18840710 01 Gust Genf GE: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ereignis==
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'''''In Süddeutschland und in der Schweiz wurde wieder eine grosse Anzahl
von Gewitterausbrüchen constatirt, uud speciell unser Land wurde iu seiner ganzen Ausdehnung von einem zusammenhängenden
Zuge überschritten, der einen ganz ähnlichen Charakter zeigte, wie derjenige des Vortages. Wieder nahm
derselbe seinen Anfang (in der Schweiz) im untern Rhonethal, am Genfersee und am obern Lauf der Saane und durchzog
die Schweiz nordostwärts bis zum Bodensee, wo er Abends um 6 h anlangte, aber ohne so tief in die Alpen eingedrungen
zu sein, wie der Zug am Vortage, mit einer mittlem Geschwindigkeit von nahezu 50 Km. per Stunde. Wieder wurde
der begleitend.e Wind meistenorts zum schädigenden Sturm, der Bäume knickte und entwurzelte u. s. w. Worin die
Gewittererscheiuungen aber von den gestrigen abwichen, das waren die Niederschlagsverhältnisse, indem nämlich viel
bedeutendere Regenmengen und auch häufiger Hagel fiel. Mehr als V* aller messenden Stationen hatten über 20m m
Niederschlag,' über 30m m die folgenden: Valsainte 31, Niederwyl 33, Balsthal 45, Schüpfheim 41, Entlebuch 54,
Eigenthal 45, Grüth-Wetzikon 34, Wald 40, Rheinau 4 1 m m . Dass diese in kurzer Zeit gefallenen Wassermassen manchenorts
durch üebevschwemmungen Schaden verursachten, ist nicht überraschend. Hagel fiel grösstenteils in der Nähe
der Voralpen, zuerst im obersten Theil des Entlebuch über die Gemeinde Marbach von 2l/2h an offenbar in Verbindung
mit einem localen Gewitterzug, dessen erste Donnerschläge schon um l h vernommen wurden und der demnach dem
allgemeinen Zug voranging. Das hier betroffene Gebiet hatte eine Länge von 7 und eine Breite von 3 Km. ; die
Körner von ] / 2 — l 7 2 c m Durchmesser deckten den Boden 25—35cm hoch. Der Beobachter schreibt:
' „Die Hagelkörner waren nicht mehr rund, sondern glichen baunmussgrossen, eckigen Eisklötzen von verschiedenen Gestalten.
— Bei Gsteig und Herberig wüthete der (Wind-) Kampf circa 10 Minuten lang derart, dass eine Menge Bäume entwurzelt wurden.
In Ober-Schärlig, Rüti, wurde '/s eines Kornackers vollständig vernichtet, Va blieben ganz verschont; Schachenhus gar kein Schaden,
nebenan in Rossfähren Alles vernichtet; hier wurde der Acker mit Erde gedeckt und man konnte nicht mehr erkennen, was für Körnerfrucht
daselbst gestanden hatte. Der Schaden des Hagelschlags wurde durch den furchtbaren Regen vergrössert; alle Bäche von Vierstocken
bis Ebnetbach traten aus; grosse Erdrutschungen entstunden und im Ebimoos wurde die Landstrasse eine Strecke weit weggerissen."
Schon westwärts von dieser Gegend wurde aus Eggwyl und Oberlangenegg im Canton Bern, wie auch aus
Vennes im nördlichen Theil desselben, Hagelschaden constatirt. ' Anderseits, in der Fortsetzung des Zuges, fiel Hagel in
Schüpfheim, wo er aber nur noch Erbsengrösse hatte und keinen Schaden verursachte. Auch in Meuzingen im Ct. Zug,
wo der Hagel wieder einsetzte, in Richtersweil, Wädensweil und Stäfa, wo der Zürichsee übersetzt wurde, und in
Grüningen jenseits der Förch war er ebenfalls nahezu schadlos; wohl aber wurden am vorletztgenannten Orte Bäume
durch den Sturm geknickt oder entwurzelt.'''''<br/><br/>


Charakteristische Gewitterzüge am 10. Juli 1884<br/>   
Charakteristische Gewitterzüge am 10. Juli 1884<br/>   

