht nur den Effekt der Windmodifikation, sondern auch den Vorteil einer tiefliegenden Wolkenbasis. Die Wolkenuntergrenze im Vallée de la Sagne dürfte daher tiefer gelegen haben als die in der Sondierung ermittelte Höhe von ca. 1600 m.


Abb. 5 - © Sturmarchiv Schweiz / Meteoschweiz

Die Bedingungen für die Entwicklung von Superzellen und Tornados waren also günstig. Die in solchen Fällen oft zu Rate gezogenen Superzellenparameter schlugen aufgrund der gemessenen Werte denn auch alle an:

  • Supercell Composite Parameter (SCP) von 3.4 (= Superzellen möglich bis wahrscheinlich)
  • Experimental Supercell Index for Switzerland (SIS) von 2.85 (= Superzellen sehr wahrscheinlich)
  • Bulk Richardson Number (BRN) zwischen 35 und 40 (= Bedingungen günstig für Superzellen)

Abb. 6 - © Bernhard Oker


Legen wir nun den Fokus auf die Zeitspanne zwischen 15.30 Uhr und 16.00 Uhr MESZ. Nachfolgende Radarbilder wurden zum ungefähren Zeitpunkt des Tornados aufgezeichnet (die Stelle des Touchdowns ist mittels Stern respektive Kreis markiert).

15.40 Uhr MESZ, vermutlich Sekunden vor dem Touchdown:

Abb. 7 - © Donnerradar Archiv


Ein Zoom-Bild zur gleichen Zeit:

Abb. 8 - © Zoomradar / Meteoradar


15.45 Uhr MESZ, der Tornado löst sich bereits wieder auf oder hat sich bereits aufgelöst:

Abb. 9 - © Donnerradar Archiv


Auf dem letzten Radarbild ist zu erkennen, dass die für den Tornado verantwortliche Superzelle an ihrem Südostrand eine scharf abgegrenzte Niederschlagssignatur in Form einer Sichel (sog. Inflow Notch) aufweist.

Nachfolgend ein gezoomter Ausschnitt:

Abb. 10 - © Donnerradar Archiv


Noch deutlicher ist dieser Inflow Notch bzw. das zugehörige Hakenecho auf den Radarbildern von Kachelmannwetter.com ersichtlich (Zeitpunkt: 15.45 Uhr MESZ, Stern markiert den zeitgleichen Tornado-Touchdown):

Abb. 11 - © Kachelmannwetter.com


Niederschlagsbild mit überlagerten Blitzeinschlägen und eingezeichnetem Haken:

Abb. 12 - © Kachelmannwetter.com


Dies deutet auf eine vorhandene Low Level Rotation unter Einbezug des sogenannten Rear Flank Downdrafts (RFD) hin. Eine solche ist für die Entwicklung eines Tornados von grosser Bedeutung. Folgende Grafik veranschaulicht die Position des RFD, welche durch den Niederschlag im Hintergrund sichtbar wird. Dieser im Radarbild als Haken sichtbare Abwind reisst die Low Level Rotation unterhalb der Mesozyklone auf Bodennähe hinunter und initiiert damit die Geburt des Tornadovortexes.

Abb. 13 - © Sturmarchiv Schweiz (Videostandbild © Youtube User "Perce-Neige SPS")


Hier zum direkten Vergleich nochmal das zugrunde liegende Standbild aus dem Video:

© Youtube User "Perce-Neige SPS"


Eine Webcam in Ponts-de-Martel (NE) war genau auf den interessanten Talabschnitt ausgerichtet. Leider wurden die Bilder aufgrund der Lichtverhältnisse just zum Zeitpunkt des Tornados überbelichtet. Dennoch möchten wir euch eine Animation der Bilder nicht vorenthalten, weil sie die Wolkendynamik kurz vor der Tornadogenese zeigen:

Klicken Sie auf diesen Link oder auf das Bild um zur Animation zu gelangen


Zum Abschluss der Analyse noch die Radarbildanimation jenes Tages, welche anschaulich die Geburt und das Pulsieren der ersten Gewitterzellen, die Bildung der Superzelle, beziehungsweise das nach rechts Ausscheren derselbigen dokumentiert. Die Sequenz dauert über den gesamten Tag, wobei der zum Teil chaotische, aber hochinteressante Verlauf der Gewitter nachvollzogen werden kann (Starten der Animation durch Klick auf das Vorschaubild):

Abb. 15 - Quelle: Donnerradar 3D


Berichterstattung in den Medien

Folgende Medienirrtümer möchten wir aufklären:

  • Im Artikel von 20min.ch steht geschrieben, der Tornado hätte in oder bei Neuenburg gewirbelt. Dies ist natürlich falsch. Brot-Plamboz ist 15 km von Neuenburg entfernt.
  • In einem Artikel von Arcinfo.ch ist von mehreren Tornados die Rede. Als Grund dafür wird ein Leserreporter zitiert, wonach die Uhrzeiten von verschiedenen Sichtungen nicht übereinstimmen würden. Diese Information konnte nicht verifiziert werden. Die im Artikel erwähnte Uhrzeit von 17.42 Uhr MESZ ist höchstwahrscheinlich auf eine Verwechslung von UTC und MESZ zurückzuführen. Die richtige Uhrzeit lautet 15.42 Uhr MESZ (bzw. 13.42 Uhr UTC).
  • "Mini-Tornados" gibt es nicht. Ein Tornado hier in der Schweiz ist aus demselben Holz geschnitzt wie ein Tornado in den USA! Auch sind Tornados hierzulande nicht generell schwächer. "Mini-Tornados" sind eine Erfindung der Medien.
  • Im selben Artikel wird der Augenzeuge zitiert, dass es keine Schäden gegeben hätte. Dies ist eindeutig falsch.
  • In der Beschreibung des einen Youtube-Videos steht, dass das Video am Sonntag, 9. Juni gegen 17.40 Uhr MESZ aufgenommen worden sei. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Fehlinformation. Erstens ist das Datum offensichtlich falsch und zweitens bezieht sich die Angabe der Uhrzeit auf den oben erwähnten Artikel auf Arcinfo.ch, in welchem die Uhrzeiten durcheinander gebracht wurden.

Diskussion im Schweizer Sturmforum

Aufruf / Appel à témoin

Aufruf
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Appel à témoin
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