20110707 01 Gustnado Zürichsee: Unterschied zwischen den Versionen

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== Quick Facts ==
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Am 7. Juli 2011 bildete sich am frühen Nachmittag über den Savoyer und Waadtländer Alpen eine kräftige Gewitterzelle, welche sich in der Folge rasch verstärkte und dem Alpenrand entlang ostwärts zog. Bald zeigte sich, dass es sich hierbei um eine Superzelle handeln musste, denn zweimal fand ein sogenannter Zellsplit statt (wobei jeweils der Rightmover überlebte): Einmal bei Bern und ein zweites Mal am Napf. Nach dem zweiten Split erfolgte ein weiterer Intensivierungsschub. Die rechtsziehende Superzelle produzierte bald darauf sintflutartige Regenfälle, Orkan, grossen Hagel und Blitze im Sekundentakt. Von Emmen (LU) zog sie ins Zugerland, durchs Aegerital, über den mittleren und oberen Zürichsee und schliesslich unter Abschwächung weiter über den Alpstein.<br/>
Am 7. Juli 2011 bildete sich am frühen Nachmittag über den Savoyer und Waadtländer Alpen eine kräftige Gewitterzelle, welche sich in der Folge rasch verstärkte und dem Alpenrand entlang ostwärts zog. Bald zeigte sich, dass es sich hierbei um eine Superzelle handeln musste, denn zweimal fand ein sogenannter Zellsplit statt (wobei jeweils der Rightmover überlebte): Einmal bei Bern und ein zweites Mal am Napf. Nach dem zweiten Split erfolgte ein weiterer Intensivierungsschub. Die rechtsziehende Superzelle produzierte bald darauf sintflutartige Regenfälle, Orkan, grossen Hagel und Blitze im Sekundentakt. Von Emmen (LU) zog sie ins Zugerland, durchs Aegerital, über den mittleren und oberen Zürichsee und schliesslich unter Abschwächung weiter über den Alpstein.<br/>


Als die Zelle den südlichen Bereich des Zürichsees überquerte, identifizierten mehrere Personen ein stark rotierender Bereich im Südostquadranten des Niederschlagbereichs, welcher sich gar bis auf die Wasseroberfläche durchzusetzen und dort Flugwasser zu produzieren vermag. Aufgrund der Beschreibungen und Fotos kann hierbei von einem Gustnado (Böenfrontwirbel) ausgegangen werden.<br/>
Als die Zelle den südlichen Bereich des Zürichsees überquerte, identifizierten mehrere Personen ein stark rotierender Bereich im Südostquadranten des Niederschlagbereichs, welcher sich gar bis auf die Wasseroberfläche durchzusetzen und dort Flugwasser zu produzieren vermag. Aufgrund der Beschreibungen und Fotos kann hierbei von einem Gustnado (Böenfrontwirbel) ausgegangen werden.<br/><br/>
 


==Erste Meldung von Martin Steinegger aus Männedorf (ZH)==
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Zu den folgenden Bildern der Kommentar von Martin Steinegger:<br/>
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''"In der Folge verdichtete sich der Wolkenknäuel an der linken Seite zusehends.<br/>
''"In der Folge verdichtete sich der Wolkenknäuel an der linken Seite zusehends.''<br/>
Auf den Bildern wirkt das leider etwas lahm, aber dieser Bereich war in ständiger Rotation und zwar mit extremer Geschwindigkeit.<br/>Wolkenfetzen drehten in alle Himmelsrichtungen und bewegten sich teils nur wenige Meter über der Wasseroberfläche des Sees.<br/>Logischerweise  war diese Rotationsphase besonders ausgeprägt, als dieser Baum mir die Sicht versperrte"''<br/>
''Auf den Bildern wirkt das leider etwas lahm, aber dieser Bereich war in ständiger Rotation und zwar mit extremer Geschwindigkeit.''<br/>
''Wolkenfetzen drehten in alle Himmelsrichtungen und bewegten sich teils nur wenige Meter über der Wasseroberfläche des Sees.''<br/>
''Logischerweise  war diese Rotationsphase besonders ausgeprägt, als dieser Baum mir die Sicht versperrte"''<br/>


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Martin Steinegger:<br/>
Martin Steinegger:<br/>
''"Der schwarze Pfeil markiert den Bereich, wo die Rotationsbewegungen mit treibenden Wolkenfetzen bis hinunter an die Wasseroberfläche zu erkennen waren. Danach verschwand dieser Bereich aus meinem Blickfeld."''<br/>
''"Der schwarze Pfeil markiert den Bereich, wo die Rotationsbewegungen mit treibenden Wolkenfetzen bis hinunter an die Wasseroberfläche zu erkennen waren.''<br/>
''Danach verschwand dieser Bereich aus meinem Blickfeld."''<br/>


