18970520 03 Flood Leutwil AG: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ereignis==
==Ereignis==
Gewitterzug (d) stellenweise mit gewaltigem Regen, aus den Savoyer Alpen ins Quellgebiet der Saane ziehend.<br/>
Gewitterzug (h) Vom Rafzerfeld her K ins aargauische Seethal und gegen Aare und Birs ziehend.<br/>
Zugrichtung von Südenwesten nach Nordosten. Gewitterzuglänge 40km.<br/><br/>
Zugrichtung von Nordosten nach Südwesten. Gewitterzuglänge 50km.<br/><br/>


Über den gewaltigen Wolkenbruch, welcher zwischen 15.00 und 16.00 Uhr über Aigle niederging<br/>
und in den Gärten und Weinbergen von Roche grossen Schaden anrichtete, wurde der „Neuen Zürcher-Zeitung" aus Montreux berichtet::<br/>


'''''Der Bergbach Bau froide ergoss sich infolge des Gewitters im Dorfe Roche, wo er eine starke Biegung macht, über die Ufer und überschwemmte das ganze Dorf.<br/>
Dem „Aargauer Tagblatt'' wurde unter anderm geschrieben:
'''''Ein Haus ist völlig zerstört, 5-6 andere sind derart beschädigt, dass sie frisch aufgebaut werden müssen. Gärten und Beben sind 2-3 m hoch mit Kies überführt.<br/>
'''''„Aarau. Es schienen mehrere Gewitter von N, W und NW in unserm Thalkessel aufeinander geplatzt zu sein. Ununterbrochen
'''''Ein Greis von 81 Jahren, ein Arbeiter, zwei Frauen und zwei Kinder konnten nur gerettet werden, indem man sie über die Dächer trug.<br/>
rollte der Donner, Wolkenbruch reihte sich an Wolkenbruch; an mehreren Orten war der Regen reichlich mit Hagelkörnern
'''''Mehrere Stücke Vieh kamen um. Der einige Meter hohe Dorfbrunnen ist so verschüttet, dass man nichts mehr von ihm sieht.<br/>
untermischt; in mehreren Dörfern drangen die Dorfbäche in die Häuser ein. Gärten und Aecker bildeten um 9hp förmliche Seen,
'''''Die Keller und ersten Stockwerke sind voll Wasser und Schlamm. Der Schaden wird auf mehrere hunderttausend Franken geschätzt.<br/>
Gras und Getreide sind an manchen Orten völlig auf den Boden geschlagen worden." . , . .
'''''An verschiedenen Orten musste man die Türen mit Aexten einschlagen, damit das durch die, Fenster eingedrungene Wasser ablaufen konnte.<br/>
„Densbüren, 21. Mai. Gestern abend zog ein wolkenbruchartiges Gewitter über unser Dorf. Volle drei Stunden fiel der
'''''Die Gärten und Reben sind total verwüstet: zahlreiche Landwirte sind ökonomisch ruiniert.<br/>
Regen wie mit Zübern heruntergeschüttet. Die Dorfstrasse glich einem Strom. Ueberall füllten sich die Keller und untersten Wohnräume.
'''''Eine vom Sturm demolierte Scheune hatte das Unheil noch verschlimmert, indem sie von der Brücke aufgehalten wurde und das Wasser staute.<br/>
In den Reben schadete der Regen durch Schwemmen."
'''''Eine Viertelstunde hatte genügt, um dem hübschen Dorfe ein trostloses Aussehen zu geben.'''''<br/><br/>
 
 
Ferner berichtet die „Neue Zürcher Zeitung":
'''''Aargau. Das Hochgewitter, das am Donnerstag Abend über unsern Kanton zog, hat im Seethal furchtbar gehaust. Am
meisten "betroffen war die Gegend um die Dörfer Dürrenäsch, Leutwyl, Birrwyl und ganz besonders Boniswyl. Das Gewitter kam
vom NW getrieben vom Jura her ins Mittelland hinein. Da trat ihm auf dem Bergzuge zwischen dem Wynathal und dem Seethal
ein kräftiger Föhn entgegen und brachte die dicken schwarzen Gewitterwolken zu einer sündflutartigen Entleerung. Das Unwetter
spielte sich abends zwischen 8 und 10 Uhr ab. Eine Zeit lang war es ein fortwährendes Flammen des Himmels, vom Zickzack des
Blitzes durchzuckt, ein ununterbrochenes Krachen und Dröhnen des Donners etc."
 