Version vom 28. Januar 2019, 09:08 Uhr

Quick Facts

Type of Event Wet Microburst
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Genf (GE)
Time / Duration 19.00 - 20.00 local time
Date 10.07.1884
Magnitude / Dimension local wind gusts of >100 km/h
Damage trees downed
Fatalities -
Injuries -
Report Source historical report
Remarks -


Ereignis

In Süddeutschland und in der Schweiz wurde wieder eine grosse Anzahl von Gewitterausbrüchen constatirt, uud speciell unser Land wurde iu seiner ganzen Ausdehnung von einem zusammenhängenden Zuge überschritten, der einen ganz ähnlichen Charakter zeigte, wie derjenige des Vortages. Wieder nahm derselbe seinen Anfang (in der Schweiz) im untern Rhonethal, am Genfersee und am obern Lauf der Saane und durchzog die Schweiz nordostwärts bis zum Bodensee, wo er Abends um 6 h anlangte, aber ohne so tief in die Alpen eingedrungen zu sein, wie der Zug am Vortage, mit einer mittlem Geschwindigkeit von nahezu 50 Km. per Stunde. Wieder wurde der begleitend.e Wind meistenorts zum schädigenden Sturm, der Bäume knickte und entwurzelte u. s. w. Worin die Gewittererscheiuungen aber von den gestrigen abwichen, das waren die Niederschlagsverhältnisse, indem nämlich viel bedeutendere Regenmengen und auch häufiger Hagel fiel. Mehr als V* aller messenden Stationen hatten über 20m m Niederschlag,' über 30m m die folgenden: Valsainte 31, Niederwyl 33, Balsthal 45, Schüpfheim 41, Entlebuch 54, Eigenthal 45, Grüth-Wetzikon 34, Wald 40, Rheinau 4 1 m m . Dass diese in kurzer Zeit gefallenen Wassermassen manchenorts durch üebevschwemmungen Schaden verursachten, ist nicht überraschend. Hagel fiel grösstenteils in der Nähe der Voralpen, zuerst im obersten Theil des Entlebuch über die Gemeinde Marbach von 2l/2h an offenbar in Verbindung mit einem localen Gewitterzug, dessen erste Donnerschläge schon um l h vernommen wurden und der demnach dem allgemeinen Zug voranging. Das hier betroffene Gebiet hatte eine Länge von 7 und eine Breite von 3 Km. ; die Körner von ] / 2 — l 7 2 c m Durchmesser deckten den Boden 25—35cm hoch. Der Beobachter schreibt: ' „Die Hagelkörner waren nicht mehr rund, sondern glichen baunmussgrossen, eckigen Eisklötzen von verschiedenen Gestalten. — Bei Gsteig und Herberig wüthete der (Wind-) Kampf circa 10 Minuten lang derart, dass eine Menge Bäume entwurzelt wurden. In Ober-Schärlig, Rüti, wurde '/s eines Kornackers vollständig vernichtet, Va blieben ganz verschont; Schachenhus gar kein Schaden, nebenan in Rossfähren Alles vernichtet; hier wurde der Acker mit Erde gedeckt und man konnte nicht mehr erkennen, was für Körnerfrucht daselbst gestanden hatte. Der Schaden des Hagelschlags wurde durch den furchtbaren Regen vergrössert; alle Bäche von Vierstocken bis Ebnetbach traten aus; grosse Erdrutschungen entstunden und im Ebimoos wurde die Landstrasse eine Strecke weit weggerissen." Schon westwärts von dieser Gegend wurde aus Eggwyl und Oberlangenegg im Canton Bern, wie auch aus Vennes im nördlichen Theil desselben, Hagelschaden constatirt. ' Anderseits, in der Fortsetzung des Zuges, fiel Hagel in Schüpfheim, wo er aber nur noch Erbsengrösse hatte und keinen Schaden verursachte. Auch in Meuzingen im Ct. Zug, wo der Hagel wieder einsetzte, in Richtersweil, Wädensweil und Stäfa, wo der Zürichsee übersetzt wurde, und in Grüningen jenseits der Förch war er ebenfalls nahezu schadlos; wohl aber wurden am vorletztgenannten Orte Bäume durch den Sturm geknickt oder entwurzelt.

Charakteristische Gewitterzüge am 10. Juli 1884
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)
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© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

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