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Kurz vor 17 Uhr erreichte die Böenfront der Superzelle schliesslich den Seedamm und die Stadt Rapperswil (SG). Dort - insbesondere am Hafen, in der Altstadt und auf dem östlichen Teil des Seedams - richtete der Sturm enorme Schäden an. Aufgrund dieser Schäden müssen punktuell wohl Windböen in Orkanstärke (> 120km/h) gewütet haben. Dass dabei der zuvor über dem See beobachtete Gustnado mit eine Rolle gespielt haben könnte, ist zur Stunde lediglich eine Vermutung.<br/><br/><br/><br/><br/>
Kurz vor 17 Uhr erreichte die Böenfront der Superzelle schliesslich den Seedamm und die Stadt Rapperswil (SG).<br/>
Dort - insbesondere am Hafen, in der Altstadt und auf dem östlichen Teil des Seedams - richtete der Sturm enorme Schäden an.<br/>
Aufgrund dieser Schäden müssen punktuell wohl Windböen in Orkanstärke (> 120km/h) gewütet haben.<br/>
Dass dabei der zuvor über dem See beobachtete Gustnado mit eine Rolle gespielt haben könnte, ist zur Stunde lediglich eine Vermutung.
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==Radarbilder==
==Radarbilder==
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Die folgende Aufnahme wurde etwa zur gleichen Zeit vom Zürcher Oberland aus gemacht:<br/>
Die folgende Aufnahme wurde etwa zur gleichen Zeit vom Zürcher Oberland aus gemacht:<br/>
© Walter müller<br/>
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==Weitere Informationen zur Superzelle==
==Weitere Informationen zur Superzelle==
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Diskussion im Sturmforum:<br/>
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[http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?f=2&t=7665&start=20#p137214 NOW: Gewitter am 07.07.2011]<br/><br/>
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Informativer Bericht von Meteoschweiz:<br/>
Informativer Bericht von Meteoschweiz:<br/>
[http://www.slf.ch/schneeinfo/wochenbericht/2010-11/0701/Schwere_Gewitter_mit_Hagel.pdf Schwere Gewitter mit Hagel, Sturmböen und Starkniederschlag, Marco Stoll] 08.07.2011<br/>
[http://www.slf.ch/schneeinfo/wochenbericht/2010-11/0701/Schwere_Gewitter_mit_Hagel.pdf Schwere Gewitter mit Hagel, Sturmböen und Starkniederschlag, Marco Stoll] 08.07.2011<br/>
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Medienlinks:<br/>


Medienlinks:<br/>
* [http://www.solothurnerzeitung.ch/schweiz/hagelsturm-fordert-zwei-tote-bei-roche-firmenfest-110458236 Hagelsturm fordert zwei Tote bei Roche-Firmenfest] Solothurner Zeitung, 08.07.2011<br/>
http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/07/07/Vermischtes/Zwei-Tote-nach-Unwetter-in-der-Schweiz<br/>
* [http://www.uch.ch/pfaeffikon/pf_ufnau/pages/pf_u430.htm Ein Hagelsturm über der Ufnau] 7. Juli 2011<br/>
http://meteo.sf.tv/sfmeteo/wwn.php?id=201107071816<br/>
* [http://www.blick.ch/news/schweiz/hagelsturm-in-zug-zwei-tote-bei-roche-firmenfest-id79611.html Zwei Tote bei Roche-Firmenfest] Blick, 07.07.2011<br/>
http://www.20min.ch/news/zentralschweiz/story/Von-Baum-begraben---Opfer-identifiziert-19116725<br/>
 
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Ein-eisiger-Sommer-18127471<br/>
<br/><br/><br/><br/>
http://www.20min.ch/diashow/diashow.tmpl?showid=38461<br/>
http://www.20min.ch/news/zuerich/story/-Ich-dachte--das-ueberlebe-ich-nicht--24406910<br/>
http://www.20min.ch/news/zuerich/story/19200430<br/>
http://www.schweizerbauer.ch/htmls/artikel_25350.html<br/>
http://www.blick.ch/news/schweiz/gewitterchaos-in-der-schweiz-176279<br/>
http://www.solothurnerzeitung.ch/schweiz/hagelsturm-fordert-zwei-tote-bei-roche-firmenfest-110458236<br/>


==Interna==
==Interna==
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Aktuelle Version vom 19. April 2017, 20:50 Uhr

Quick Facts

Type of Event Gustnado
Verification State QC1
ESWD Not reported
Location Rapperswil (SG), Jona (SG)
Time / Duration 14.45 - 15.15 UTC
Date 07.07.2011
Magnitude / Dimension wind gusts of 120 - 140 km/h
Damage trees downed,
Fatalities -
Injuries -
Report Source Data from weather stations, reports in a weather forum, photos
Remarks -


Ereignis

Am 7. Juli 2011 bildete sich am frühen Nachmittag über den Savoyer und Waadtländer Alpen eine kräftige Gewitterzelle, welche sich in der Folge rasch verstärkte und dem Alpenrand entlang ostwärts zog. Bald zeigte sich, dass es sich hierbei um eine Superzelle handeln musste, denn zweimal fand ein sogenannter Zellsplit statt (wobei jeweils der Rightmover überlebte): Einmal bei Bern und ein zweites Mal am Napf. Nach dem zweiten Split erfolgte ein weiterer Intensivierungsschub. Die rechtsziehende Superzelle produzierte bald darauf sintflutartige Regenfälle, Orkan, grossen Hagel und Blitze im Sekundentakt. Von Emmen (LU) zog sie ins Zugerland, durchs Aegerital, über den mittleren und oberen Zürichsee und schliesslich unter Abschwächung weiter über den Alpstein.