 
Einer Broschüre betitelt „Der Wolkenbruch bei Leutwyl, Boniswyl und. Birrwyl am Hallwyler-See in der
Nacht vom 20./21. Mai 1897" entnehmen wir noch folgende Stellen:br/>
 
'''''„In grossen Tropfen begann der Regen zu fallen, untermischt mit Hagelkörnern. Der heftige Biswind trieb das Gewitter
nach dem obern Sattel, während der Föhn es von der entgegengesetzten Seite zurückdrängte, so dass die schweren Wolkenmassen
im Egg, oberhalb Leutwyl, sich sammelten und gegen 8 Uhr das Unwetter losbrach. Bis gegen 9 Uhr folgten Blitz auf Blitz und
das Wasser stürzte in Strömen nieder. Um 9'/, Uhr erhob sich der Sturm, sowie die elektrischen Entladungen von neuem mit ungeheurer
Heftigkeit. Gegen y 2 l l Uhr endlich war die Stärke des Unwetters gebrochen, aber das Poltern und Donnern der mit dem
Wasser des Boniswyler Baches (sonst ein zahmes Bächlein) forttreibenden Steine dauerte noch an. In einem Hause zu Leutwyl
füllten plötzlich die Wasser Stube, Gang und Küche, so dass sich die Bewohner ins obere Stockwerk flüchten mussten. Aecker,
Wiesen und Gärten waren mit gewaltigen Steinen bedeckt; Schutt, Geröll, JBäume, Balken, Laden lagen kreuz und quer längs des
Weges, den das Wasser genommen. Prachtvolle, grosse Kirschbäume, Buchen, Pappeln, Eschen und andere Bäume mussten fallen,
oder sie wurden derart beschädigt, dass an ein Weitergedeihen nicht mehr zu denken ist. An Hunderten von Bäumen wurde von
den anprallenden Steinen die Rinde bis 1 m hoch über dem Boden abgelöst. Boniswyl litt mehr Schaden durch die Masse von abgelagerten
Steinen. Meterhoch lagen auf wohl 20 m Breite dieselben aufgetürmt links und rechts von dem sich zwischen hindurch einen
Weg bahnenden Wildbach. Zur Erklärung der Auswaschung des Baches unterhalb Leutwyl wird folgendes angeführt: Im Egg, einem
•kleinen Plateau oben auf dem Berge, waren die grössten Wassermassen niedergegangen, und da das ganze Terrain hier nur aus Kies
zu bestehen scheint, zum grossen Teil schnell in den Boden gedrungen, um dann am Bergabhang, ein wenig weiter unten, wieder
•zu Tage zu treten, Sand und gröbern Kies mit sich reissend. Der kolossale Wasserdruck, welcher nachfolgte, beförderte bald auch
grosse" Steine heraus und es folgten zentnerschwere, im Kiese eingebettete Felsstücke. Nachdem nun einmal eine Höhle entstanden,
.stürzte der Oberteil ein, das Wasser in seinem Lauf auf kurze Zeit hemmend, bis es in rasendem Lauf, alles im Wege liegende mit
sich reissend hinunterstürzte."'''''<br/><br/>


Charakteristische Gewitterzüge am 20. Mai 1897<br/>   
Charakteristische Gewitterzüge am 20. Mai 1897<br/>   
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)<br/>   
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)<br/>   
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© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich
© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich



Version vom 11. Oktober 2018, 07:47 Uhr

Quick Facts

Type of Event Flash Flood
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Leutwil (AG)
Time / Duration 15:00-16:00 local time
Date 20.05.1897
Magnitude / Dimension >70mm of rain in 1 hour
Damage Flooded streets and maedows
Fatalities -
Injuries -
Report Source Historical reports
Remarks -


Ereignis

Gewitterzug (h) Vom Rafzerfeld her K ins aargauische Seethal und gegen Aare und Birs ziehend.
Zugrichtung von Nordosten nach Südwesten. Gewitterzuglänge 50km.


Dem „Aargauer Tagblatt wurde unter anderm geschrieben: „Aarau. Es schienen mehrere Gewitter von N, W und NW in unserm Thalkessel aufeinander geplatzt zu sein. Ununterbrochen rollte der Donner, Wolkenbruch reihte sich an Wolkenbruch; an mehreren Orten war der Regen reichlich mit Hagelkörnern untermischt; in mehreren Dörfern drangen die Dorfbäche in die Häuser ein. Gärten und Aecker bildeten um 9hp förmliche Seen, Gras und Getreide sind an manchen Orten völlig auf den Boden geschlagen worden." . , . . „Densbüren, 21. Mai. Gestern abend zog ein wolkenbruchartiges Gewitter über unser Dorf. Volle drei Stunden fiel der Regen wie mit Zübern heruntergeschüttet. Die Dorfstrasse glich einem Strom. Ueberall füllten sich die Keller und untersten Wohnräume. In den Reben schadete der Regen durch Schwemmen."