Als die Zelle den südlichen Bereich des Zürichsees überquerte, identifizierten mehrere Personen ein stark rotierender Bereich im Südostquadranten des Niederschlagbereichs, welcher sich gar bis auf die Wasseroberfläche durchzusetzen und dort Flugwasser zu produzieren vermag. Aufgrund der Beschreibungen und Fotos kann hierbei von einem Gustnado (Böenfrontwirbel) ausgegangen werden.

Erste Meldung von Martin Steinegger aus Männedorf (ZH)

"Die Zelle über dem Zürichsee hat vor Stäfa eine klar erkennbare Wasserhose produziert!!! Deutliche Rotation im südöstlichen Quadranten. Habe mindestens 100 Bilder gemacht. Werte das Material jetzt aus. Voll aus dem Häuschen."

Zweite Meldung von Martin Steinegger

"Der Schlauch war nur kurzzeitig zu sehen und er war häufig "rain wrapped", also stark vom Regen umhüllt oder verdeckt. Ich und zwei weitere Augenzeugen können den kurzen Touch-Down und vor allem die extreme Rotation im Bereich der auf den Bildern zu sehenden Wolkenformation aber bestätigen. Leider nützt das aber nichts. Sollten keine weiteren Bilder auftauchen müssen wir das Teil als Tornadoverdacht abbuchen. Schade."


Bilderserie

Wie folgt eine Serie von Bildern, welche das Spektakel zeigen.

Die sechs nachfolgenden Bilder wurden zwischen 16.30 Uhr und 16.45 Uhr (MESZ) von Stäfa (ZH) aus gemacht und zeigen die von Westen hereinbrechende Böenfront, als sie gerade den Zürichsee überquert.

(c) Martin Steinegger
(c) Martin Steinegger
(c) Martin Steinegger
(c) Martin Steinegger
(c) Martin Steinegger
(c) Martin Steinegger



Zu den folgenden Bildern der Kommentar von Martin Steinegger:
"In der Folge verdichtete sich der Wolkenknäuel an der linken Seite zusehends.
Auf den Bildern wirkt das leider etwas lahm, aber dieser Bereich war in ständiger Rotation und zwar mit extremer Geschwindigkeit.
Wolkenfetzen drehten in alle Himmelsrichtungen und bewegten sich teils nur wenige Meter über der Wasseroberfläche des Sees.
Logischerweise war diese Rotationsphase besonders ausgeprägt, als dieser Baum mir die Sicht versperrte"
































Martin Steinegger:
"Der schwarze Pfeil markiert den Bereich, wo die Rotationsbewegungen mit treibenden Wolkenfetzen bis hinunter an die Wasseroberfläche zu erkennen waren.
Danach verschwand dieser Bereich aus meinem Blickfeld."







Kurz vor 17 Uhr erreichte die Böenfront der Superzelle schliesslich den Seedamm und die Stadt Rapperswil (SG).
Dort - insbesondere am Hafen, in der Altstadt und auf dem östlichen Teil des Seedams - richtete der Sturm enorme Schäden an.
Aufgrund dieser Schäden müssen punktuell wohl Windböen in Orkanstärke (> 120km/h) gewütet haben.
Dass dabei der zuvor über dem See beobachtete Gustnado mit eine Rolle gespielt haben könnte, ist zur Stunde lediglich eine Vermutung.







Radarbilder








Quelle:MeteoSchweiz

Zoom-Animation 16.45 bis 17.15 Uhr MESZ:


Messdaten

Videos

Wie folgt zwei Amateur-Videos, welche die Überquerung der Böenfront über den Zürichsee aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen.

Das folgende Video wurde um ca. 16.50 Uhr von Siebnen (SZ) aus aufgenommen:
Kleiner Tornado mit Blitz SRF

Die folgende Aufnahme wurde etwa zur gleichen Zeit vom Zürcher Oberland aus gemacht:
© Walter müller


Weitere Informationen zur Superzelle

Sturmschäden in Rapperswil (SG):

(c) Matthias Dörig


(c) Leserreporter 20min / Quelle: 20min.ch


Weitere Schadensfotos:
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?f=2&t=7665&start=220#p137592

Diskussion im Sturmforum:
NOW: Gewitter am 07.07.2011





Informativer Bericht von Meteoschweiz:
Schwere Gewitter mit Hagel, Sturmböen und Starkniederschlag, Marco Stoll 08.07.2011




Medienlinks:





Interna

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