Ferner berichtet die „Neue Zürcher Zeitung": Aargau. Das Hochgewitter, das am Donnerstag Abend über unsern Kanton zog, hat im Seethal furchtbar gehaust. Am meisten "betroffen war die Gegend um die Dörfer Dürrenäsch, Leutwyl, Birrwyl und ganz besonders Boniswyl. Das Gewitter kam vom NW getrieben vom Jura her ins Mittelland hinein. Da trat ihm auf dem Bergzuge zwischen dem Wynathal und dem Seethal ein kräftiger Föhn entgegen und brachte die dicken schwarzen Gewitterwolken zu einer sündflutartigen Entleerung. Das Unwetter spielte sich abends zwischen 8 und 10 Uhr ab. Eine Zeit lang war es ein fortwährendes Flammen des Himmels, vom Zickzack des Blitzes durchzuckt, ein ununterbrochenes Krachen und Dröhnen des Donners etc."


Einer Broschüre betitelt „Der Wolkenbruch bei Leutwyl, Boniswyl und. Birrwyl am Hallwyler-See in der Nacht vom 20./21. Mai 1897" entnehmen wir noch folgende Stellen:br/>

„In grossen Tropfen begann der Regen zu fallen, untermischt mit Hagelkörnern. Der heftige Biswind trieb das Gewitter nach dem obern Sattel, während der Föhn es von der entgegengesetzten Seite zurückdrängte, so dass die schweren Wolkenmassen im Egg, oberhalb Leutwyl, sich sammelten und gegen 8 Uhr das Unwetter losbrach. Bis gegen 9 Uhr folgten Blitz auf Blitz und das Wasser stürzte in Strömen nieder. Um 9'/, Uhr erhob sich der Sturm, sowie die elektrischen Entladungen von neuem mit ungeheurer Heftigkeit. Gegen y 2 l l Uhr endlich war die Stärke des Unwetters gebrochen, aber das Poltern und Donnern der mit dem Wasser des Boniswyler Baches (sonst ein zahmes Bächlein) forttreibenden Steine dauerte noch an. In einem Hause zu Leutwyl füllten plötzlich die Wasser Stube, Gang und Küche, so dass sich die Bewohner ins obere Stockwerk flüchten mussten. Aecker, Wiesen und Gärten waren mit gewaltigen Steinen bedeckt; Schutt, Geröll, JBäume, Balken, Laden lagen kreuz und quer längs des Weges, den das Wasser genommen. Prachtvolle, grosse Kirschbäume, Buchen, Pappeln, Eschen und andere Bäume mussten fallen, oder sie wurden derart beschädigt, dass an ein Weitergedeihen nicht mehr zu denken ist. An Hunderten von Bäumen wurde von den anprallenden Steinen die Rinde bis 1 m hoch über dem Boden abgelöst. Boniswyl litt mehr Schaden durch die Masse von abgelagerten Steinen. Meterhoch lagen auf wohl 20 m Breite dieselben aufgetürmt links und rechts von dem sich zwischen hindurch einen Weg bahnenden Wildbach. Zur Erklärung der Auswaschung des Baches unterhalb Leutwyl wird folgendes angeführt: Im Egg, einem •kleinen Plateau oben auf dem Berge, waren die grössten Wassermassen niedergegangen, und da das ganze Terrain hier nur aus Kies zu bestehen scheint, zum grossen Teil schnell in den Boden gedrungen, um dann am Bergabhang, ein wenig weiter unten, wieder •zu Tage zu treten, Sand und gröbern Kies mit sich reissend. Der kolossale Wasserdruck, welcher nachfolgte, beförderte bald auch grosse" Steine heraus und es folgten zentnerschwere, im Kiese eingebettete Felsstücke. Nachdem nun einmal eine Höhle entstanden, .stürzte der Oberteil ein, das Wasser in seinem Lauf auf kurze Zeit hemmend, bis es in rasendem Lauf, alles im Wege liegende mit sich reissend hinunterstürzte."

Charakteristische Gewitterzüge am 20. Mai 1897
(Grössere zusammenhängende Hagelstriche sind durch Schraffierung markiert)
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© MeteoSchweiz, Lith. Joh. Frey, Zürich

Messwerte (Regenmengen)

-

Betroffene Gewässer

-

Medienlinks

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